Multitalent Süßholz: Die Arzneipflanze des Jahres 2012
Gute Nachricht für Lakritz-Fans. Die würzige Nascherei ist gesünder als Schokolade, Gummibärchen und Co. Sie enthält fast gar kein Fett, hilft bei Erkältungen, Magenschmerzen, niedrigem Blutdruck und bei Stimmungsschwankungen vor der Regelblutung. Mit über 400 Inhaltstoffen hat es das Multitalent zur Arzneipflanze des Jahres 2012 geschafft.
Süßholz heißt mit botanischem Namen Glycyrrhiza glabra und ist ursprünglich im Mittelmeerraum und in Westasien zu Hause. Die bis zu einem Meter hohe Staude bevorzugt warmes, sonniges Klima und blüht im Spätsommer weiß und blau-violett. Die heilenden Wirkstoffe werden aber nur aus den im Herbst geernteten Wurzeln gewonnen. Diese müssen zur weiteren Verarbeitung getrocknet werden.Zuckersüße Wurzel
In der Wurzel enthalten ist zum Beispiel der Wirkstoff Glycyrrhizin, der dem Süßholz seinen typischen Geschmack verleiht. Er ist 50 Mal süßer als Rohrzucker. Die Redewendung Süßholz raspeln bedeutet deshalb, dass man jemandem zuckrige, übertriebene Komplimente macht. Weitere wichtige Wirkstoffe sind die Saponine, die als entzündungshemmend und schleimlösend gelten.
Foto: geraspelte Süßholzwurzel
Seit 3.000 Jahren im Einsatz
Als Arzneipflanze ist Süßholz schon seit etwa 3.000 Jahren bekannt. Die alten Ägypter stellten daraus Tees und Aufgüsse her um Husten, Magenbeschwerden und Krämpfe zu lindern. In der traditionellen chinesischen Medizin ist Süßholz eine der am häufigsten verwendeten Heilpflanzen überhaupt. Nach Meinung chinesischer Ärzte wirkt es stark entgiftend und macht den Körper empfänglicher für bestimmte Wirkstoffe.
Unschlagbar gegen Husten
In unseren Breitengraden wurde die Heilkraft von Süßholz lange nicht erkannt. Erst die pflanzenkundige Nonne Hildegard von Bingen entdeckte, was das Süßholz alles kann, und machte es in den Klostergärten des Mittelalters heimisch. Seitdem wird Süßholz vor allem bei Bronchialbeschwerden eingesetzt. Als Tee in Kombination mit Thymian ist es unschlagbar gegen festsitzenden Husten.
Lakritz: von mild bis scharf
Mitte des 19 Jahrhunderts wurde aus dem dunklen Saft erstmals Lakritz als Süßigkeit hergestellt. Die im deutschen Handel üblichen Lakritzen sind entweder gezuckert oder gesalzen und sehr mild. Schärfere Varianten sind vor allem in Skandinavien beliebt. Die sehr salzige Erwachsenenlakritze wird meist nur in Apotheken verkauft. Menschen mit hohem Blutdruck oder Herzbeschwerden sollten lieber darauf verzichten, da durch den sehr hohen Süßholzgehalt der Mineralstoffhaushalt des Körpers gestört werden kann. So genannte "Kinderlakritze" ist - auch wenn man sehr viel davon nascht - unbedenklich, da sie sehr wenig Süßholz enthält.
Brände löschen mit Süßholz
Doch Süßholz wird nicht nur zum Heilen und Naschen verwendet. Man löscht auch Brände damit! Das glaubt ihr nicht? Ehrlich! Lakritzsaft hat schäumende Eigenschaften und wird deshalb Feuerlöschmitteln zugesetzt.
Nic 16.01.2012 / Fotos: pd
Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt