Liebe und Geborgenheit für Waisenmädchen

30 Jahre Bürgerkrieg und der Tsunami 2004 haben Sri Lanka zu einem Land gemacht, in dem es vielen Kindern schlecht geht. Unzählige Mädchen und Jungen gehen betteln um zum Lebensunterhalt beizutragen. Viele haben gar keine Eltern mehr.- Die Kinderhilfe Kakadu unterstützt vor Ort den Neubau eines Mädchen-Waisenhauses. Wir haben uns mit Mitarbeiterin Nicola Ostermeier unterhalten.

Warum geht es vielen Kindern in Sri Lanka so schlecht? 

Der fast 30 Jahre dauernde Bürgerkrieg hat viel Schaden angerichtet. Einerseits sind viele Menschen gestorben, Familien auseinandergerissen und ihre Häuser zerstört worden, andererseits konnte sich keine Wirtschaft entwickeln. Deshalb gibt es viele Arbeitslose und Familien, die unter der Armutsgrenze leben. Staatlichen Hilfen gibt es nicht, nur wer Arbeit hat, kann Geld zum Leben, für Essen und Kleidung verdienen. Der Tsunami hat die Situation zusätzlich verschärft. Der Tourismus als großer Wirtschaftzweig an der Südwestküste wurde praktisch zerstört.

Wie sieht das Leben der Kinder aus?



Die Kinder müssen  häufig durch Betteln oder Arbeit etwas zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Selbst wenn sie in die Schule gehen, arbeiten sie noch danach oder am Wochenende. Viele leiden zusätzlich unter Mangelernährung, was sich auch in Konzentrationsschwäche oder Wachstumsverzögerung zeigt.


Wie viele Kinder brauchen dort momentan konkrete Hilfe?


Das kann ich nicht genau sagen. Im ganzen Land sind es sicher 10.000 oder mehr. Wir können nicht die Not aller Kinder in Sri Lanka lindern, sondern nur einer begrenzten Anzahl in für uns finanzierbaren Projekten Hilfe geben. Von meinem Projektpartner, Father Neville Cooghe wurde ich gebeten, den Bau eines Waisenhauses im Nordosten Sri Lankas, im ehemaligen Bürgerkriegs- und Tsunamigebiet zu unterstützen. Father Neville ist Leiter und Gründer des Ladani Instituts und wir arbeiten schon seit 15 Jahren zusammen.

Wie kann man sich die Situation dieser Kinder vorstellen?


Es gibt praktisch keine Bleibe für Waisenkinder. Bereits bestehende wurden durch Tsunai und Bürgerkrieg dem Erdboden gleich gemacht. Viele Waisenkinder leben nun in zerstörten Orten bei Nachbarn oder Verwandten, die aber oft selbst nicht genug haben, um ihre Kinder und Familien zu versorgen. Außerdem ist Infrastruktur praktisch nicht vorhanden. Deshalb muss ein Großteil des Baumaterials, aber auch ausgebildete Arbeitskräfte vom Süden und Westen das Landes in den Norden geholt werden, um den Bau verwirklichen zu können. Daneben wird es natürlich auch Arbeit für die Ortsansässigen geben. So wird Ladani also auch jetzt während des Baus und später nach Eröffnung des Waisenhauses Arbeitsplätze schaffen.

Das Waisenhaus soll für Mädchen entstehen. Haben es Mädchen in Sri Lanka noch schwerer als Jungen?


Ja, das kann man uneingeschränkt so sagen. Mädchen, insbesondere ohne Schutz durch die Familie werden häufig als einfache Putzfrauen oder Hausangestellte ausgebeutet oder landen nicht selten in der Prostitution. Auch in vielen Familien wird Schulbildung oft aus finanziellen Gründen zuerst den Jungen gewährt. Deshalb soll das Waisenhaus ca. 60 Mädchen aufnehmen. Im Vordergrund steht neben dem neuen Zuhause vor allem die Schulbildung. Daneben wird in Sri Lanka aus kulturellen Gründen großer Wert auf Musik und Tanzunterricht gelegt. Da es die Größe des Geländes zulassen wird, werden wir auch einen Nutzgarten anlegen und die Mädchen in Gartenbau unterrichten.

Wie wird Leben und Schule für die Mädchen im Waisenhaus aussehen?


Es wird einen sehr klar geregelten Tagesablauf für die Mädchen geben. Die Kinder werden an allen häuslichen Pflichten wie Wäschewaschen, Küchen-, Putzdienst usw. beteiligt. Morgens stehen sie für unsere Verhältnisse früh auf - spätestens um 5.30Uhr. Dann gibt es Frühsport, eine Art Andacht und Frühstück. Anschließend gehen die Kinder zum Waschen und ziehen sich für die Schule an. Die Entfernung dorthin ist nicht sehr weit, etwa 1  Kilometer.  Zum Mittagessen kommen die Kinder zurück. Nach einer Pause werden Hausaufgaben und andere Pflichten erledigt. Wichtig ist mir persönlich, dass die Kinder einen Spielplatz bekommen und, wenn sich der Tagesablauf etwas eingespielt hat, auch einige Haustiere (z.B. Hasen), mit denen sie kuscheln können und für die sie sorgen müssen.

Den Kindern in Sri Lanka geht es viel schlechter als den Kindern bei uns? Gibt es etwas, was unsere Kinder von den Kindern in Sri Lanka lernen können?


Ja, ich denke Dankbarkeit für das, was man hat und die Zielstrebigkeit, eine Chance, die einem geboten wird, zu verfolgen. Das sind zwei Dinge, die mir in Sri Lanka immer wieder bei den Kindern, die wir unterstützen, begegnet sind.

Sicher wird noch viel Geld für das Projekt benötigt. Wohin kann man sich wenden, wenn man spenden möchte?


Spenden sind natürlich immer willkommen und nötig, dabei sind einmalige Spenden genauso gerne gesehen wie die Übernahme einer Projektpatenschaft (ab 12 Euro / Monat), z. B für den Waisenhausfond oder das Ausbildungsprojekt. Wer sich noch genauer informieren möchte, kann das unter http://www.kinderhilfe-kakadu.de/ tun.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft und für das Projekt?


Für Sri Lanka, dass der Frieden stabil bleibt und durch eine weitreichende Versöhnungsarbeit unterstützt wird und für den Waisenhausbau, dass es weiter so gut vorangeht und viele Spender es möglich machen, dass diese Mädchen ein neues liebevolles Zuhause in Geborgenheit erfahren dürfen. Das ist die Bedeutung der Abkürzung Ladani.

Liebe Frau Ostermeier, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Wer spenden möchte, kann das unter folgender Bankverbindung tun.  

Kinderhilfe Kakadu e.V

Konto-Nr: 1824635

BLZ: 74062786

Spendenstichwort: Ladani


19.12.2011 / Das Interview führte Nicola Frommhold Fotos: Kinderhilfe Kakadu e.V.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt