Die Frage der Woche: Stimmt es, dass sich Eisbären manchmal mit Braunbären paaren?

Jeden Samstag beantworten wir euch Fragen zu allen möglichen Themen. Heute fragt uns Linda B. aus Reutlingen: Stimmt es, dass sich Eisbären manchmal mit Braunbären paaren?

Es kommt tatsächlich vor, dass sich Eisbären in der Arktis mit anderen Bärenarten paaren. Solche ungewöhnlichen Kreuzungen nennt man Hybridbären, oder auch Grolar, wenn es sich zum Beispiel um eine Mischung aus Polarbär und Grizzlybär handelt. Das erste Exemplar wurde 2006 in Kanada erlegt.

Klimawandel ist schuld

 

Schuld an der immer öfter vorkommenden Umorientierung des Eisbären ist der Klimawandel.  Der weiße Räuber, das Symboltier des Nordpols, ist akut vom Aussterben bedroht, weil sein Lebensraum in Gefahr ist. In den Sommermonaten schmilzt das Eis bereits so stark, dass der Eisbär aufs Festland zurückgedrängt wird.



 

Durch die globale Erwärmung wird der eisfreie Zeitraum immer länger. Das hat auch Einfluss auf die Fortpflanzung der Eisbären. Wo das Eis fehlt, können Eisbärenmännchen die Duftspuren der Weibchen nicht mehr richtig wahrnehmen und finden keine Partnerin.


Foto: Auf der Suche nach Nahrung wandern Eisbären im Sommer an die Küsten ab.



Lebensraum in Gefahr 

 

 

Durch das Schmelzen der Eismassen beginnen sich die Lebensräume von Eis- und Braunbär immer mehr zu überlappen. In der eisfreien Zeit gibt es keine natürlichen Grenzen mehr, so dass der Braunbär aus dem kanadischen Süden sein Revier gen Norden ausdehnt und der Eisbär auf Nahrungssuche vermehrt an und vor den Küsten jagt.

 

 

Dadurch begegnen sich unterschiedlichen Bärenarten, die früher keinerlei Berührungspunkt hatten. Die Paarung funktioniert problemlos, weil sie genetisch verwandt sind. Doch zum Erhalt seiner Art trägt der Eisbär nicht bei. Die Mischlingsbären sind oft unfruchtbar und können sich damit auf Dauer nicht erfolgreich vermehren.


Schlechte Chancen für Hybridbären

  

Dazu kommt, dass Hybridbären häufig die am Nordpol wichtigen Fähigkeiten zum Überleben fehlen. Meist können sie nicht so gut schwimmen wie Eisbären. Das ist in der Arktis aber extrem wichtig, um Nahrung in Form von Robben und Fischen heranzuschaffen. 

Foto: Eisbären-Nachwuchs wird leider immer seltener. 

Spannendes Forschungsobjekt

  

Für Wissenschaftler sind Hybridbären spannende Forschungsobjekte. Sie genau zu beobachten und zu untersuchen, hilft dabei, mehr über die einzelnen Bärenarten und ihre Entwicklung herauszufinden. Für Inuit-Jäger sind die gekreuzten Bären dagegen eine begehrte Jagdtrophäe. Die Pelze lassen sich aufgrund ihrer außergewöhnlichen, braun-weißen Färbung, teuer verkaufen.  

 

Bären sind nicht die einzigen Tiere der Arktis, bei denen so genannte Hybridisierungen beobachtet wurden. Auch einige Wal- und Robbenarten haben sich in den letzten Jahren mit nahen Verwandten gepaart. Forscher schlagen bereits Alarm. Sollte dieser Trend weiter zunehmen, könnten seltene Arten schneller aussterben als bislang angenommen.   

Tips und Taps - die Klimabotschafter des Osnabrücker Zoos

Übrigens: Auch in Gefangenschaft leben Hybridbären. Im Zoo Osnabrück kamen 2004 Tips und Taps als Ergebnis gemischter Bärenhaltung zur Welt. Die Kinder von Eisbärenpapa Elvis und Braunbärenmama Susi sind nicht nur die Klimabotschafter des Zoos, sondern die erklärten Lieblinge der kleinen und großen Besucher.    

Foto: Tips und Taps - die Hybridbären - sind die Stars des Zoos Osnabrück.



Noch mehr über Eisbären und ihren Lebensraum erfährst Du in WAS IST WAS Band 36 "Polargebiete".

Nic 18.10.2012 / Abbildungen / Fotos: Tessloff Verlag,  pd, Zoo Osnabrück

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt