Wie fange ich einen Gecko

Da die Geckos, die ich erforsche, nachts aktiv sind und tagsüber schlafen, muss ich warten bis die Sonne untergeht.

Ausgestattet mit meiner Stirnlampe begebe ich mich in mein Untersuchungsgebiet. Es ist schon ziemlich dunkel, die letzten Sonnenstrahlen sind gerade verschwunden und der Mond geht gerade auf. Die Stirnlampe ist sehr praktisch, denn man hat eine Taschenlampe bei sich und trotzdem beide Hände frei. Denn Geckofangen ist echte Handarbeit.

Die Geckoart, die ich fangen will, heißt mit wissenschaftlichen Namen Gehyra variegata und leben in Paaren (ein Männchen und ein Weibchen) und 1-2 Jungtieren auf Bäumen.

Die Bäume, auf denen sie am liebsten wohnen, haben sehr viele hohle Äste und Verstecke, denn dann können die Geckos sich ganz schnell verkrümmeln, wenn es gefährlich wird. Und so ein Geckoleben kann sehr gefährlich sein, denn es gibt neben Wissenschaftlern, von den sie gefangen und wieder freigelassen werden auch noch sogenannte Fressfeinde. Geckos werden vor allem von Füchsen, Katzen, Schlangen und Eulen gefressen.

Wie ihr vielleicht bemerkt habt, sind das alles ziemlich große Tiere und die haben nur eine Chance einen Gecko zu erwischen, nämlich dann, wenn diese aus ihren Baumhöhlen herausgekommen sind. Bleibt die Frage, warum die Geckos überhaupt aus ihren Höhlen gehen. Na klar, die Geckos müssen ja ab und an auch was Essen und dazu gehen sie nachts, in der Nähe von Bäumen auf Insektenjagd.

So und schon geht meine Jagd los. Vorsichtig nähere ich mich mit eingeschalteter Stirnlampe dem ersten Baum. Und langsam lasse ich den Lichtkegel über den Stamm und die Äste des Baumes wandern. Da ein leuchtender kleiner Punkt, das könnte ein Gecko oder eine Spinne sein.

Hä, kann die einen Gecko nicht von einer Spinne unterscheiden werdet ihr euch fragen. Nein, denn wer schon mal im Dunkeln mit einer Taschenlampe nach Tieren gesucht hat, der weiß, dass das erste was man sieht, die Augen der Tiere sind. Die reflektieren das Licht nämlich am besten, so ähnlich wie die Katzenaugen (wie der Name es schon sagt) an eurem Fahrrad, und leuchten ganz hell zurück.

Und auf den Bäumen die ich untersuche sind meistens nur zwei Tierarten mit Augen, die groß genug sind; Spinnen und Geckos. Diesmal war es leider nur eine Spinne, deren Augen etwas silberner glitzern als Geckoaugen, die ein bisschen rötlich schimmern.

Aber da, da ist einer und verdutzt schaut er in die Richtung der Stirnlampe, denn die blendet ihn ein bisschen. Und schwupps, diesmal war ich schnell genug und habe die kurze Reaktionszeit, die Geckos meistens brauchen, bis sie loslaufen, genutzt. Den Gecko muss man gut und gleichzeitig vorsichtig festhalten, damit er einerseits nicht abhaut und andererseits nicht verletzt wird.

Ich hole mit meiner freien Hand einen der Plastikbeutel aus meiner Tasche, setzte den Gecko in die Tüte und machen einen Knoten oben rein, sodass viel Luft in der Tüte bleibt und der Gecko genug Platz hat. Der Plastikbeutel enthält soviel Luft, dass der Gecko tagelang darin überleben kann. Das liegt nicht etwa daran, dass die Tüte so groß ist, sondern daran, dass Geckos wechselwarme Tiere sind und nur sehr wenig Sauerstoff benötigen, wenn sie wollen.

