Igel im Winter

Igel sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere. Sie ernähren sich von Insekten, leben als Einzelgänger meist am selben Ort und halten nach Wintereinbruch in einem geschützten Unterschlupf Winterschlaf. Der Igel gehört zu den besonders geschützten Tierarten. Findet man bei einem Spaziergang oder im Garten einen solchen stacheligen Gesellen, ist deshalb nur in Ausnahmefällen - z.B. bei verletzten oder kranken Tieren - eine Mitnahme und Pflege in menschlicher Obhut gestattet.

Eine solche Ausnahme ist der Fund eines Igels nach Einbruch des Winters, also bei Dauerfrost oder Schnee. Dies gilt besonders bei Jungtieren bis zu einem Gewicht von 500g und wenn der Igel allein am Tag herumirrt. Solche Tiere sind meist krank, manchmal auch zu spät im Jahr geboren und besitzen kein als Energiespeicher dringend für den Winterschlaf benötigtes Fettpolster.

Entschließt du dich dazu, das gefundene Tier bei dir aufzunehmen, so ist Folgendes zu beachten: Nur sachkundig betreute Igel haben eine echte Chance, eine Überwinterung in menschlicher Umgebung zu überstehen. Aus diesem Grund sollte man immer zuerst den Tierarzt, den örtlichen Tierschutzverein oder eine Igelstation informieren. Dort erhälst du kompetente Hilfe.

Nach einem Igelfund, bei dem man sich sicher ist, dass er Hilfe benötigt, solltest du zunächst einmal folgende Checkliste abarbeiten:

1) Anfertigung eines Pflegeberichts: Funddatum, -uhrzeit, -gewicht und genauer Fundort stellen die Grundeinträge dar. Im Laufe des Aufenthalts werden regelmäßig Gewicht und Größe protokolliert.

2) Untersuchung auf Verletzung und Parasiten: Kopf, Bauchseite und Beine müssen hinsichtlich Fliegeneiern, -maden, Flöhen und Zecken inspiziert werden. Sie müssen entfernt werden, was ein Tierarzt am besten kann. Auch auf Würmer kann der Arzt den Findling untersuchen. Hierzu musst du eine Kotprobe mit in die Praxis nehmen.

3) Unterkühlte Igel wärmen: Eine handwarme Wärmflasche mit Tüchern umwickelt wärmt den daraufliegenden Igel am besten. Heizkissen sind hierfür gänzlich ungeeignet. Das Tier kannst du mit einem Frotteehandtuch zudecken.

4) Tierarzt falls nicht bereits geschehen aufsuchen: Ein Veterinär kann kranken, verletzten oder von Parasiten befallenen Igeln am besten helfen.

5) Igelgehege herrichten: Ist das Tier bestens medizinisch versorgt, gilt es in einem 18 bis 20 Grad warmen Raum eine igelgerechte Unterkunft vorzubereiten. Sie soll mindesten zwei Quadratmeter groß und ausbruchsicher sein. 45-50 cm hohe Seitenwände reichen hierzu aus. Am besten eignen sich gut zu reinigende Span- oder Hartfaserplatten.

Zur Wärmeisolierung muss das Igelgehege mit einem Boden ausgestattet werden, der mit täglich zu wechselnden Lagen Zeitungspapier belegt wird. Zusätzlich wird ein Schlafhaus benötigt, das sich gut aus einem Karton oder einer Holzkiste (ca. 30cm x 30 cm) basteln lässt, in die seitlich ein Schlupfloch (ca. 12 x 12 cm) hineingeschnitten wird. Viel zerrissenes und zerknülltes Zeitungspapier im Inneren dient als Nestmaterial.

6) Ernährung: Als Futter eignet sich Katzen- oder Hundedosenfutter, gekochtes, kleingeschnittenes Geflügelfleisch, angebratenes Rinderhackfleisch und ohne Gewürze gebratenes Rührei, jeweils mit Igeltrockenfutter oder Futterhaferflocken als notwendigen Ballaststoffen gemischt. Flache, standfeste Gefäße lassen dabei den Igel am besten an die Nahrung gelangen. Igel dürfen auf keinen Fall Milch zu trinken bekommen, denn Milch kann zum Tod durch Durchfälle führen. Wasser ist am geeignetesten.

7) Gesunde Igel sofort wieder am Fundort freilassen!

Wer mehr über dieses Thema erfahren möchte, oder einen Igel gefunden hat, der kann sich an die Igel-Hotline des Pro Igel e.V. wenden unter der Igel-Hotline: 0180 / 55 55 95 51 oder Faxabruf: 0180 / 55 55 95 54.  Weitere Informationen gibt es beim Verein:

Pro Igel e.V. - Geschäftstelle

Lilienweg 22

24536 Neumünster

E-Mail: info@pro-igel.de

und natürlich auf der Website www.pro-igel.de.

Artikel von Charlotte Stanek, zooplus.de; Bild-Quelle: Tessloff Archiv Pro Igel e.V.

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