Sehen Hunde wirklich nur schwarz-weiß?

Jede Woche beantworten wir Fragen zu allen möglichen Themen. Heute fragt uns Niels, 7 Jahre: "Sehen Hunde wirklich nur Schwarz-Weiß?" Hier kommt unsere Antwort!

Das Hundeauge kann sich in der Dämmerung perfekt zurecht finden. Hilfreich ist eine in der Netzhaut eingebettete Spiegelfläche, die auch bei wenig Lichteinfall das Licht zu nutzen weiß. Der Mensch hat diese Möglichkeit nicht. Quelle: © I Normann, Shutterstock

 

Früher dachte man, dass Hunde keine Farben sehen und ihre Umwelt nur Schwarz-Weiß wahrnehmen. Inzwischen haben wissenschaftliche Studien belegt: Das ist falsch. Hunde sehen sehr wohl Farben, allerdings nicht das gesamte Spektrum wie der Mensch.

Vergleich Mensch – Hund

Das Sehvermögen von Lebewesen hat sich so entwickelt, dass es jeder Art bestmöglich beim Überleben geholfen hat. Das war auch bei Mensch und Hund der Fall. Als Jäger und Sammler waren unsere Vorfahren vor allem am Tag unterwegs. Das Sehen von Farben ermöglichte ihnen, genießbare Nahrung zu finden und zum Beispiel Blätter leichter von essbaren Blüten und Früchten zu unterscheiden. Das wäre mit reinem Schwarz-Weiß-Sehen viel beschwerlicher gewesen.

Hundeauge funktioniert optimal in der Dämmerung

Der Hund hingegen war – bevor er vom Menschen gezähmt wurde – in der Abend- oder Morgendämmerung auf Nahrungssuche, um sich unbemerkter an Beutetiere anschleichen zu können. Seine Augen sind deshalb noch heute optimal an das Sehen bei wenig Licht angepasst. Die Fähigkeit, Bewegungen auf die Entfernung wahrzunehmen, war für das Jagen wichtiger als das Auseinanderhalten einzelner Farben.

Farbsinneszellen heißen Zapfen

Dieser Eindruck bestätigt sich, wenn man den Aufbau des Auges genauer betrachtet. Die Netzhaut enthält Stäbchen und Zapfen. Die Stäbchen übermitteln Hell-Dunkel-Kontraste und sind sehr lichtempfindlich, die Zapfen braucht man bei mittleren bis hellen Lichtverhältnissen und für das Sehen von Farben. Das Hundauge enthält besonders viele Stäbchen für die Orientierung in der Dämmerung, das menschliche Auge hat fünfmal so viele Zapfen für die bessere Farbwahrnehmung.

Eingeschränktes Farbempfinden

Das Farbsehen wird durch Photopigmente ermöglicht, die sich auf den Zapfen befinden und mit denen man eine bestimmte Bandbreite des Lichts wahrnehmen kann. Wir Menschen besitzen drei verschiedene Zapfentypen, die als Farbsinneszellen arbeiten. Damit können wir das gesamte Farbspektrum von Blau über Grün bis Gelb und Rot wahrnehmen. Hunde haben nur zwei unterschiedliche Zapfentypen und demnach ein eingeschränktes Farbempfinden.

Hund empfindet Farben anders

Mit Experimenten fanden Wissenschaftler heraus, dass Hunde den blau-violetten und gelben Bereich wahrnehmen. Dennoch sehen sie die Farben anders als wir Menschen. Grüne Objekte erscheinen ihnen farblos, gelbe Objekte rot. Sie sehen ähnlich wie ein Mensch, der rot-grün farbenblind ist. Auch bei der Sehschärfe, die beim menschlichen Sehsinn sechsmal schärfer ist, unterliegt der Hund. Dafür hat dieser durch die schräg angesetzten Augen ein deutlich weiteres Sichtfeld und kann mit seinen größeren Pupillen im Dunklen besser sehen.

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