Wacholder - Baum des Jahres 2002

Eine uralte Heilpflanze ist im Oktober 2001 zum Baum des Jahres 2002 erklärt worden: Der "Gemeine Wacholder" (Juniperus communis L.) ist ein europaweit verbreiteter Nadelbaum. Alle seine Pflanzenteile, besonders seine reifen Beeren, enthalten ätherische Öle, Bitterstoffe und weitere Wirksubstanzen.

Wacholder in der Geschichte

Die Heilwirkung des Wacholders ist seit vielen tausend Jahren bekannt. Erste schriftliche Nachweise finden sich auf altägyptischen Papyrusrollen - doch auch in Mitteleuropa sind in Siedlungsresten der Jungsteinzeit Wacholderbeeren gefunden worden. Hippokrates empfahl Wacholder zur äußerlichen Anwendung bei Wunden und Fisteln und innerlich gegen Wasseransammlungen. Während des Mittelalters wurde Wacholder gegen eine ganze Reihe von Krankheiten eingesetzt. Gegen pestähnliche Epidemien wurde auf den Dorfplätzen Notfeuer aus Wacholderholz angesteckt. Mit glühenden Scheiten räucherte man dann die Krankenstuben aus. In Bayern werden noch heute nach dem Viehtrieb die Ställe mit Wacholderrauch "gereinigt".

Übrigens wird dieses Nadelgehölz bis zu 2000 Jahre alt. Wenn du wieder mal einen Wachholderbaum siehst, kannst du deine Phantasie spielen lassen. Wer mag unter diesem Baum einst gestanden haben die Römer? Napoleon? Kaiser Barbarossa? Möglich wärs...

In Europa kann nur die Eibe noch älter werden.

Medizinische Wirkung

Neuere Untersuchungen bestätigen die keimtötende und abwehrsteigernde Kraft der Wacholderpflanze. So wird ihr ätherisches Öl zum Inhalieren bei Schnupfen und Erkältungskrankheiten eingesetzt, gekaut fördern Wacholderbeeren die Verdauung.

Eine äußerliche Anwendung lindert rheumatische Beschwerden.

Wacholder (Juniperus communis) ist auch als Gewürz bekannt. Die schwarzblauen Beerenzapfen verfeinern Wildspeisen und Sauerkraut oder lassen sich zu Gin verarbeiten.

Zypresse des Nordens

Der Wacholder wird auch Zypresse des Nordens genannt. Er ist ein echter Verwandlungskünstler. Mal präsentiert er sich als Strauch, mal als bis zu 15 Meter hoher Baum. Er verträgt tiefe Minusgrade und kommt mit wenig Feuchtigkeit aus. Das Gewächs mit den sternförmig angeordneten Nadeln ist auf der gesamten Nordhalbkugel zu Hause.

Obwohl er das weltweit am stärksten vorkommende Nadelgehölz ist, steht er in Deutschland unter Naturschutz.

Da er offene Heidelandschaften liebt, hat ihm vor allem der Rückgang der Schafwirtschaft geschadet. Aber auch die intensive Sammlung von Wacholderholz zum Räuchern hat den Baum selten gemacht. Erlaubt ist lediglich das Sammeln der Beeren. Weil er hierzulande selten geworden ist, wurde er zum Baum des Jahres 2002 gekürt.

Baum des Jahres

Die Auszeichnung Baum des Jahres wurde erstmals 1989 vom Umweltschutzverein Wahlstedt in Schleswig-Holstein verliehen. Um eine möglichst breite Basis zu finden, gründeten mehrere Organisationen 1991 in Berlin das Kuratorium Baum des Jahres. Ziel ist es, jährlich auf eine Baumart aufmerksam zu machen und zur intensiven Beschäftigung mit ihr anzuregen, etwa durch Pflanzaktionen, Patenschaften, Wettbewerbe oder im Schulunterricht.

-rr/ots- 11. 10. 2001

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