Blume 2004: Das Alpenglöckchen

Mit der Wahl des Echten Alpenglöckchens zur Blume des Jahres 2004 durch die Stiftung Naturschutz Hamburg und die Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen soll darauf hingewiesen werden, dass Bergwiesen und das Hochgebirge als Lebensraum für eine vielfältige Flora und Fauna in Gefahr ist Gefahren ist. Gleichzeitig soll für einen sanften Tourismus im Einklang mit den natürlichen Gegebenheiten geworben werden.

Überlebenskünstler Bergpflanzen

Im Hochgebirge herrschen extreme Lebensbedingungen für Pflanzen. Nach langen, sehr kalten und schneereichen Wintern folgt mit rasch steigenden Temperaturen die Schneeschmelze Ende Juni und damit auch der Frühling, Sommer und Herbst. Deshalb müssen die Pflanzen innerhalb von nur zwei bis drei Monaten blühen, wachsen und Samen bilden.

Im Frühling und Herbst ist es tagsüber oft sehr warm, nachts aber bis unter 0 Grad kalt so müssen die Pflanzen des Alpenraums starke Temperaturschwankungen ertragen können. Der Boden ist in sehr hohen Gebirgslagen oft steinig und die Pflanzen sind dem eisigen, böigen Wind ohne Schutz ausgeliefert. Außerdem sind sie einer sehr hohen ultravioletten Strahlung der Sonne ausgesetzt. Das Hochgebirge fordert also höchste Anpassungsfähigkeit von den Pflanzen. Oft regnet es wochenlang gar nicht, dann gibt es heftige Gewitter mit starkem Regenfall auch mit diesen Extremen müssen Bergpflanzen zurecht kommen.

Das eigentliche Reich der Alpenblumen beginnt dort, wo die Baumgrenze anfängt. Hier wachsen Arnika, die Bärtige Glockenblume, Schwefelanemonen und Alpenrosen und das Alpenglöckchen, Soldanella alpina genannt. Im Volksmund wird das Alpenglöckchen aber auch als Almglöckel, Eisglöckchen, blaues Schneeglöckel oder Schneenagele oder Alpentroddelblume bezeichnet.

Das Echte Alpenglöckchen

Wenn die Schneeschmelze eintritt, dann kann man diese Staudenpflanze mit seinen kräftig violett-blauen Blüten durch den Schnee brechen sehen. Je nach Höhenlage blüht es zwischen Mai und Juni. Es wächst auf einer Höhe von 600 bis 3000 Metern, in den Alpen, den Pyrenäen, den Karpaten und dem Schweizer Jura. Durch seine immergrünen Blätter und seine im Vorjahr ausgebildeten Blätter ist es an die lange Schneebedeckung gut angepasst.

Es zählt zur Familie der Primelgewächse. Das fünf bis 18 Zentimeter hohe Pflänzchen hat rundlich nierenförmige Blätter. Die grundständigen Blätter sind ledrig, um sie gegen Verdunstung zu schützen. Auf den blattlosen, rotbraunen Stängeln sitzen 1 - 3 weit offene, tief gefranste veilchenblaue bis violette Glöckchen, aus denen der gelbliche Griffel weit herausragt. Man findet es auf Weiden mit kalkreichem Untergrund.

Bergwiesen in Gefahr

Wie viele andere Bergpflanzen, ist auch das Alpenglöckchen geschützt und darf nicht gepflückt werden. Doch wie die anderen Almwiesenpflanzen, ist auch das Alpenglöckchen gefährdet. Eine Ursache dafür ist der immer größere Andrang von Touristen in den Bergregionen. Egal ob Skifahrer, Mountainbiker, Drachenflieger oder Wanderer alle drängen in das Reich der Pflanzen. Immer mehr Parkplätze, betonierte Flächen, Skilifte und Straßen lassen immer wenige Raum für die Pflanzenwelt. Almenwiesen werden be- und überweidet. Mensch und Tier trampelt auf den Pflanzen das ganze Jahr über herum. Noch gibt es das Echte Alpenglöckchen, doch wenn die noch verfügbaren Biotope noch weiter zurückgehen, wird auch diese Pflanze verschwinden.

Mehr Infos auf der Seite der Stiftung zm Schutz gefährdeter Pflanzen.

-ab-29.06.04 Text /

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