Wechselwarme Tiere (zu denen auch Schlagen und Eidechsen gehören) können in eine Art Starre verfallen, die ihren Stoffwechsel stark verlangsamt. Und wenn ein Gecko in einer Plastiktüte eingesperrt ist, merkt er sehr schnell, dass es keinen Zweck hat, ständig zu versuchen davon zu kommen und er verhält sich ruhig. Er sagt sich eben: Keine Panik, im Moment kann ich eh nichts machen und ich spare mir lieber meine Kräfte auf.

Dann stecke ich die Tüte mit dem Gecko in den Stoffbeutel, damit sich der Gecko von der Aufregung erholen kann, denn in der Tüte ist es dunkel und dadurch fühlt sich der Gecko sicher.

Häufig gewinnt aber auch der Gecko und erreicht sein Versteck im Baum. Und wie eben schon geschildert, rührt er sich dann nicht mehr und bleibt einfach in seinem Versteck. Dann kann man warten bis man schwarz wird, er kommt einfach nicht mehr heraus und es geht zum nächsten Baum.

Auf dem Foto seht ihr einen Freund von mir beim Geckofangen. Er hat deswegen einen Stab in der Hand, weil er damit Geckos von den Bäumen scheuchen kann, wenn sie zu hoch auf dem Baum sind. Im Vordergrund ist der Stoffbeutel zu erkennen, in den die Geckos hineinkommen, wenn sie gefangen sind.

Und wenn ich alle Bäume in meinem Untersuchungsgebiet abgegangen bin, das dauert so etwa 3 Stunden, dann geht es mit den Geckos in mein Labor. Hier nehme ich die Geckos vorsichtig aus den Plastiktüten und vermesse und wiege sie.

Zum Messen der Länge lege ich die Geckos auf ein Millimeterpapier. So ein Gecko ist vom Kopf bis zum Schwanzende etwa 9-10 cm lang und wiegt zwischen 4 und 5 Gramm, wobei die Männchen etwas größer und etwas schwerer sind.

Frisch geschlüpfte Geckos sind ungefähr 2 cm lang und wiegen nur 1-2 Gramm.


Und zu guter Letzt werden die Geckos noch markiert. Dazu schreibe ich ihnen mit einem wasserunlöslichen Stift ein Zeichen auf den Rücken

Auf dem Foto seht ihr einen Gecko mit einem schwarzen P auf dem Rücken. Mit einem tragbaren Lesegerät kann der Transponder von dem Gecko abgelesen werden und dann sagt einem das Lesegerät, welchen Gecko ich vor mir habe.

Die Markierung ist dafür, dass ich weiß, welchen Gecko ich schon gefangen habe. Wenn ich am nächsten Tag den Gecko wieder an seinem Baum antreffe, dann fange ich ihn nicht mehr. Ich schreibe einfach seinen Namen (z.B. schwarzes P) und den Ort, wo ich ihn gesehen habe, auf.

Als letztes schneide ich dem Gecko mit der Nagelschere ein Stück von seiner Nagelkralle ab. Dieses Stück Kralle brauche ich für meine DNA-Analyse. Was das ist, davon später mehr, und damit das Stück Kralle auch frisch bleibt, muss es sehr schnell tiefgefroren werden.

Dazu verwende ich den Stickstoffkontainer mit dem flüssigen Stickstoff, der die Kralle in weniger als einer Sekunde einfriert. Also werfe ich das Krallenstück in eines der Plastikdöschen und das kommt in den Sticksoffkontainer.

Schließlich lasse ich alle Geckos, die ich gefangen habe, an ihren Bäumen wieder frei. Die Geckos sind meistens noch eine kurze Zeit etwas verdutzt, bleiben 1-2 Minuten sitzen und verschwinden dann wieder in einem Versteck auf ihrem Baum.

So fängt man also einen Gecko und jetzt wird es Zeit, dass ich ins Bett komme, denn mittlerweile ist es etwa 4-5 Uhr morgens. Und ihr wisst jetzt, wie man einen Gecko fängt und was man dazu so alles braucht um sie zu untersuchen.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt