Herzlich willkommen, Vera, Vilma und Felix!

Nach 4 1/2 Jahren sind in den Nürnberger Tiergarten wieder Eisbären eingezogen. Die zwei Weibchen und das Männchen bezogen eine moderne, große Sandsteinanlage mit Wasserfall, Becken und Bachlauf, insgesamt einer wesentlich größeren Land- und Wasserfläche als die alte Anlage zu bieten hatte, sowie einer extra Wasserfilteranlage. Außerdem können die Besucher den Eisbären jetzt auch "von unten" beim Schwimmen zu sehen.

Woher kommen Vilma und Vera?

Selbstverständlich sind die drei neuen Eisbären Tiere, die in Zoos zur Welt kamen. Vilma wurde am 03.12.2002 im Rostocker Zoo geboren. Vera stammt eigentlich aus dem russischen Zoo in Moskau. Sie kam am 22.11.2002 dort zur Welt, wurde dann aber auch nach Rostock gebracht, damit die beiden Eisbärendamen sich aneinander gewöhnen und miteinander ein Quartier beziehen konnten. Denn eigentlich sind Eisbären ja ausgesprochene Einzelgänger, doch im Tiergarten leben die beiden Weibchen zusammen.

Felix - der Wiener

Der älteste der drei Neuankömmlinge ist Felix, das Männchen. Er wurde in Wien am 24.11.2001 geboren und übergangsweise mit seiner Mutter im Zoo Karlsruhe aufgenommen, bis die neue Anlage in Nürnberg fertig gestellt war. Während Felix vor ein paar Tagen nach Nürnberg kam und nun direkt neben den beiden Damen eingezogen ist, kam seine Mutter zurück nach Wien.

Felix wiegt mit seinen drei Jahren 315 Kilogramm. Eisbären sind die größten Landraubtiere und männliche Exemplare werden im Durchschnitt zwischen 300 und 500 Kilogramm schwer. 1960 wurde der bisher schwerste Eisbär in Alaska gewogen: er brachte 1003 Kilogramm auf die Waage. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass ein neu geborenes Eisbärenbaby gerade mal 500 Gramm wiegt!

Ob es Eisbärenjunge geben wird in Nürnberg?

Noch weiß man nicht, ob es funken wird zwischen Vilma, Felix oder Vera und Felix. Allerdings hoffen die Zoologen darauf, dass sich tolle Zuchterfolge von früher in Nürnberg wiederholen lassen. Schon 1948 wurden noch in der alten Anlage des Tiergartens in einer ersten Zuchtgruppe 20 Eisbären in Handzucht großgezogen. Später wurde ein Mutter-Kind-Abteil abgetrennt und so kamen in der zweiten Zuchtgruppe sieben Junge zur Welt, die von ihren Müttern großgezogen wurden.

Eisbären-Nachwuchs:

Eisbären sind mit drei bis fünf Jahren geschlechtsreif. Die Weibchen tragen ihre Jungen acht Monate lang aus, dann bekommen sie im Winter in der Regel zwei Jungtiere. Sie bringen ihre Jungen in der freien Wildbahn in zumeist selbstgegrabenen Wurfhöhlen zur Welt. Im Nürnberger Tiergarten wird diese Wurfhöhle von einem Stall ersetzt, der acht Meter in die Tiefe geht und sich schon als Wurfhöhle bewährt hat. Dieser Stall wurde in die großzügige Anlage mit eingebaut.

Die neue Anlage

Insgesamt besteht das neue Eisbärenrevier aus alten, sanierten Teilen mit zusätzlicher Unterwassereinsicht und aus einer Erweiterung entlang des von der Natur vorgegebenen Sandsteinfelsens mit einem zusätzlichen Stall. Den Eisbären steht jetzt fast dreimal so viel Fläche wie vorher zur Verfügung, im und außerhalb des Wassers. Dazu kommt ein extra Mutter-Kind-Abteil mit Kiesboden und ein zweites Abteil mit 900 Quadratmetern Naturboden mit Gras- und Sandflächen, sowie Wasserfall mit Bachlauf. In diesem Abteil ist derzeit Felix untergebracht, der sich aber zu gern mal näher um die Weibchen kümmern würde, so hat es den Anschein.

Was haben Eisbären in einem Tiergarten zu suchen?

Zum einen sind Eisbären eine in ihrem Bestand gefährdete Tierart, denn ihr Lebensraum um den Polarkreis wird immer kleiner. Durch die Erwärmung der Erde schwindet das Packeis und die Eisbären finden weniger Futter. So bleiben sie immer länger in ihren futterarmen Sommerquartieren in der Tundra und an der Küste und kommen den Menschen gefährlich nahe - denn tatsächlich ist der Mensch der einzige Feind, den der Eisbär zu fürchten hat. Hungrige Eisbären nähern sich immer öfter den Müllhalden von Siedlungen. Bei 381 Begegnungen zwischen Mensch und Eisbär kamen acht Menschen ums Leben, 251 Eisbären wurden getötet.

Eisbären sind aber auch die letzten in einer langen Nahrungskette. Die Gifte, die Fische und Robben zu sich genommen haben, die frisst der Eisbär mit seiner Nahrung ebenfalls und so vermehrt sich das Gift am Ende der Nahrungskette im Körper des Eisbären. So wurden sehr stark erhöhte Werte verschiedener Gifte bei Eisbären festgestellt. Diese führten wiederum dazu, dass Eisbären weniger oder keine Junge bekommen können.

Die Aufzucht von Eisbären in den Zoos sichert zum einen den Bestand dieser wunderschönen Tiere. Sie sollen uns aber auch daran erinnern, welche Verantwortung der Mensch gegenüber den Tieren und gegenüber den natürlichen Systemen hat.

Mehr zum Nürnberger Zoo gibt es unter tiergarten.nuernberg.de

Mehr über Eisbären, die Polargebiete überhaupt oder Bären an sich findet ihr in WAS IST WAS Band 36 "Polargebiete" oder in WAS IST WAS Band 115 "Bären"

-ab-26.10.04 Text / Fotos: Anja Bühling

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