Auf Babyflossen unterwegs

Miniohren, Riesenaugen, Babyfell und vier kleine Flossen. Kaum zu glauben, dass aus dem gerade mal 11 kg schweren Seelöwenbaby schon bald ein stattlicher Bulle mit einem Kampfgewicht von bis zu 400 kg werden soll. Die Rede ist von Georg, einem Kalifornischen Seelöwen, der am 1. Juni 2003 im Nürnberger Tiergarten das Licht der Welt erblickte.

Seelöwen-Steckbrief

Seelöwen werden, wie die Seehunde und Walrosse, zur Gruppe der Raubtiere gerechnet. Mit ihren 36 scharfen Zähnen erbeuten sie Fische, Tintenfische, Krebschen und andere kleine Meeres- tiere. Manchmal verspeisen sie allerdings auch Pinguine. Natürlich nicht im Zoo, dort stehen Heringe, Makrelen und andere Speisefische auf ihrer Speisekarte.

Ihr wissenschaftlicher Name Pinnipedia leitet sich aus dem lateinischen Wort pinna (Flosse) und dem Wort pedis (lat. Fuß) ab, was zusammen soviel wie Flossenfüßer bedeutet. Ein Blick auf die vier Gliedmaßen der Seelöwen lässt erkennen, warum sie so heißen. Sie wurden zu Flossen umgebildet, mit denen sie pfeilschnell und äußerst gewandt schwimmen können.

Seelöwen gehören zu den Ohren-Robben, das heißt sie besitzen sichtbare Außenohren. Diese können durch besondere Muskeln verschlossen werden. Auf ihren Tauchgängen bis zu einer Tiefe von 100 Metern kann ihnen so kein Wasser in die Ohren laufen.

Georg und das kühle Nass

Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen die Seelöwen im Meer. Sie kommen aber im Gegensatz zu den Walen und Delfinen auch an Land, um sich zu paaren und ihre Jungen aufzuziehen.

Das Geburtsfell der Jungen ist weich und wasserdurchlässig. Kommen sie mit Wasser in Berührung, so saugt sich ihr Fell voll wie ein Schwamm. Einmal nass, trocknet das Fell nur langsam und die Kleinen kühlen schnell aus, da sie noch keine dicke Fettschicht wie ihre Eltern aufweisen. Hinzu kommt, dass junge Seelöwen, genau wie wir Menschen, erst einmal schwimmen lernen müssen.

Auch Georg hat noch sein erstes Fell und muss noch sein Schwimmabzeichen machen. Deshalb darf er auch noch nicht in das große Becken. Erst wenn er nach knapp einem Monat sein Babyfell gegen das wasserabweisende Fell der Erwachsenen getauscht hat, geht es ab zur ersten Schwimmstunde mit Mama Farah. Mit drei Monaten folgen die jungen Seelöwen in freier Wildbahn den Müttern ins Meer hinaus.

Auf Flossen unterwegs

Seelöwen sind auch auf dem Land sehr beweglich. Die Flossen, die im Wasser als Ruder dienen, werden an Land als Beine genutzt. Auf Vorder- und Hinterflipper abgestützt, können sie z. B. am Strand einem Wissenschaftler gefährlich schnell nahe kommen. Die Hinterflossen werden beim Laufen nach vorne unter den Körper geschoben, was die Seehunde nicht können.

Hier bekommt Georg einen Mikrochip, durch den man ihn überall wiedererkennen kann.

Fortpflanzung

Vor 12 Monaten wurde der kleine Georg im Zoo gezeugt. In der freien Natur ist dies ein großes Spektakel mit viel Gebrüll (daher wohl auch die Bezeichnung als Seelöwe). Während der Fortpflanzungszeit von Mai bis Juli scharen die Männchen Gruppen von 5-12 Weibchen um sich, so genannte Harems. Ständig müssen die Männchen ihre Reviere bewachen und lautstark mögliche Rivalen abschrecken. Wenn es sein muss, fechten sie untereinander sogar harte Kämpfe aus. Damit es im Zoo nicht so weit kommt, werden die männlichen Tiere getrennt gehalten, jeder mit seinen eigenen Weibchen. Die Weibchen gebären normalerweise einen einzigen Welpen und können anschließend sofort wieder befruchtet werden. Georg wird noch ein Weilchen brauchen, bis er die Statur seines Vaters Mike erreicht hat und mal schauen, vielleicht hat er eines Tages auch einen eigenen Harem.

Fisch - nein Danke!

Wie alle Babys mag Georg am liebsten Milch. Noch mag er keinen Fisch. Wie bei Säugetieren üblich, wird er zunächst von seiner Mama gesäugt. Nach einem halben Jahr voller Milchgenuss gibt es dann aber den ersten Fisch. Die Nahrungsumstellung gestaltet sich in Zoos oft schwierig und so servieren die Tierpfleger den Kleinen oftmals lebende Forellen. Sie sollen bei den kleinen Seelöwen den Jagdinstinkt auslösen. Erst wenn Georg später gelernt hat wie in der freien Natur Beute zu fangen, wird die Ernährung auf tote Heringe umgestellt. Wenn er dann fischfest ist, wird er das erste Mal von seiner Mutter getrennt, damit die erwachsenen Tiere dem Kleinen nicht alles wegfressen. In der freien Natur würde die Mutter ihn zu diesem Zeitpunkt übrigens ebenfalls verstoßen, weil sie wieder schwanger ist. Bis dahin hat unser Georg aber noch ein wenig Zeit.

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02.07.2003 Marion Dimitriadou

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