Die Bewohner des Menschen

Wenn du in den Spiegel guckst, ist alles klar das bist du. Aber, würde man etwas genauer hinsehen können, wäre nicht mehr so klar wer du eigentlich bist. Denn auf und in uns leben 10 Mal mehr Bakterien, Amöben und Spinnentierchen als wir Körperzellen haben! Mehr über diese unbekannten Untermieter erfahrt ihr hier ...

Der menschliche Körper ist eine fantastische Maschine aus unglaublich vielen Einzelteilen. Ein erwachsener Mensch besteht aus etwa 10.000.000.000.000 (10 Billionen) Zellen. Sie bilden Haut, Knochen, Muskeln, Fettzellen und Organe wie Leber, Lunge, Milz und Gehirn. Aber diese Maschine würde nicht reibungslos funktionieren, gäbe es nicht eine Vielzahl an Helfern.


Milben in den Haarbälgen


Hier ist eine Haarbalgmilbe zu sehen. Bis zu vier davon wohnen in jeder Hauttasche, aus der die Haare sprießen.

Auf jede Körperzelle kommen etwa zehn solcher Helferlein: Bakterien, Pilze, Flöhe, Würmer, Wanzen und noch so einiges mehr. Sie alle nutzen den menschlichen Körper als als Wohnraum, zum Fortpflanzen oder zur Ernährung. Dabei haben einige so spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum, dass sie an anderen Körperstellen nicht existieren können. In den Augenbrauen wohnen Spinnentierchen, kleiner als ein Millimeter, die in den Wimpern nicht leben können. Außerdem wohnen dort schon Kollegen.

Geschäft auf Gegenseitigkeit


Im Reich der Kleinstlebewesen herrscht ständige Auseinandersetzung, die auch dem Menschen nutzt: Ein Schimmelpilz hat uns das Penicillin, ein wichtiges Antibiotikum gegen bakterielle Infektionen beschert.



Na, juckt es schon? Das klingt alles wenig appetitlich, aber hätten wir einige unserer mikroskopischen Mitbewohner nicht, könnten wir gar nicht lange überleben. Mit den meisten Mitbewohnern ist unser Körper eine so genannte Symbiose eingegangen. Das heißt, beide Seiten haben etwas vom Zusammenleben. Wir bieten Lebensraum und Nahrung, dafür erhalten wir Schutz und lebenswichtige Stoffe von den Bakterien.

Zu viel Hygiene schadet

Auf unserer Haut wohnen rund sechs Milliarden Bakterien. Sie produzieren Stoffe, die Krankheitserreger von uns fernhalten und abtöten. Die Bakterien bilden auf der Haut eine wichtige Verteidigungslinie. Wird diese bakterielle Barriere durch zu häufiges Waschen mit aggressiven Seifen geschädigt, kann es zu Infektionen mit Pilzen kommen. Falsch verstandene Hygiene schadet also.

Wenn Bakterien uns verduften

Bakterien beeinflussen auch unsere Körpergerüche. Sie bauen Substanzen im Schweiß ab und verleihen so jedem Menschen seine persönliche Duftnote. Die Redewendung jemanden nicht riechen können als Umschreibung, dass man jemanden nicht mag, hat also ihre mikrobielle Berechtigung. So beeinflussen Bakterien unseren Umgang miteinander!

Der Darm ein großer Gärkessel


Das Bakterium Escherichia coli - aggressive Varianten sorgen bei Touristen in südlichen Ländern für Durchfall.



Die Bakterien im Darm fühlen sich dort wohl, weil es warm und feucht ist und es ein großes Nahrungsangebot gibt. Dafür stellen sie uns bestimmte Vitamine aus unserer Nahrung zur Verfügung, die wir ohne sie gar nicht aufnehmen könnten. Und jeden Tag entstehen durch Bakterien in unserem Darm 24 Liter Wasserstoffgas und sechs Liter Methangas.

Nur ein Bruchteil davon verlässt mehr oder weniger freiwillig unseren Körper und setzt ein geruchliches Zeichen. Der Rest wird von anderen Bakterien aufgenommen und weiterverarbeitet. Übrigens: die Substanz Skatol, die für den charakteristischen Stuhlgeruch verantwortlich ist, wird in winzigsten Mengen auch in der Parfumindustrie eingesetzt!

Leben ist Gemeinschaftssache


Eine Hausstaubmilbe: Sie lebt besonders in Betten und ernährt sich von den abgestorbenen Hautschuppen, die der Mensch jede Nacht verliert. Ein älteres, längere Zeit ungewaschenes Kissen kann aus bis zu 10 Prozent Milben und ihren Ausscheidungen bestehen. Die Ausscheidungen sind auch für Hausstauballergien verantwortlich.




Dass man ohne mikroskopische Mitbewohner gar nicht leben kann, zeigen Experimente so genannter Gnotobiologen. Die beschäftigen sich mit der keimfreien Aufzucht von Tieren. Solche sterilen Tiere haben also keinerlei bakterielle Verbündete auf und in ihrem Körper. Sie sind extrem anfällig für Krankheiten.

Und die Erfahrung zeigt auch beim Menschen, dass Kinder aus ländlichen Gebieten, die buchstäblich im Dreck spielen konnten, weniger anfällig sind für Asthma und Allergien, als Kinder aus vermeintlich hygienischen Stadtwohnungen. Übrigens gibt es in einem Spüllappen in der Küche bis zu eine Million Mal mehr Bakterien als auf einer Kloschüssel.

Freund und Feind in der Mikrowelt

Aber natürlich sind nicht alle Kleinstlebewesen unsere Freunde. Bakterien verursachen Karies, Magengeschwüre und verschiedenste Krankheiten, die auch tödlich enden können. Mittlerweile diskutieren Forscher sogar, ob Krankheiten wie Herzinfarkt, starkes Übergewicht oder sogar Depressionen von Bakterien und Viren verursacht werden könnten. Und viele Krebserkrankungen sind Nachwirkungen von Infektionen.

Aber auch hier kann man nicht strikt nach Gut und Böse urteilen: Das Bakterium Helicobacter pylori (siehe Bild), das Magengeschwüre verursacht, produziert einen Stoff, der andere, bösartige Bakterien abtötet.

Neben diesen mehr oder weniger gut- und bösartigen Mitbewohnern gibt es noch so genannte Kommensalen (lat.: = mit am Tisch): Sie leben auf uns und nutzen die Möglichkeiten, die ihnen unser Körper als Aufenthalts, Schlaf- und Fortpflanzungsstätte bietet. Weder stören sie uns, noch tragen sie etwas zu unserer Gesundheit bei. So sind So sind fast neun von zehn Menschen mit dem Toxoplasmose-Erreger infiziert, der sich besonders im Gehirn einnistet. Er macht sich so gut wie nie durch Krankheit bemerkbar.



Text: -jj- 6.11.2007 // Bilder: Brotschimmel: PD; Escherichia Coli: PD; Hausstaubmilbe: PD; Haarbalgmilbe GFDL;

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