Die Wegwarte - Blume des Jahres 2009

Im Oktober wurde von der Loki-Schmidt-Stiftung und der Stiftung Naturschutz Hamburg die Wegwarte zur Blume des Jahres 2009 erklärt. Sie ist unter vielen Namen bekannt und es ranken sich einige Legenden um sie. Zu ihrer Gattung gehört auch die als Salatpflanze bekannte Endivie.

Jedes Jahr werden interessante und gefährdete Pflanzen von der Loki-Schmidt-Stiftung zur Blume des Jahres erklärt. Loki Schmidt ist die Ehefrau des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt (siehe Bild). Sie gründete 1976 die Stiftung, um auf gefährdete Pflanzen aufmerksam zu machen und diese so zu schützen.



Im Oktober 2009 wurde die Wegwarte zur Blume des Jahres erklärt. ihr wissenschaftlicher Name lautet Cichorium intybus. Die Wegwarte gehört zur Familie der Korbblütler, den so genannten Asteraceae. Andere Korbblütler sind Sonnenblume, Echte Kamille, Arnika oder Löwenzahn.


Die Wegwarte ist auch als Zichorie bekannt, andere volkstümliche Bezeichnungen sind unter anderem: Hindeg, Hindlauf, Irenhart, verfluchte Jungfer, Kattenworz, Sonnenwedel und Wegeleuchte.


Wie der Name vermuten lässt, findet man sie bei uns besonders an Wegrändern. Sie wird bis zu über einem Meter groß, sie hat eine Pfahlwurzel, die tief in die Erde reicht und hat strahlende blaue Blüten. Ihre Blütezeit ist Juli bis September. Es gibt auch eine seltene Form mit weißen Blüten. Man findet sie bis zu 1500 Meter Höhe.


Die Wegwarte ist schon seit dem Altertum bekannt und beschrieben. Erste Hinweise finden sich in ägyptischen Papyrustexten aus dem 4. Jahrtausend vor Christus. Die mittelalterliche Heilkundige Hildegard von Bingen erwähnt die Pflanze ebenfalls und nennt sie Sonnenwirbel, weil sich ihre Blüten mit der Sonne drehen.


Gefährdung


In Hamburg und Niedersachsen gilt die Wegwarte als gefährdet. In anderen Bundesländern befindet sie sich auf der Vorwarnliste. Eine Pflanze ist immer Teil eines feingewobenen Netzwerks anderer Organismen, die von ihr abhängig sind. Verschwindet die Wegwarte, sind auch Tiere und Insekten betroffen, etwa Bienen und Hummeln sowie Finken und Stieglitze. Siehe hierzu auch Der Mensch und das Netz des Lebens am Ende des Artikels.


Anwendung


Besonders die bitter schmeckenden Gerbstoffe wirken günstig auf Leber und Galle. Sie soll auch blutreinigend wirken. Aus den gerösteten und gemahlenen Wurzeln kann ein Kaffee-Ersatz, der so genannte Muckefuck, bereitet werden.

Besonders während der Kontinentalsperre zu Zeiten Napoleons war er weit verbreitet. Spezielle Züchtungen sind die als Salat bekannten Zichorie, Radicchio und Endivien (siehe Bild). Die Wegwarte war auch Teil von Linnés Blumenuhr.


Wegwarte als Uhr


Carl von Linné war ein Naturforscher des 18. Jahrhunderts, auf den das noch heute gültige wissenschaftliche Benennungssystem für Pflanzen und Tiere zurückgeht und das der Wegwarte die Bezeichnung Cichorium intybus verschaffte. Er beobachtete, dass einige Blumen sich zu exakten Zeiten öffneten und schlossen.


Die Blüten der Wegwarte zum Beispiel öffnen sich um 5 Uhr morgens und schließen sich um 14 Uhr. Seit einigen Jahren ist der Rhythmus der Pflanze allerdings nicht mehr so genau, warum ist unklar. Am Ende des Artikels findet ihr einen Link zur Blumenuhr nach Linné.


Mythen und Legenden


Um die Wegwarte ranken sich auch einige Geschichten. Im Mittelalter hielt man die Wegwarte für eine mächtige Zauberpflanze. Wurde sie auf eine bestimmte Art und Weise geerntet, sollte sie unbesiegbar machen. Auch als Liebeszauber wurde sie eingesetzt.


Der Sage nach soll eine Jungfrau ihren Geliebten so sehr vermisst haben und ständig vor Sehnsucht nach ihm geweint haben. Aufgefordet, doch endlich damit aufzhören sprach sie: Bevor ich lass das Weinen sein, will ich auf die Wegscheid gehn, ein Feldblum dort zu werden. Daraufhin verwandelte der liebe Gott sie in die Wegwarte, die noch heute auf die Rückkehr ihres Geliebten wartet.

Hier kommt ihr zu einer Blumenuhr nach Carl von Linné.


Text: -jj- 3.11.2009 // Bilder: Helmut und Loki Schmidt Bundesarchiv/cc-by-sa 3.0; Wegwarte Nova/GFDL; Endivie Okapi/cc-by-sa 3.0; Vorschau Alvesgaspar/cc-by-sa 3.0

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt