Seltener Nachwuchs bei Sibirischen Tigern

Sibirische Tiger sind in ihrer Heimat, dem russisch/chinesischen Grenzgebiet, stark bedroht. Nur noch 450 Tiere leben in der freien Natur Ostasiens. Insgesamt sind weltweit nur 550 Sibirische Tiger im Internationalen Zuchtbuch erfasst und davon leben 220 im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes (EEP) in fast 90 Zoos. Deshalb ist der Tierbestand in den Zoos von größter Bedeutung, um diese Tierart zu erhalten.

Oktoberwurf

Am 7. Oktober wurden drei kleine, noch blinde Kätzchen geboren. Die Mutter ist die 3-jährige Sigena, die ebenfalls in einem Zoo zur Welt kam und vor zwei Jahren aus dem Zoo Hannover nach Nürnberg umzog. Der Vater ist sozusagen ein gebürtiger Holländer: der vierjährige Kater Jantar, kam aus dem niederländischen Rhenen nach Nürnberg.

Tiger werden mit drei bis vier Jahren geschlechtsreif. Dann können sie auch ihre ersten Jungen bekommen. Nach einer Tragzeit von ca. 105 Tagen werfen sie zwischen 2 und 4 Junge.

Die ersten Wochen

Nach vier Tagen starb eines der drei Jungen an einer Infektion. Wahrscheinlich war der Grund für die Ansteckung, dass die Nabelschnur sehr kurz abgerissen war. Die beiden anderen Babys entwickelten sich ganz normal und öffneten nach zwei Wochen ihre Augen. Auch die Mutter machte bei ihrem Nachwuchs instinktiv alles richtig. Im Normalfall säugt die Mutter ihre Jungen 5 Monate lang und 2 weitere Jahre betreut die Mutter die Jungtiere, bis diese selbstständig und geschlechtsreif werden.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Damit die Tiere ungestört mit ihrer Mutter aufwachsen konnten, wurde das Raubtierhaus zunächst für Besucher geschlossen. Nur über Kameras wurden die Jungen und ihre Mutter beobachtet. Auch Vater Jantar durfte nicht zu seinem Nachwuchs, denn es kann durchaus vorkommen, dass ein Tigermännchen seinen Nachwuchs tötet. Um die Jungen keiner Gefahr auszusetzen, wurden sie abgeschirmt.

Besucher, die nur auf sich bedacht waren, ärgerten sich darüber, dass sie nicht zu den Jungtieren durften. Dabei war dies zunächst eifach eine Schutzmaßnahme des Zoos, man wollte Sigena und ihre Jungen nicht stören. Und man wollte die Tigerbabys ungestört und gesund heranwachsen lassen, bis sie groß und kräftig genug waren um den besuchern ungefährdet begegnen zu können.

Der erste große Auftritt

Nach drei Wochen konnte man auf dem Bildschirm beobachten, wir die noch sehr unbeholfenen Kleinen zum ersten Mal selbstständig aus ihrer mit Stroh gefüllten Wurfbox krabbelten. Drei Wochen später wurden sie immer abenteuerlustiger und mutiger und fingen an die Umgebung zu erkunden. So inspizierten sie den Laufgang in Richtung Außenanlage.

Mit acht Wochen bekamen Jenki und Gawan ihre Schutzimpfungen gegen Leukose, - dabei vermehren sich wie beim Menschen bei Leukämie die weißen Blutkörperchen bösartig, - gegen die Viruserkrankung Parvovirose und Katzenschnupfen. Dieser Termin wurde vom Tiergarten genutzt um die zwei der Öffentlichkeit vorzustellen so hatten die beiden ihren ersten Pressetermin, bei dem sie unzählige Male fotografiert wurden.

Damit sich die Mutter und auch die Jungtiere langsam an die Zoosituation und an die Besucher gewöhnen können, wurde das Raubtierhaus zunächst stundenweise geöffnet so dass die Tiere immer wieder Zeit und Ruhe für sich haben. Jetzt im Januar ist die kleine Familie bei schönem Wetter auch immer wieder in der Außenanlage des Tiergartens unterwegs.

Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm

Sibirische Tiger leben normalerweise im Grenzgebiet zwischen Russland und China entlang des Flusses Amur und seines Seitenarms Ussuri. Doch in diesem Gebiet ist die Anzahl der Tiere auf 450 geschrumpft. Tiger sind Einzelgänger und jedes Männchen hat hat sein eigenes Revier. Das Gebiet kann bis zu acht Kilometer lang und zwölf Kilometer breit sein. Ein Tiger bruacht also viel Raum - doch der wird immer enger!.

Die Wilderei und die Vernichtung des Waldes und damit seines Lebensraums gefährten den kleinen Bestand der Tiere. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm hat sich daher zum einen zum Ziel gesetzt, genügend Tiere nachzuziehen, damit die Art nicht aussterben muss.

Vor allem soll aber dafür gesorgt werden, dass die Tiere und ihr ostasiatischer Lebensraum geschützt werden. Deshalb organisiert der Europäische Zooverband seit über einem Jahr auch eine Tiger-Kampagne, die den Schutz aller Unterarten des Tigers finanzieren soll.

-ab-05.01.04 Text/ Fotos: Tigerjunge: Tiergarten Nürnberg; Tiger auf Stein: www.wasistwas.de

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