Sensible Echsen aus der Urzeit: Schildkröten als Haustiere

Vor über 200 Millionen Jahren lebten Schildkröten nur in besonders warmen Gegenden. Im Laufe der Evolutionsgeschichte wurden sie aber auch in Sumpf- und Küstengebieten heimisch. Heute gibt es über 200 Schildkrötenarten, von denen besonders die griechische und maurische Landschildkröte gern als Haustiere gehalten werden.

Auch wenn ihr dicker Panzer robust wirkt, sind Schildkröten empfindlicher, als man glaubt. Zwar bietet der, je nach Art, aus 59 bis 61 Knochen bestehende Panzer einen guten Schutz, aber die helle Knochenhaut zwischen zwei Panzerschilden reagiert sensibel auf Berührungen. Deshalb sollte man nie mit dem Fingernagel darauf herumkratzen und Schildkröten nur sehr behutsam anfassen.

Feinschmecker



Schildkröten sind auch sensibel, was die Ernährung betrifft. Werden sie falsch gefüttert, kommt es zu Höckerbildung, Riesenwachstum und dauerhaften Organschäden. Die Empfehlung, Schildkröten mit Salat, Tomaten und Katzenfutter zu ernähren, gilt heute als völlig überholt. Auch mit Obst muss man vorsichtig sein, weil es Durchfall verursachen kann.  

 

Nicht überfüttern!

Alle Landschildkröten sind Pflanzenfresser. Sie fressen eine Vielzahl von Kräutern und Gräsern wie Brennnessel, Löwenzahn, Aloe und Gänseblümchen. Am besten, du stellst ihnen immer Heu zur Verfügung und fütterst alle 2-3 Tage Wildkräuter zu. Als Faustregel gilt: Gib ihnen so viel, wie sie innerhalb von zehn Minuten fressen können. Weil es besonders im Sommer recht einfach ist, an frisches Futter zu kommen, empfiehlt es sich, dieses jetzt schon für die kühlere Jahreszeit zu trocknen.  

Deshalb brauchen Schildkröten ein Außengehege



Wie alle Reptilien sind Schildkröten wechselwarm. Ihr Körper produziert selbst nicht genug Wärme, um immer aktiv sein zu können. Sie sind also auf Licht und Wärme von außen angewiesen, um auf ihre "Betriebstemperatur" zu kommen. Besonders für die Haltung mediterraner Landschildkröten ist ein Freigehege unentbehrlich.

Ein solches Außengehege sollte mindestens 4 Quadratmeter groß sein und viel Sonne einlassen. Die UV-B Strahlung des Sonnenlichts brauchen die Schildkröten, um Vitamin D3 zu bilden. Es ermöglicht die Einlagerung von Kalzium im Panzer und beugt Krankheiten vor. Wichtig ist auch, dass es einen schattigen Rückzugsort gibt. Und auch eine Vogeltränke als Badewanne wird keine Schildkröte verschmähen.

 

Lichtquellen fürs Terrarium



In der Übergangszeit vor der Winterruhe werden Schildkröten im Terrarium gehalten. Dann ist eine gute, künstliche Licht- und Wärmequelle besonders wichtig, um den Tieren eine Erwärmung auf 35°C Stoffwechseltemperatur zu ermöglichen. Dafür gibt es im Fachhandel spezielle Lampen. Völlig ungeeignet sind hingegen Leuchtstoffröhren, weil sie nur für sehr kurze Zeit UV-B-Strahlen abgeben. Auch von Heizmatten ist abzuraten, da Wärme in der Natur immer von oben kommt.

Winterruhe im Kühlschrank



Schildkröten, die aus Gegenden stammen, in denen es nicht das ganze Jahr über warm genug ist, um ihre Aktivitätstemperatur zu garantieren, halten Winterruhe - auch in Gefangenschaft. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten: Etwa die Überwinterung bei ca. 4-8°C in einem speziellen Kühlschrank oder im Keller. Auf jeden Fall sollte man eine Überwinterungskiste für die Schildkröten vorbereiten. Auf den Boden werden Erde, Kokosfasern und Laub gelegt.

Die Überwinterung im Freien kann in Betracht gezogen werden, birgt aber mehr Risiken, weil man hier die Temperatur nicht genau kontrollieren kann. Welche Art der Überwinterung man wählt, sollte aber letztlich von den jeweiligen Klimaverhältnissen der Herkunftsregion abhängig gemacht werden.

 

Generelle Überlegungen vor dem Kauf



Denk daran, dass diese Tiere mit einer Lebenserwartung von ca. 100 Jahren ihre Besitzer in der Regel überleben. Oft werden Schildkröten sogar vererbt. Außerdem sollte man darüber nachdenken, ob man die Möglichkeit hat, für artgerechte Ernährung und Haltung zu sorgen.

Abbildung: Meeresschildkröte in freier Wildbahn



Schließlich sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Schildkröten weder ein Spielzeug noch ein Kuscheltier sind. Im Gegenteil: Jede Berührung bedeutet für sie Stress. Wer aber die nötige Geduld und Bereitschaft aufbringt, sich auf die Bedürfnisse dieses Haustiers einzulassen, wird sicher Freude an ihm haben.

Nic/ suw akt. 30.1.2012 / Fotos: GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Autor: Mayer Richard, Mila Zinkova  , Krüger

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