Der Pferdeflüsterer Monty Roberts auf Tournee durch Deutschland

Monty Roberts spricht die Equus-Sprache, die Sprache der Pferde. Er kann ihre Bewegungen, ihr Wiehern und ihr Spiel der Ohren lesen. Mit seiner Join-Up Methode möchte er das Miteinander von Mensch und Pferd erleichtern. Ohne Gewalt und ohne Zwang werden die Pferde erzogen. Seine Technik zeigt er derzeit bei einer Tournee durch Deutschland.

Monty Roberts

Mit vier Jahren ritt er sein erstes Turnier. Seit er ein kleiner Junge war, beschäftigt sich der heute 68jährige Monty Roberts mit Pferden. Er hat Rodeos geritten, wichtige Trophäen gewonnen und schließlich immer mehr Zeit darauf verwandt, die Pferde genauer zu studieren, ihre Sprache zu erlernen. Für Aufsehen sorgte er, als die Königin von England, Elisabeth II, ihn 1989 in ihren Reitstall einlud, um sich seine erfolgreiche Methode erklären zu lassen.

Monty Roberts hat gemeinsam mit seinen Schülern mittlerweile mehr als 12 000 Pferde an Sattel und Trense und auch an Reiter gewöhnt. Allein in diesem Jahr sollen weltweit rund 200 000 Pferde nach seiner Methode zugeritten werden. Wie kaum ein anderer, weiß Monty Roberts das Verhalten der Tiere zu deuten. Aus seinem Wissen hat er eine Trainings-Methode entwickelt, das so genannte Join-Up.

Flucht- oder Raubtier?

Wichtig dabei sind die Grundeigenschaften des Pferdes: sie sind Herden- und Fluchttiere. Menschen sind von Natur aus Raubtiere, die kämpfen. Aber: Nur wenn dem Pferd keine Gewalt droht, kann die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd funktionieren. Pferde sind aber auch Indiviualisten, das heißt jedes Pferd hat seinen eigenen Kopf und seinen Charakter. Also braucht man auch Zeit und Geduld, will man sein Pferd richtig verstehen.

Die Show

In jeder Veranstaltung beschäftigt sich Monty Roberts mit "Problem"-Pferden und zeigt Lösungen nach seiner Methode. Pferdebesitzer aus der Region können ihre Pferde anmelden. Am Nachmittag, vor der Vorstellung, sehen sich Monty Roberts und Andrea Kutsch die Pferde an und wählen die aus, die ihnen am geeignetsten erscheinen. Dabei handelt es sich um Pferde, die entweder noch nicht zugeritten sind oder bocken, um Tiere, die Angst vor der Schermaschine oder dem Verladen haben.

Andrea Kutsch begleitet Monty Roberts auf der Tour und übersetzt ihn während der Vorstellung. Sie ist die Leiterin des Monty Roberts Zentrum in Hamburg und eine seiner besten Schülerin, wie der Altmeister betont.

Die Join-Up Methode

Der englische Ausdruck "Join-Up" bedeutet "miteinander verschmelzen, sich vereinen". Es ist, wie Monty Roberts sagt "eine Gesamtheit der Strategien, deren ich mich im gewaltfreien Umgang mit Pferden bediene". Er gab diesen Ausdruck vor allem dem Moment, wenn das Pferd sich für den Menschen entscheidet - und zwar freiwillig. Wenn es beschließt, zu ihm zu kommen und den Kopf auf seine Schulter zu legen. Für seine Technik benötigt Monty Roberts ein Roundpen, also eine Art Manege von 16 Metern Durchmesser. Auch die Größe dieses Runds oder der Bodenbelag sind wichtig für die Arbeit. Es gilt die oberste Regel: "Beim Join-Up darf keine Gewalt im Spiel sein!"

Monty Roberts, der relativ kleine, stämmige, witzige Mann mit sehr klaren Anweisungen und Gesten steht während der Vorstellung in seinem Roundpen und macht den Join-Up mit den ihm unbekannten Pferden. Er richtet das Pferd im Roundpen nach allen Himmelsrichtungen aus und reibt ihm die Nase - so kann das Tier sich besser orientieren. Dabei sieht er dem Pferd nicht in die Augen - der Blickkontakt ist ein sehr wichtiges Thema, denn ein falscher Blick lässt das Pferd flüchten. Dann entfernt er sich vom Pferd und aus der Distanz sieht er es scharf an.

Jede Bewegung des Menschen, jeder Blick jede Zuckung der Arme, die Schulterstellung - all das wird vom Pferd registriert. Mit Absicht schickt Monty Roberts das Pferd weg - und dadurch kommt es wie magisch angezogen wieder zurück. Jede Geste des Pferdeflüsterers ist bewusst eingesetzt: Nachdem die Pferde weggeschickt wurden, treibt er sie ein paar Runden durch die Arena, durch Blickkontakt und seine Körperstellung bringt er das Pferd dazu, in die andere Richtung zu laufen. Dann kommt die Sprache der Pferde: das eine Ohr richtet sich auf Monty Roberts, das Pferd läuft einen kleineren Zirkel, der Hals des Pferdes entspannt sich, das Pferd beginnt zu lecken und zu kauen und schließlich geht der Kopf nach unten. Das ist nur der Beginn einer Methode, die auf Vertrauen beruht. Mit diesen Übungen beginnt das Miteinander von Pferd und Mensch.......

Manchmal ist der Mensch das Problem des Pferdes....

Die Methode von Monty Roberts ist klar und verständlich - sie ist keine Hexerei. Manchmal fragt man sich allerdings, ob nicht eher der Besitzer eines Pferdes die Therapie benötigt, statt des Pferdes. Denn viele Probleme, die die Reiter mit den Tieren haben, entstehen durch die Unachtsamkeit, das Unwissen, den Stress oder die Ungeduld der Reiter. Genau das möchte Monty Roberts vermeiden. Nein, er möchte es nicht nur vermeiden, sondern möchte genau das Gegenteil bewirken: das Pferde respektiert werden. Deshalb wirbt er auf seiner Tournee auch fleißig für seine Bücher, in denen er seine gewaltfreie Methode des Umgangs mit dem Pferd erklärt.

Erschienen sind von Monty Roberts:

"Die Sprache der Pferde - Die Monty-Roberts- Methode des Join-Up", (Lübbe Verlag, Preis 29,90.)

"Das Wissen der Pferde. Und was wir Menschen von ihnen lernen können". (Bastei Lübbe Verlag, Preis 8,90) und

"Der mit den Pferden spricht" (Bastei Lübbe, 9,90).

Weitere Infos findet ihr auf www.horseweb.de mit einem Interview von Monty Roberts mit Dr. Bernd A. Weil.

-ab-28.05.03/ Text und Fotos.

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