Unbekannte Gibbon-Kolonie entdeckt

Gibbons sind Menschenaffen, die sich mit ihren langen Armen behände durch die Baumwipfel des Regenwaldes hangeln. Alle Arten sind bedroht. Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass Forscher in Vietnam eine große Gibbon-Kolonie entdeckt haben.

Wie leben Gibbons?



Mit den langen Armen kann sich der Gibbon hervorragend von Ast zu Ast schwingen.

Gibbons sind, wie Oran-Utangs, Schimpansen und Gorillas Primaten (Menschenaffen). Damit gehören sie zu den nächsten Verwandten des Menschen. Sie werden bis zu 90 Zentimeter groß und zwischen 4 und 13 Kilo schwer. Besonders auffällig sind ihre langen Arme, die oft die Länge des Körpers übertreffen. Mit ihnen schwingen sie sich geschickt durch die Baumwipfel des Regenwaldes Sudostasiens.


Sie leben in den Baumkronen und können mit einem Schwung drei Meter zurücklegen. Gibbons gehen lebenslange Partnerschaften ein und sind sich ihr Leben lang treu. Sie ernähren sich vor allem von Früchten und Blättern. Um ihr Revier zu verteidigen, können Gibbons laute Schreie ausstoßen, die tagsüber den Regenwald erfüllen.



Der Siamang ist mit 90 Zentimetern Rumpflänge der größte Gibbon.

Der Gibbon und der Mensch


Gibbons haben die Menschen in Südostasien schon immer fasziniert. In China waren sie einst weitverbreitet und inspirierten Künstler und Dichter. Außerdem wurden und werden manchen Körperteilen des Gibbons heilende Wirkungen zugeschrieben, zum Beispiel Potenzsteigerung.


Deshalb und auch wegen des Fells wurden Gibbons lange Zeit gejagt, weil die Gibbon-Produkte viel Geld einbrachten. So wurde der Gibbon-Bestand in den vergangenen Jahrhunderten stark dezimiert, vor allem auch, weil der Lebensraum des Gibbons - der Regenwald - durch Rodung immer kleiner wurde. In den letzten 45 Jahren verringerte sich die Zahl der Primaten um 80 Prozent. Heute sind alle Gibbon-Arten gefährdet oder bedroht.



Weißwangengibbons gehen lebenslange Partnerschaften ein.

Sensationelle Entdeckung


Im Pu-Mat-Nationalpark in Vietnam haben Forscher nun eine bisher unbekannte Gibbon-Kolonie entdeckt. Hier leben über 450 Weißwangen-Gibbons in den Baumkronen des Regenwaldes. Es handelt sich um die einzige überlebensfähige Population dieser Art. Diese Kolonie macht zwei Drittel aller Gibbons in Vietnam aus.


Die Gibbon-Gemeinschaft war so lange unentdeckt geblieben, weil der Regenwald Vietnams in diesem Gebiet sehr schwer zugänglich und noch kaum erschlossen ist. Erst bei einer Expedition durch den Dschungel konnte die Kolonie aufgespürt werden.


Der Fund zeigt wieder einmal den hohen Stellenwert, den die Nationalparks für den Tierschutz haben. Nur hier konnte sich eine Population über so lange Zeit ungestört entwickeln und überleben. Es ist sehr wichtig, dass solche Lebensräume besonders für vom Aussterben bedrohte Arten erhalten und geschützt werden.


22.08.2011 // Text: Jan Wrede; Bilder: Weißer Gibbon: Matthias Trautsch (GNU 1.2, cc-by-sa 3.0), Siamang: Mark Pellegrini (GNU 1.2, cc-by-sa 3.0), Weisswangengibbon: F.Spangenberg (cc-by-sa 3.0)

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