Trainingscamp für Dickhäuter

Im Königlichen Elefantencamp bei Lampang in Nordthailand. Hier werden die Dickhäuter nicht nur in den traditionellen Arbeitstechniken geschult, sondern dürfen sogar ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Sie malen Bilder, musizieren und haben als Bigband schon eine eigene CD herausgebracht.

Die Abrichtung von Elefanten als Arbeitstiere hat in Thailand eine lange Tradition. Die asiatische Dickhäuter gelten im Vergleich zu ihren Kollegen vom schwarzen Kontinent als besonders sanftmütig und gut zähmbar. Außerdem bringen sie eine gehörige Portion Intelligenz mit. Das Arbeiten stellt für sie damit keine Last, sondern eine echte Herausforderung dar.

Arbeitslose Dickhäuter

Noch 1955 wurden im Königreich 13.000 Jumbos für den Abtransport von Bäumen gehalten. Doch seit es 1989 in Thailand verboten wurde, für kommerzielle Zwecke die Wälder abzuholzen, sind viele Elefanten buchstäblich arbeitslos geworden. Einige sind jetzt in den Nachbarstaaten Burma und Laos tätig, andere ziehen mit ihren Führern sogar bettelnd durch Bangkoks oder verdienen ihre tägliche Gras- und Bananenration durch Trekkingtouren für Touristen.

Vom Aussterben bedroht

Doch auch die Tage der wild lebenden Dickhäuter sind gezählt, da Bambus und andere einheimische Pflanzen, von denen sie sich ernähren, mehr und mehr von Eukalyptusplantagen verdrängt werden. Gegenwärtig soll es noch etwa tausend Elefanten in freier Wildbahn geben, zumeist im Dschungel entlang der burmesischen Grenze.

Alles, was das Herz begehrt

Durch die Gründung von Elefanten-Trainingscamps in Nordthailand hat man eine Möglichkeit gefunden, die Tiere sinnvoll zu beschäftigen und gleichzeitig ihr Überleben zu sichern. Das Thai Elephant Conservation Center nimmt eine ganz besondere Stellung ein. Die königliche Familie wacht höchstpersönlich darüber, dass es den Dickhäutern gut geht und sie artgerecht gehalten werden. Auf einem 1.600 Quadratmeter großen Gelände gibt es alles, was das Elefantenherz begehrt: Einen großen Dschungel, in dem sie sich Nachts schlafen legen, einen See zum Planschen, Trainings- und Vorführplätze sowie Zuckerrohr- und Grasfelder für das Futter der Tiere.

In Reih und Glied

Die Ausbildung beginnt für die jungen Elefanten im Alter von drei Jahren. Dann werden sie von ihren Müttern getrennt und sechs bis sieben Jahre lang für den Ernst des Lebens geschult. Jedem Tier wird sein eigener Trainer zugeteilt, die auf Thailändisch mahout heißen. Im vierten und fünften Lebensjahr absolvieren die Elefanten gewissermaßen ihr Grundstudium. Jetzt heißt es erst einmal ordentlich in einer Reihe hintereinander herlaufen und Disziplin üben. Auch Malen steht schon bei den ganz Kleinen auf dem Stundenplan. Mit Pinsel, Farbeimer und einem Blatt Papier zaubern einige von ihnen kleine Kunstwerke, die von moderner Kunst oftmals nicht zu unterscheiden sind.

Mit Pauken und Trompeten

Auch die Musik ist eine große Leidenschaft fast aller Elefanten jeder Altersstufe. In Lampang entwickelten die Trainer für die rhythmusbegeisterten Tiere spezielle Zupf- und Schlaginstrumente, bei denen, wie schon beim Malen, wieder der geschickte Rüssel zum Einsatz kommt. Wer denkt, dass dabei nur Katzenjammer herauskommt, weit gefehlt! Die Dickhäuter scheinen tatsächlich ein musikalisches Gehör zu haben und sind in der Lage kleine Melodien fehlerfrei zu spielen. Und offensichtlich macht ihnen dass einen Heidenspaß.

Vom Anfänger zum Routinier

Ernster wird es in der zweiten Trainingsphase. Jetzt stehen körperlich anspruchsvoller Arbeiten wie das Wuchten, Schieben und Ziehen von Baumstämmen auf dem Programm. Zwischen elf und 16 Jahren werden die Elefanten für leichte Waldarbeiten eingesetzt. Zwischen 16 und 38 erarbeiten sie sich dann eine gewisse Routine, und danach sind sie schon alte Hasen, die ihre Arbeit fast im Schlaf zuverlässig erledigen. Spätestens ab diesem Stadium sind viele Dickhäuter so clever, dass sie eine innere Uhr zu besitzen scheinen. Pünktlich zum Arbeitsende lassen sie ihre Baumstämme fallen, um sich danach ein ausgiebiges Flussbad zu gönnen.

"Schulfrei" am Nationalfeiertag

Festgesetzte Ruhepausen gibt es natürlich auch. Die heißen Monate von März bis Mai haben die Jungtiere schulfrei. Auch an den meisten buddhistischen Feiertagen muss weder gelernt noch gearbeitet werden. Es gibt sogar einen Nationalfeiertag, an dem die Thais die von ihnen verehrten Tiere würdigen. In den Camps müssen Besucher an diesem Tag keinen Eintritt bezahlen. Vorführungen finden allerdings auch nicht statt. Schließlich will auch ein Elefant einmal im Jahr so richtig Faulenzen! Nichtstun bis ans Lebensende dürfen Jumbos, die das Rentenalter von 61 erreicht haben. Dann gibt es den ganzen Tag Freizeit, Bananen und Zuckerrohr satt!

Nic 05.04.02 (Text und Fotos)

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