Die Frage der Woche: Sehen Hunde wirklich nur Schwarz-Weiß? Und andere Tiere?

Jeden Samstag beantworten wir euch Fragen zu allen möglichen Themen. Heute fragt uns Paul H. aus Krefeld: Sehen Hunde wirklich nur Schwarz-Weiß? Und andere Tiere? Hier erfahrt ihr die Antwort...

Früher dachte man, dass Hunde keine Farben sehen und ihre Umwelt nur Schwarz-Weiß wahrnehmen. Inzwischen haben wissenschaftliche Studien belegt: Das ist falsch. Hunde sehen sehr wohl Farben, allerdings nicht das gesamte Spektrum wie der Mensch.

Vergleich Mensch - Hund

Das Sehvermögen von Lebewesen hat sich so entwickelt, dass es jeder Art bestmöglich beim Überleben geholfen hat. Das war auch bei Mensch und Hund der Fall. Als Jäger und Sammler waren unsere Vorfahren vor allem am Tag unterwegs. Das Sehen von Farben ermöglichte ihnen, genießbare Nahrung zu finden und zum Beispiel Blätter leichter von essbaren Blüten und Früchten zu unterscheiden. Das wäre mit reinem Schwarz-Weiß-Sehen viel beschwerlicher gewesen.

Hundeauge funktioniert optimal in der Dämmerung  



Der Hund hingegen war - bevor er vom Menschen gezähmt wurde - in der Abend- oder Morgendämmerung auf Nahrungssuche, um sich unbemerkter an Beutetiere anschleichen zu können. Seine Augen sind deshalb noch heute optimal an das Sehen bei wenig Licht angepasst. Die Fähigkeit, Bewegungen auf die Entfernung wahrzunehmen, war für das Jagen wichtiger als das Auseinanderhalten einzelner Farben.

Foto: Das Hundeauge kann sich in der Dämmerung perfekt zurecht finden. Hilfreich ist eine in der Netzhaut eingebettete Spiegelfläche, die auch bei wenig Lichteinfall das Licht zu nutzen weiß. Der Mensch hat diese Möglichkeit nicht.   


 

Farbsinneszellen heißen Zapfen

Dieser Eindruck bestätigt sich, wenn man den Aufbau des Auges genauer betrachtet. Die Netzhaut enthält Stäbchen und Zapfen. Die Stäbchen übermitteln Hell-Dunkel-Kontraste und sind sehr lichtempfindlich, die Zapfen braucht man bei mittleren bis hellen Lichtverhältnissen und für das Sehen von Farben. Das Hundauge enthält besonders viele Stäbchen für die Orientierung in der Dämmerung, das menschliche Auge hat fünf Mal so viele Zapfen für die bessere Farbwahrnehmung.

Eingeschränktes Farbempfinden

Das Farbsehen wird durch Photopigmente ermöglicht, die sich auf den Zapfen befinden und mit denen man eine bestimmte Bandbreite des Lichts wahrnehmen kann. Wir Menschen besitzen drei verschiedene Zapfentypen, die als Farbsinneszellen arbeiten. Damit können wir das gesamte Farbspektrum von Blau über Grün bis Gelb und Rot wahrnehmen. Hunde haben nur zwei unterschiedliche Zapfentypen und demnach ein eingeschränktes Farbempfinden. 

Foto: Während der Mensch das gesamte Farbspektrum sieht, nimmt der Hund nur den eingeschränkten Bereich von Blau-Violett bis Gelb wahr.  

 

Hund empfindet Farben anders  

Mit Experimenten fanden Wissenschaftler heraus, dass Hunde den blau-violetten und gelben Bereich wahrnehmen. Dennoch sehen sie die Farben anders als wir Menschen. Grüne Objekte erscheinen ihnen farblos, gelbe Objekte rot. Sie sehen ähnlich wie ein Mensch, der rot-grün farbenblind ist. Auch bei der Seeschärfe, die beim Mensch sechsmal schärfer ist, unterliegt der Hund. Dafür hat dieser durch die schräg angesetzten Augen ein deutlich weiteres Sichtfeld und kann mit seinen größeren Pupillen im Dunklen besser sehen.  

Jedes Tier sieht anders

Im übrigen Tierreich ist das Farbsehen unterschiedlich ausgeprägt. Jedes Tier sieht ein etwas anderes Farbspektrum, je nachdem, wozu es bestimmte Wellenlängen des Lichts nutzt. So können einige Fische und Schmetterlinge in den Infrarotbereich hineinsehen, der dem menschlichen Auge völlig verschlossen ist.  Damit können sie sich besser in der Morgen- und Abenddämmerung orientieren.

 

UV-Licht für viele Insekten sichtbar

Viele Fische, Mäuse, Insekten und Vögel erkennen ultraviolettes Licht (UV). Dazu benötigen diese Tiere einen im Vergleich zum Menschen zusätzlichen, vierten Zapfentyp. Insekten nehmen damit zum Beispiel spezielle Muster auf Blumen wahr, die nur bei UV-Licht sichtbar sind.

Foto: Der Fangschreckenkrebs: Seine Augen, die bis zu 100.000 Farbschattierungen sehen,  sind ein Wunder der Natur.




Fangschreckenkrebs ist der beste Farbseher

Als beste Farbseher im Tierreich gelten die Fangschreckenkrebse. Ich dreigeteiltes Sehorgan ist im Tierreich konkurrenzlos. Bei einigen Arten kann es bis aus 10.000 Einzelaugen bestehen. Diese kompliziert aufgebauten Sensoren  arbeiten wie Kamerafilter, die Spiegelungen und Streulicht aus dem Bild  herausfiltern und die Farben kräftiger machen. Damit können Fangschreckenkrebse auch noch Beutetiere sehen, die fast unsichtbar sind. Dass sie bis zu 100.000 Farbschattierungen wahrnehmen, macht besonders Sinn, seit man weiß, dass sich diese Tiere über farbige Lichtsignale verständigen. 

Nic - 31.5.2012 / Fotos: pd, Creative Commons Lizenz, Urheber: MichaelMagg , GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Urheber: Jens Petersen

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