Hunde können Krebs riechen

Dass Hunde einen sehr feinen Geruchssinn haben, ist schon lange bekannt. Schließlich werden sie deshalb auf der Suche nach Lawinenopfern ebenso eingesetzt wie bei der Drogenfahndung und dem Aufspüren von Bomben. Dass die Sinneszellen von Hundenasen auch Krankheiten erschnuppern können, ist hingegen eine recht neue Erkenntnis.


Hunde erschnuppern kranken Atem

Foto links: Drogenspürhund bei der Arbeit.

In Kalifornien ergab ein Test, dass Hunde Krebstumoren riechen können. Zunächst waren fünf Tiere - drei Labradore und zwei portugiesische Wasserhunde - knapp drei Wochen lang darauf trainiert worden, Lungen- und Brustkrebs an Atemproben zu erkennen.

Dann kam der Beweis: die Hunde bestimmten anhand der ausgeatmeten Luft von 169 Patienten, welche von diesen gesund waren und welche an Brust- oder Lungenkrebs litten. Dabei waren sie enorm treffsicher: die Tiere identifizierten 88 Prozent der Brustkrebs- und sogar 99 Prozent der Lungenkrebspatienten. Eine so hohe Rate ist im frühen Erkrankungsstadium mit kaum einer herkömmlichen Methode zu erreichen.


Rechts: Röntgenaufnahme eins Lungenkrebskarzinoms.

Für die Patienten ist diese Möglichkeit eine neue Hoffnung, da die Hunde Krebs bereits im Anfangsstadium entdecken können. Dann ist die Chance auf Heilung nämlich noch recht groß.

Doch wie kam man überhaupt auf die Idee, dass Hunde Tumoren riechen können? Schon 1989 wurde in einem Medizinjournal über eine Hautkrebspatientin berichtet, deren Labrador immer wieder intensiv an der befallenen Körperstelle schnupperte. Bei einer Hundeshow legte sich das Tier auf die Füße einer anderen, ihm unbekannten Frau, die sich daraufhin untersuchen ließ. Und tatsächlich: auch sie hatte eine bösartige Geschwulst an der Haut.

Vergleich Hundenase Menschennase

Links: Riechschleimhaut eines Hundes

Warum ist das Geruchsorgan der Hunde zu solch einer Leistung im Stande, die für uns Menschen unerreichbar ist? Zum einen besitzt der Schäferhund mit 220 Millionen Riechsinneszellen 40 Mal mehr als wir Menschen.


Rechts: Riechschleimhaut eines Menschen

Doch ist sein Riechvermögen nicht nur 40 Mal sondern etwa eine Million Mal besser als unseres. Das liegt auch daran, dass seine Riechschleimhaut viel verästelter ist, als unsere. Außerdem sind etwa zehn Prozent seiner Gehirnrinde mit dem Riechen beschäftigt. Bei uns ist es gerade mal ein Prozent.

Übrigens riechen nicht alle Hunde gleich gut. Je länger ihre Nase, umso besser sind sie in dieser Fähigkeit. Kein Witz! Eine große Nase deutet nämlich auf eine umfangreiche Riechschleimhaut hin.

Zudem atmen die Tiere bis zu 300 Mal pro Minute ein. Da entgeht ihnen kaum ein Molekül. 

Hundenase als Vorbild für die elektronische Nase

Die Tierfreunde unter euch warten jetzt vielleicht schon gespannt darauf, wann sie endlich ein Hund in der Arztpraxis zur Routineuntersuchung anschnuppert. Doch daraus wird wohl nichts. Die Experten sind sich einig: So hervorragend Waldi und Co. ihre Arbeit machen, auch sie haben mal einen schlechten Tag, an dem sie nicht wie gewohnt funktionieren und deshalb für den dauerhaften Einsatz in Klink und Arztpraxis nicht geeignet sind. Außerdem wäre das auch ein hygienisches Problem. 

Stattdessen versuchen Forscher, die Hundenase nachzubauen. An der Universität Rom wurde eine elektronische Nase entwickelt, die Lungenkrebs-Patienten am Atem erkennen kann. In einem Probelauf identifizierte die e-nose 100 Prozent der Erkrankten. Das funktioniert aber nur deshalb, weil man weiß, welche Substanzen im Atem auf die Krankheit schließen lassen. Das Gerät ist auf genau diese Stoffe spezialisiert. Eine echte Hundenase mit all ihren verschiedenen Fähigkeiten wird so bald wohl niemand konstruieren können.

Mehr über die Sinnesleistungen von Tieren lest ihr im WAS IST WAS Band 80 Tiere wie sie sehen, hören und fühlen.

Text: lm 20.10.06,  Illustrationen Riechschleimhäute Mensch - Hund: WAS IST WAS Bd. 80, illustriert von M. Tophoven und R. Zieger; Fotos: alle Wikipedia GFDL.


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