Der Wolf - Tier des Jahres 2003

Der Wolf (Canis lupus) ist das Tier des Jahres 2003. Die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild unterstützt damit eine Tierart, die auf natürlichem Wege wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist. Seit zwei Jahren lebt ein kleines Rudel in der Muskauer Heide in Sachsen.

Von allen Säugetieren war der Wolf einst am weitesten verbreitet. Sein Lebensraum erstreckte sich über ganz Nordamerika und Eurasien. Nur in tropischen Regionen kam er nie vor.

Kein anderes Raubtier lebt von so unterschiedlicher Beute: Sie reicht von Beeren und Obst über Heuschrecken, Mäuse und Aas bis hin zu Beutetieren, die um ein Vielfaches größer sind als der Wolf selbst, wie beispielsweise Hirsche, Elche oder Bisons. Wölfe reißen vor allem Wild. Der Menschen fressende Wolf gehört in das Reich der Fabeln. In den vergangenen 50 Jahren ist kein Fall bekannt geworden, dass in Mitteleuropa ein Wolf einen Menschen getötet hat.

Bei keinem anderen wild lebenden Säugetier sind die einzelnen Tiere so verschieden groß, so unterschiedlich gefärbt und in ihrem Verhalten so verschiedenartig. Während die kleinen Wüstenwölfe gerade 20 Kilo wiegen, sind die großen Polarwölfe mehr als dreimal so schwer.

Auf den Hinterbeinen stehend, reichen uns Menschen die Wölfe gerade bis zur Brust, andere überragen auch sehr große Menschen. Diese Vielfalt spiegelt sich auch bei unseren Haushunden wider, die direkte Nachfahren der Wölfe sind.

Der Urvater aller Hunde lebte vor rund fünf Millionen Jahren und wird Tomarctus genannt. Aus diesem gingen dann die heutigen Wölfe, die Füchse, Kojote und der Schakal ab. Unsere Hunde stammen direkt vom Wolf ab.

Das Leben im Wolfsrudel ähnelt sehr dem Leben in der Menschenfamilie. Deshalb war der Wolf das erste Tier, das vom Menschen gezähmt wurde. Das geschah vor ungefähr 15.000 Jahren in der Eiszeit. Im Gefolge des Menschen wanderte der gezähmte Hauswolf auf alle Kontinente. Bald gab es kaum eine Gemeinschaft, in der keine Hunde gehalten wurden.

Mit der Abholzung der Wälder im Mittelalter und dem knapper werdenden Wildbestand wurde der Wolf zum Feind des Menschen, weil er notgedrungen nun auch das Vieh der Bauern fraß. Das äußerte sich in Schauermärchen wie "Rotkäppchen" oder "Der Wolf und die sieben Geißlein". Völlig unverdient galt der Wolf bald als die Inkarnation des Bösen schlechthin. In Nordamerika, wo die indianischen Jäger und Sammler keine Vieh-, Ziegen- oder Schafherden hielten, wurde der Wolf geachtet und sogar verehrt. Er galt als stark und weise, sogar als Lehrer, dessen Jagdtechniken der Mensch nachahmen und erfolgreich gegen Büffel und anderes Wild einsetzen konnte. Doch mit der Ankunft der europäischen Siedler im 17. Jahrhundert begann auch in Amerika die Ausrottung des Wolfes.

Erst heute haben wir begriffen, dass nicht der Wolf schuld an seinem schlechten Ruf ist, sondern der Mensch, allen voran die Jäger, die das Wild nicht mit dem Wolf teilen wollen.

In Russland werden nach Angaben der Schutzgemeinschaft noch immer jährlich bis zu 40.000 Wölfe erlegt.

Der Wolf löst den Rothirsch als Tier des Jahres ab. Seit 1992 wählt die Schutzgemeinschaft zur Erhaltung der frei lebenden Tierwelt jährlich eine Tierart. Der Wolf gehört neben dem schon in mehreren Bundesländern lebenden Luchs und dem in Einzelexemplaren in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auftauchenden Elch zu den Arten, die auf natürlichem Weg wieder nach Deutschland gekommen sind.

Hier erfährst du mehr über die Wölfe.

Text: RR nach dem WAS IST WAS-Buch Nr. 104 Wölfe von Erik Zimen, aus dem auch die unten stehenden Leseproben-Links sind.

Bild: Photo Disc.

2. 12. 2002

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt