Seehunde in Nord- und Ostsee in Gefahr!

Seit Anfang Mai wurden über 360 tote Seehunde an den Küsten Dänemarks und Schwedens entdeckt. Nun fand man auch die ersten toten Tiere auf der holländischen Insel Vlieland. Wissenschaftler, der WWF Deutschland, weitere Umweltorganisationen und Behörden warnen vor einem verheerenden Seehundsterben, ausgelöst durch den Seehundstaupevirus PDV.


Foto: Seehund WWF Kaiser

Was ist der Seehundstaupevirus?

Die Seehundstaupe heißt auf Englisch "Phocine Distemper Virus", deshalb wird sie auch mit PDV abgekürzt.

Patricia Cameron, Expertin für Meeresumweltschutz und Chemikalienpolitik beim WWF ist der Meinung, dass die Erkrankung durch die Schadstoffbelastung des Meeres ausbricht. Sie erklärt die Situation so:

Seehunde stehen am Ende einer Nahrungskette. Sie ernähren sich von Schnecken, Fischen, Krebsen oder Muscheln. Mit ihrer Nahrung nehmen die Seehunde auch Schadstoffe mit auf, wie PCB, TBT oder bromierte Flammschutzmittel. Unsere Meere sind die Auffangbecken für diese Substanzen und andere Umweltgifte. Die Seehunde sind die Leidtragenden, denn:

Diese Schadstoffe lagern sich im Körper an, greifen das Hormonsystem der Tiere an und führen zu Störungen des Immunsystems. Dadurch sind die Seehunde geschwächt und anfälliger für Viruserkrankungen.

Der Seehundstaupevirus wird von Tier zu Tier übertragen. Seehunde leben in Kolonien mit bis zu 100 Tieren auf Sandbänken. So kann sich der Virus rasant schnell unter den Meeressäugern ausbreiten.

Hat den Seehund der Virus befallen, husten sich die Tiere zu Tode und sterben schließlich an einer Lungenentzündung.


Foto: Toter Seehund 1988 © Hans-Ulrich Roesner

1988 gab es so eine Epedemie schon einmal!

Damals starben im deutschen, dänischen und niederländischen Wattenmeer über 8 000 Seehund, das waren etwa 60 Prozent des gesamten Tierbestands. Heute leben im gesamten Wattenmeer wieder rund 20 000 Tiere, davon 7 500 in Schleswig- Holstein und 6 200 in Niedersachsen.


Grafik: WWF 16. Juni 2002

Kann man etwas gegen die Seuche unternehmen?

Annette Bauermann, die Wattenmeer- Expertin dess WWF winkt ab. "Nein, man kann nichts gegen die Ausbreitung des Virus tun. Einen Impfstoff gibt es zwar, für eine Impfung müsste man allerdings die Seehunde erst einmal einfangen. Nur so könnte mand as Serum durch die dicke Fettschicht hindurch ins Muskelgewebe spritzen. Es ist aber nicht möglich 20 000 Seehunde zu impfen. Das Einfangen der Seehunde würde sowohl die Kranken als auch die Gesunden in unnötigen Stress versetzen. Letztendlich könnte nur eine kleine Anzahl von Seehunden geimpft und somit die Seuche nicht aufgehalten werden."

Wie kann man den Seehunden helfen?

Der WWF Deutschland und andere Umweltorganisationen glauben, man könnte den Seehunden nur dadurch helfen, dass man die Schdastoffbelastung des Meeres verringert. So dürften künftig Chemikalien, die gifitg sein können und sich in Organismen anreichern können, nicht mehr in die Umwelt gelangen. Also auch nicht mehr ins Meer entsorgt werden.

Bromierte Flammschutzmittel werden zum Beispiel zur Herstellung von Fernsehern und Computern verwendet.

Überträgt sich die Krankheit auch auf den Menschen?

Nein, nach dem derzeitigen Stand der Forschung ist dieser Virus für die Menschen ungefährlich.


Foto: Seehund/ Nordsee © Hans- Ulrich Roesner

Wie soll man sich gegenüber Seehunden verhalten?

Auf jeden Fall mit Respekt. Gerade in den Sommermonaten brauchen die Seehunde ihre Ruhe. Die Weibchen bekommen im Juni/Juli ihre Jungen und säugen sie. Ball spielende, lärmende, plantschende, schreiende und neugierige Touristen sind da das Letzte, was sie gebrauchen können.

Wer zu nah an die Seehunde herangeht, riskiert sogar das Muttertier zu verscheuchen. Das kann für die Welpen lebensgefährlich sein. Denn kommt die Mutter nicht schnell zurück, verhungert das Junge. Also: Abstand halten und ganz ruhig bleiben, dann könnt ihr in aller Ruhe zusehen wie ein Seehundbaby aufgezogen wird.

Wer gerne noch mehr über Seehunde oder Seehundaufzuchtstationen wissen möchte: Die Seite http:www.seehund.de ist sehr zu empfehlen! Hier könnt ihr auch Seehunde per webcam besuchen!

-ab/ Presseinfo WWF, 24.06.2002/ Fotos: WWF Deutschland

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt