Lemminge kleine Nager fliehen in Massen

Lemmus Lemmus ist der Fachausdruck für den Berglemming. Diese kleinen Nagetiere aus dem hohen Norden sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Sie gehen auf große Wanderung. Dabei kommen unzählige Tiere ums Leben. Wir erklären euch, was das zu bedeuten hat:

Was ist ein Lemming?

Berglemminge sind kleine Nagetiere, die 12 15 Zentimeter groß werden, mit einem gedrungenen, walzenförmigen Körper, kleinen Ohren und einem kurzen Stummelschwanz. Sie erinnern so ein bisschen an langfellige Meerschweinchen. Sie haben ein schwarz, rotbraunes Fell auf der Oberseite, unten sind sie gelblich braun gefärbt. Ihr Fell und ihr Körper sind optimal an ihre Lebensbedingungen, die Kälte der skandinavischen Gebirgshochlagen , den Gebirgszügen Südnorwegens, Mittelschwedens oder auch im nördlichen Finnland, angepasst.

Wie Berglemminge leben

Im Sommer bauen sich die Tiere ausgedehnte Gangsysteme. Dort bringen sie ihre Nester unter und legen Vorräte für den Winter an. Sie ernähren sich hauptsächlich von Gräsern, Flechten und Moosen. Im kurzen Sommer auch von Beeren, Pilzen, Kräutern und Schösslingen. Berglemminge machen keinen Winterschlaf, verbringen aber die meiste Zeit der Wintermonate unter der Schneedecke, in ihren verschachtelten Gangsystemen.

Lemminge vermehren sich rasch

Lemminge haben eine Tragzeit von 20 bis 21 Tage. Pro Wurf kommen bis zu 13 Jungen zur Welt, im Durchschnitt sind es sechs. Pro Jahr wird ein Weibchen drei Mal trächtig. So vermehren sich die Berglemminge gerade dann schnell, wenn der Winter mild, das Frühjahr zeitig und der Herbst spät, dafür das Nahrungsangebot reichhaltig ist. Dies kann zu einer Bevölkerungsexplosion führen. Unglaublich viele Lemminge werden dann geboren. Etwa alle drei bis vier Jahre kommt so etwas in einer Lemmingkolonie vor.

Die Karte zeigt die Wanderzüge der Lemminge in Skandinavien.

Lemmingjahr

Werden in einem Jahr viel zu viele Lemminge geboren, spricht man von einem Lemmingjahr. Dann freuen sich natürlich auch die zahlreichen Raubvögel, deren bevorzugte Beute die Lemminge sind und auch ihre Zahl nimmt zu. Nach solch einem Lemmingjahr reguliert sich die Natur im Normalfall selbst mehr Lemminge benötigen mehr Nahrung das Angebot wird knapp. Mehr Lemminge bedeuten aber auch mehr Beute für Raubvögel, Füchse oder Wölfe. So nimmt die Zahl der Lemminge im Normalfall ein Jahr später wieder ab.

Lemmingausbruch

Allerdings kommt es alle 32 bis 36 Jahre zu einem so genannten Lemmingausbruch. Dann bekommen die Tiere wegen der Überbevölkerung Aggressionen, beißen und verletzen sich. Ihnen fehlt Platz und vor allem auch Nahrung. Sind einzelne Lemminge friedlich und putzig, werden sie unter Millionen gefährlich und wild. Diese Streitlust und Aggression ist das Startsignal für eine unglaubliche Wanderung der Tiere. Sie setzen sich talwärts in Bewegung, um neues Land zu erschließen. Ein angeborener Instinkt zwingt jedes der Tiere immer genau geradeaus zu laufen. Sonst würden sie sich vielleicht im Kreis bewegen und wieder an ihren ursprünglichen Startpunkt zurückkehren.

Geradeaus

Wie fest eingestellt eilen die Lemminge in diese Richtung und sie lassen sich dabei von nichts abhalten. Ist ein Abgrund oder Fluss im Weg, so springen die Tiere. Sie queren Städte, Seen, Flüsse, Gletscher und auch Eisenbahnschienen. Über 100 Kilometer weit können die Lemminge so ziehen und viele der Tiere sterben auf diesem Weg zum Neuland. Die Überlebenden besiedeln die neuen Gebiete.

Kein gemeinsamer Selbstmord

Früher dachte man, dass die Tiere gemeinsam Selbstmord begehen, wenn sie sich massenweise in einen See oder einen breiten Fluss stürzten und so nicht an das rettende Ufer gelangten. Heute weiß man, dass die Berglemminge nur neue Lebensräume suchen und auf dem Weg sozusagen verunglücken. So reguliert sich auch die Überbevölkerung der Tiere durch die Tiere selbst.

-ab- 27.07.04 Text: Foto: CD; Zeichnung (c) Tessloff Verlag

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