Ein PFIFFiges Kerlchen das Murmeltier

Am bekanntesten ist wohl sein Pfeifen, aber der kleine Nager hat wesentlich mehr drauf als man ihm auf den ersten Blick zutrauen würde: Das Murmeltier gräbt Gänge von bis zu 113 Metern Länge und sieben Metern Tiefe, hält es ein Leben lang ohne was zu trinken aus und schafft es während des Winterschlafs seinen Herzschlag auf 20 Schläge in der Minute zu senken.

Das Wort Murmeltier hat nichts mit murmeln zu tun, sondern kommt aus dem althochdeutschem murmunto und das kommt wiederum aus dem lateinischem mus montis (Bergmaus). Die alten Römer gaben dem niedlichen Tierchen diesen Namen, da es in einem Loch unter der Erde lebt und schrille Laute von sich gibt.

Wie sieht es überhaupt aus?

Murmeltiere können je nach Art 30-50 cm groß werden. Dazu kommt noch ihr 10-25 cm langer,   buschiger Schwanz. Sie wiegen um die acht Kilogramm und haben einen dichten, meist grau-braunen Pelz. Ihr Körper sieht so ähnlich aus wie ein Kegel. Sie haben winzige Ohren und ihre Backen sind im Vergleich zu anderen Hörnchen auch sehr klein. Wie der Name Nagetiere schon sagt hat ein Murmeltier vier sehr gut ausgebildete Nagezähne.

Weil es so viel frisst nutzen sich seine Zähne ziemlich schnell ab und damit es nicht auf einmal ohne Zähne dasteht, wachsen diese einfach ein Leben lang nach. Die Zähne sind zusätzlich in der Mitte stabiler als am Rand und werden so durch die Abnutzung automatisch geschärft.

Da die Murmeltiere Gänge und unterirdische Bauten graben müssen sind ihre unbehaarten Vorderpfoten sehr kräftig. Die Hinterpfoten haben wie bei uns Menschen fünf Zehen. Die Vorderpfoten besitzen jedoch nur vier Zehen und haben lange Krallen mit denen sie problemlos Gänge buddeln können. Der längste gemessene Murmeltiergang war ein Tunnel von bemerkenswerten 113 Metern Länge und bis zu sieben Metern Tiefe.

Wo lebt das Murmeltier?

Murmeltiere leben an sonnigen Plätzen in Gebirgen auf einer Höhe von 800 bis 3000 Metern. Die wohl bekannteste der 14 verschiedenen Arten ist das Alpenmurmeltier. Es lebt wie der Name schon sagt fast ausschließlich in den Alpen. Es gibt aber auch Murmeltiere in den Karpaten, einer Gebirgskette die eigentlich nur eine Verlängerung der Alpen bis nach Rumänien ist und in den Pyrenäen zwischen Spanien und Frankreich. Andere Arten könnt ihr in Nordamerika, Asien sowie im Osten Polens finden.

Das Leben in der Kolonie

Es gibt ein paar wenige Murmeltierarten die Einzelgänger sind oder bei denen nur ein Männchen mit mehreren Weibchen zusammenlebt. Die Mehrzahl lebt jedoch in einer Kolonie, das heißt in einer riesigen Gruppe. Diese kann aus bis zu 200 Tieren bestehen.

Das sogenannte Oberhaupt, ein Männchen das praktisch der Boss der Kolonie ist, kontrolliert das Revier und markiert die Grenzen indem es seine Backen an kleinen Steinchen reibt und so seinen Geruch hinterlässt. In der Kolonie hilft sich jeder gegenseitig, ob beim Putzen, durch Wärmen während des Winterschlafes oder dadurch, dass sie sich gegenseitig warnen, wenn Gefahr droht. Dank diesem guten Zusammenleben können sie bis zu 15 Jahre alt werden.

Nichts trinken, dafür viel fressen

Kaum zu glauben, aber Murmeltiere müssen nichts trinken, da ihnen die Flüssigkeit reicht, die sie durch ihre feste Nahrung zu sich nehmen. Sie ernähren sich in erster Linie von Gräsern und Kräutern, welche sie komplett (sogar mit Wurzeln) auffressen. Neben Pflanzen vertilgen Murmeltiere auch Insekten, Larven und Regenwürmer.

Der Pfiff, der eigentlich gar keiner ist

Wenn ein Murmeltier denkt, dass Gefahr zum Beispiel durch einen Adler, einen Marder oder einen Fuchs droht, stößt es einen grellen Warnlaut aus um seine Artgenossen zu warnen. Dann kommt es drauf an von wem der Laut kam, denn jüngere Koloniemitglieder werden nicht immer ernst genommen weil sie oft nur Fehlalarm auslösen. Wenn jedoch die Warnung vom Kolonieoberhaupt kam, flüchten sofort alle in ihre Bauten und bringen sich so schnell wie möglich in Sicherheit.

Dieser schrille Ton hört sich zwar an wie ein Pfiff, ist jedoch in Wahrheit eigentlich ein Schrei. Den Schrei erzeugt das Murmeltier im Kehlkopf, wobei es den Mund weit aufmacht und die Zunge ganz weit nach hinten in den Hals legt.

Da sie normalerweise recht scheue Tiere sind, haben Murmeltiere früher auch bei Menschensichtung Alarm gegeben. Aber mittlerweile haben sie wohl gemerkt, dass wir Zweibeiner ihnen nichts antun und sind Menschen gegenüber sogar recht zutraulich geworden. Manchmal geben sie jedoch auch Pfeiflaute von sich um sich einfach nur untereinander zu verständigen.

Vorbereitungen für den Winterschlaf

Im Spätsommer beginnen die Murmeltiere Heu zu machen: Sie beißen Gras knapp über der Wurzel ab und trocknen es dann in der Sonne. Mit dem trockenen Gras (= Heu) polstern sie ihren Bau aus, damit es schön weich ist für den Winterschlaf. Das Heu dient nur als Bett und wird nicht gefressen. Eine einzige Familie kann bis zu 12 kg davon zusammenbringen. Die Eingänge werden mit Erde und Gestein fast vollständig geschlossen.

Der Winterschlaf

Wegen seinem braunen Fell ist das Murmeltier sehr gut getarnt und somit für Feinde nur schwer zu entdecken



Während ihres Winterschlafs der im September beginnt, nehmen die Murmeltiere überhaupt keine Nahrung auf, sondern leben einzig und allein von den Fettreserven, die sie sich den Sommer über angelegt haben. In einem Bau kuscheln sich die Mitglieder einer Familie ganz eng aneinander, wobei jeder sich zusammenrollt und den Kopf zwischen die Beine nimmt. Dadurch ist es jedem Familienmitglied warm.

Um Energie zu sparen, senkt das Murmeltier seine Körpertemperatur auf bis zu unter acht Grad und es atmet nur noch zweimal in der Minute. Außerdem verringert sich der Herzschlag von 200 auf 20 Schläge pro Minute. Ein paar Mal wacht es im Winter auf, um in einem speziellen Gang sein Geschäft zu machen. Wenn es wieder wärmer wird, beenden die Murmeltiere ihren Winterschlaf (nach ungefähr sechs Monaten) und sie fangen an, ihren Bau zu säubern und das Heu zu entfernen.

Leider sind einige Arten wegen Bedrohung ihres Lebensraumes gefährdet.

Wenn ihr mehr über das Alpenmurmeltier wissen wollt dann schaut doch einfach mal bei http://www.natur-lexikon.com

Text: Jascha Krauß, Schülerpraktikant 18.7.2007/Bilder Tessloff Archiv

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