Neue Menschenaffenart entdeckt

Im Regenwald gibt es noch viele unentdeckte Tier- und Pflanzenarten. Im September 2010 hat ein Team von Wissenschaftlern eine neue Spezies der Menschenaffen beschrieben. Es ist der Nördliche Gelbwangen-Schopfgibbon.

Wie sieht der Gibbon aus?


Der Nördliche Gelbwangen-Schopfgibbon trägt den wissenschaftlichen Namen Nomascus annamensis und gehört damit in die Familie der Gibbons. Gibbons sind Menschenaffen und zeichnen sich vor allem durch ihre langen Arme aus, mit denen sie sich behände von Ast zu Ast hangeln können.


Links ein Männchen, rechts ein Weibchen.

Die Tiere sind zirka 60 Zentimeter lang und bringen nur sieben Kilo auf die Waage. Die Weibchen sind hell gelb-beige gefärbt, während die Männchen ein schwarzes Fell tragen. Nur die Backen sind gelb gehalten.


Wo lebt die neue Art?


Der Schopfgibbon kommt in Südostasien vor. Er lebt im tropischen Regenwald des südlichen Laos und Zentralvietnams. Der Fluß Mekong bildet die westliche Verbreitungsgrenze. Zu anderen nah verwandten Arten wird er durch andere Flüße abgetrennt. Der Gibbon ist ein bevorzugter Baumbewohner der sein ganzes Leben in den Baumkronen verbringt.


Alle Gibbons haben sehr lange Arme zum Hangeln in den Baumkronen.



Eine sensationelle Entdeckung


Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen entdeckten den Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbon 2010 und beschrieben ihn als eine eigene Art. Ihnen war aufgefallen, dass sich der charakteristische Gesang einiger Gibbons von dem der Südlichen Gelbwangen-Schopfgibbons unterscheidet. Äußerlich ist kaum ein Unterschied auszumachen.


Daraufhin analysierten die Forscher das Genmaterial der Gibbons und kamen zu dem Schluss, dass es sich um eine eigene Art handelt. Sie veröffentlichten ihre Entdeckung und beschrieben die neue Art. Die seltene Art war den Wissenschaftlern bisher unbekannt geblieben, weil sie in einer nur schwer zugänglichen Bergregion leben.


Bedrohte Art


So wie alle Schopfgibbon-Arten (insgesamt gibt es sieben) gehört auch der Nördliche Gelbwangen-Schopfgibbon zu den gefährdeten Tierarten. Primatenforscher Christian Roos schätzt die gesamte Population der Arten auf zirka 100. Das liegt zum einen daran, dass die Tiere illegal gejagt werden. In Süostasien werden sie als Haustiere gehalten, gegessen oder zu Medizin weiterverarbeitet.


Der Lebensraum der Gibbons, der tropische Regenwald, wird immer kleiner.

Zum anderen wird der Lebensraum der Gibbons immer kleiner. Durch Rodung für Plantagen oder Rohstoffgewinnung geht der Regenwald in Südostasien Stück für Stück zurück. Für die Gibbons ist dann nicht mehr genügend Platz, weshalb die Population immer kleiner wird. Vom verwandten Hainan-Schopfgibbon in China gibt es insgesamt nur noch 20 Tiere.


Wichtiger Fund


Umso wichtiger ist die Beschreibung neuer Arten. Durch die Analyse der Erbsubstanz kann man die Verwandtschaftsbeziehungen genau bestimmen. Dadurch ist es leichter die Tiere effektiv zu schützen, denn man kann ungewollte Kreuzungen zwischen verschiedenen Arten vermeiden und effektiver Schutzgebiete ausweisen.






15.10.2010 // Text: Jan Wrede; Bilder: Weißhandgibbon: Matthias Trautsch (GNU 1.2, cc-by-sa 3.0), Paar: Sancassania (GNU 1.2, cc-by-sa 3.0), Regenwald: Christian Ziegler (cc-by-sa 2.5)

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