Lebensraum Sommerwiese

Jetzt im Sommer stehen die Pflanzen in voller Blüte. Der Duft und das satte Grün der Wiesen laden zum Verweilen im Freien ein. Im Gegensatz zu den Wäldern sind die Wiesen nicht natürlich entstanden, sondern werden seit einigen Jahrtausenden durch den Menschen geschaffen und erhalten. Trotzdem sind gerade die Wiesen ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere aller Art.

Wiesen und Weiden sind landwirtschaftliches Grünland. In Deutschland wird eine Fläche von fünf Millionen Hektar (2,5 Millionen Fußballfelder), als Weide oder Wiese genutzt. Entweder werden Pferde oder Kühe gehalten, oder man nutzt die Wiesen zum Heumachen. Während eine Weide für das das Grasen von Tieren angelegt wird, wird die Wiese durch Mähen genutzt und erhalten. Dabei wird das Entstehen von Büschen und Bäumen verhindert. Ohne diese Pflege würde mit der Zeit ein Wald wachsen.

Im Gegensatz zur Wiese sind Steppen und Waldsteppen, alpine Matten und Rasen sowie Magerwiesen bzw. Trockenrasen natürlich entstandene Bewuchsflächen, die Unkundige auch gerne als Wiesen bezeichnen, da auch auf diesen Flächen viele Gräser wachsen.

Lebensgefahr für Tiere

Obwohl die regelmäßige Mahd (das Mähen) die Wiesen in ihrer Form erst ermöglicht, fordert sie unter den Tieren leider viele Opfer. Als die Bauern noch mit Sensen ihre Felder abernteten  gab es keine Probleme für die Wildtiere, die sich gerne im hohen Gras wohnlich eingerichtet hatten. Entweder kauerten sie sich noch fester auf den Boden oder sprangen auf einmal unversehens mit großen Sprüngen davon, wie die Feldhasen oder Rehkitze.


Neben ihren natürlichen Feinden werden sie heute mehr und mehr durch moderne Mähfahrzeuge gefährdet. Diese fahren mit bis zu 15 Stundenkilometers über die Wiese. Besonders problematisch ist, dass die Tiere besondere Verhaltensweisen bei Gefahr entwickelt haben: Rehkitze und Junghasen drücken sich fest auf den Boden, um von den langen Grashalmen vor den Blicken des Räubers geschützt zu sein. Dadurch sind sie aber dem Mähwerk des Traktors schutzlos ausgeliefert. Auch Bodenbrüter wie der Kibitz leben samt ihres Geleges mitten in der Gefahrenzone.

Selektionsdruck für PflanzenDurch den Selektionsdruck der Mahd werden vor allem Gräser begünstigt, weil sie mit dem häufigen Schnitt und der hohen Lichteinstrahlung gut zurecht kommen. Durch regelmäßiges Mähen werden mehrjährige Pflanzen gegenüber einjährigen Pflanzen bevorzugt. Ihre Samen sind in der Regel Lichtkeimer. Sie  vermehren sich vegetativ und überdauern die Winter. Im Gegensatz zu den Weiden fehlen den Wiesen bestimmte Pflanzen, wie zum Beispiel die Disteln, die auf Weiden vom Vieh gemieden werden und nicht vom Schnitt einer Wiese beeinträchtigt werden.Tiere in der StadtAuch in Parks gibt es kleinere Wiesen - nicht zu verwechseln mit den Rasenflächen, auf welchen nur bestimmte Gräser gedeihen sollen und andere Sorten und Pflanzen gnadenlos ausgesondert werden. In den mehr naturbelassenen Parks fühlen sich viele Kleintiere oft sogar wohler als auf dem Land, wo die Landwirtschaft ihnen nur noch eintönige Felder als Lebensraum anbietet. Durch das enge Zusammenleben mit Menschen haben die Tiere in der Stadt zudem gelernt, dass sie keine Angst ahben müssen, Zutraulich dulden sie uns Menschen oft in ihrer Nähe und erlauben uns so, sie zu beobachten und an ihrem Leben teilzunehmen.Tiere lieben UnordnungWer seinen Garten immer ordentlich aufäumt, tut den Tieren damit keinen Gefallen. Ein Haufen abgeschnittener Zweige bitet nicht nur Igeln Unterschlupf, hier brüten auch Zaunkönige. Die ungeliebten Brennesseln sind die Leibspeise zahlreicher Schmetterlingsraupen. In welken Stängeln und verdorrten Blütenköpfen überwintern viele Insekten. Wer diese Pflanzenreste erst im Frühjahr abschneidet, hilft Insekten, den Winter zu überleben. Wenn deine Eltern statt eines Rasens eine Wildblumenwiese anlegen werden sich bald viele Schmetterlinge und andere Insekten im Garten einfinden. Diese Wiese duftet nicht nur herrlich, die Vielzahl der Blumen liefert Pollen und Nektar genug, damit die Insekten während der ganzen Saison ein ausreichendes Nahrungsangebot vorfinden.Früchte von der StreuobstwieseEine Streuobstwiese ist die traditionelle Obstbauform, bei der verschiedene Obstbaumsorten in Hochstammform auf einer Wiese stehen. Sie werden normalerweise ohne Einsatz synthetischer Behandlungsmittel bewirtschaftet und dienen sowohl der Obsterzeugung (Obernutzung) als auch der Grünlandnutzung als Mähwiese zur Heugewinnung oder als Viehweide (Unternutzung). Die Imkerei spielt zur Bestäubung eine wichtige Rolle: Durch die Überwinterung als komplettes Bienenvolk mit mehr als 10.000 Einzelbienen erbringen die Honigbienen den größten Teil der Bestäubungsleistung.In Streuobstwiesen können zwischen 2.000 und 5.000 Tierarten beheimatet sein. Den größten Anteil nehmen dabei Insekten, wie Käfer, Wespen, Hummeln und Bienen ein. Auch die Vielfalt der Spinnentiere und Tausendfüßler ist groß.Bunte Blumen auf der WieseDie Wildblumenwiese wurde oben schon erwähnt: Im Garten- und Landschaftsbau werden Blumenwiesen so gestaltet, dass im Verlauf der Jahreszeiten verschiedene Aspekte an Farbe, Wuchshöhe und Tierbesatz auftreten. Dabei steht nicht immer der Naturschutz im Vordergrund, sondern das ästhetische Erlebnis. So genannte Blumenwiesen-Mischungen, die im Handel angeboten werden, enthalten häufig keine Pflanzenarten der Wiesen, sondern einjährige Arten, wie Klatschmohn und Kornblume, die bereits im ersten Jahr blühen. Dies sind keine Arten der Wiesen, sondern Ackerwildkräuter.Typische Pflanzenarten (gemähter) Blumenwiesen sind bei extensiver Nutzung: Glatthafer, Margerite, Wiesen-Klee, Schafgarbe, Wiesen-Bocksbart, Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Platterbse, Wilde Möhre, Wiesen-Kerbel, Kammgras, Ruchgras, Wolliges Honiggras, Knaulgras.Text und Bilder: RR, 7. 7. 2008

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