Die Niederländischen Antillen

Am 10. Oktober 2010 wurde der Landesverband der Niederländischen Antillen aufgelöst. Die Karibik-Inseln sind nun eigenständige Bundesländer innerhalb des Königreiches der Niederlande.

Wo liegen die Niederländischen Antillen?


Das vormalige niederländisches Überseegebiet liegt in der Karibik und umfasst fünf bewohnte Karibik-Inseln sowie einige kleinere, unbewohnte Inseln, mit einer Gesamtfläche von 800 km²

Geografisch gehört  es zur Inselgruppe der Kleinen Antillen. Bis zum  10. Oktober 2010  bildeten sie ein Land innerhalb des Königreiches der Niederlande.

Die ABC- Inseln

Die Inseln Aruba, Bonaire und Curaçao werden auch als ABC-Inseln bezeichnet. Verwendet man ihre Reihenfolge von West nach Ost als Sortierung, wäre allerdings ACB als Bezeichnung korrekt.


Sie gehören zu den Inseln unter dem Winde und liegen somit außerhalb des Hurrikangürtels. Auf diesen drei Inseln wird neben Niederländisch, Englisch und Spanisch eine eigene Kreolsprache Papiamentu gesprochen.

Aruba


Aruba ist die westlichste und kleinste der drei ABC-Inseln. Sie legt 25 Kilometer nördlich von Venezuela.

1499 wurde Aruba von Spaniern entdeckt und besiedelt. 1636 erwarben die Niederländer die Insel. 90 Jahre lang - von 1825 bis 1915 lebten die Bewohner Arubas von der Goldgewinnung, das war der größte Wirtschaftszweig. Später begann man auf Aruba Erdöl zu raffinieren und zu lagern.

Der boomende Tourismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verhalf der Insel zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Aruba trennte sich bereits 1986 von den Niederländischen Antillen und wurde damals schon zu einem autonomen Staat innerhalb des Königreichs der Niederlande

Bonaire

Die Caiquetío-Indianer gaben der Insel den Namen "Bonay", das bedeutet "tiefes Land". 1499 landeten  Alonso de Ojeda und Amerigo Vespucci auf der Inselgruppe und nahmen sie für Spanien in Besitz. Zwischen 1513 und 1515 wurden alle Indianer als Sklaven nach Hispaniola entführt. Bonaire blieb entvölkert und menschenleer zurück.


1633 nahmen die Holländer die Insel in Besitz. Sie brauchten Bonaire wegen vorhandener Salinen (Salzstöcke). Das Salz wurde für die Konservierung von Lebensmitteln (Heringe, Käse) gebraucht. Dazu kam die aufkommende Industrie. Salz wurde auch zur Herstellung von Keramik und Glas benötigt.

Zwischendurch verloren die Holländer die Insel erst an die Spanier, später an die Engländer, doch nach der Niederlage Napoleons, im Vertrag von Paris wurde sie 1816 endgültig den Niederlanden zugesprochen.

Auch Bonaire lebt vom Tourismus. Die schönen Riffe und das klare Wasser ziehen jedes Jahr um die 50.000 Touristen zum Tauchen und Schnorcheln an. Um dieses Paradies nicht zu gefährden, wurden strenge Regeln zum Schutze der Unterwasserwelt eingeführt.

Curaçao

Bereits 4000 v. Chr. besiedelten indianische Ureinwohner die Insel. Zeichnungen der indianischen Kulturen sind heute noch an der Hatohöhle sichtbar.

1499 landeten  Alonso de Ojeda auch auf Curaçao und deportierte hier ebenfalls die indianischen Ureinwohner zur Zwangsarbeit aufs Festland.

1634 eroberte Johan van Walbeeck die Insel. Die Holländer machten Curaçao zum Zentrum für den karibischen Sklavenhandel. Das änderte sich erst 1863, als die Sklaverei von den Niederlanden abgeschafft wurde. Die Insel blieb niederländisch, bis die Briten die Insel während der napoleonischen Kriege ähnlich wie Bonaire und Südafrika besetzten. 1816 bekamen die Niederlande Curaçao zurück.

Ab den 1860er Jahren verlor Curaçao an wirtschaftlicher Bedeutung, die sie erst mit den Erdöl-Entdeckungen der 1930er Jahre wieder verbessern konnte. Heute basiert die Wirtschaft auf fünf Säulen: Erdöl, Hafen, Tourismus, Offshore-Banking und eine beschränkte lokale Produktion.

Drei Inseln über dem Winde

Zu den Niederländischen Antillen gehörten auch drei Inseln im Hurrikangebiet. Sie wurden 1493 von Christoph Kolumbus  entdeckt und für die spanische Krone in Besitz genommen.

1638 - 40 kolonisierte die Abteilung der niederländischen Provinz Zeeland der Niederländischen Westindien-Kompanie die Insel. Von der inzwischen durch den Zuckeranbau profitierenden Kolonie wurden auch die angrenzenden Gebiete Saba und Sint Maarten verwaltet.

Später wechselte der Besitz zwischen den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich und Spanien. Erst im Vertrag von Paris gingen die Inseln 1816 endgültig in den Besitz der Niederlande über.

Saba

Die Insel besteht zum größten Teil aus dem Vulkan Mount Scenery. Der höchste Vulkankegel ragt 877 m in die Höhe und markiert damit die höchste Erhebung des Königreiches der Niederlande.


Während des 17. und 18. Jahrhunderts waren Zucker und Rum die wichtigsten Wirtschaftserzeugnisse der Insel. Heute leben die Bewohner vom Tauch- und Ökotourismus. Daneben ist der Verkauf der berühmten "Spanischen Spitze" eine wichtige Einnahmequelle.

Sint Eustatius (lokaler Name: Statia)

Sie hat eine Landfläche von 21 km² und ist damit nach Saba die kleinste der fünf bewohnten ehemaligen Inseln der Niederländische Antillen.


Im 18. Jahrhundert erlangte die Insel neben Reichtum auch eine zwielichtige Berühmtheit, weil sie  an jeden Staat, der bereit war dafür zu zahlen, Waffen und Munition lieferte, ohne verhängte Handelsembargos zu beachten. Die Dreizehn Kolonien zogen großen Nutzen daraus,weil sie so Waffen für ihre Rebellion gegen Großbritannien bekommen konnten.

Am 16. November 1776 erkannte der Gouverneur Johannes de Graeff die Souveränität der Vereinigten Staaten an - als erste fremde Macht. Diese Handlung war einer der Auslöser für den Vierten Englisch-Niederländischen Seekrieg, der von 1780 bis 1784 dauerte und den niederländischen Handel stark beeinträchtigte.

Sint Maarten

Die Insel ist zwischen Frankreich und dem Königreich der Niederlande geteilt. Der Nordteil der Insel heißt Saint-Martin. Hier ist der einzige Ort, an dem es eine Grenze zwischen dem französischen und dem niederländischen Staatsgebiet gibt.


Die Insel wurde bereits im Jahre 1648 geteilt, nachdem französische und niederländische Kriegsgefangene ihre spanischen Aufseher vertrieben hatten. Seither leben die Bewohner der beiden Inselteile in friedlicher Koexistenz.

Der niederländische Teil der Insel hat einen Freihafen. Dort legen in der Saison  bis zu zehn Kreuzfahrtschiffe pro Tag an. Die Tatsache, dass dort weder Steuern noch Zoll erhoben werden, macht die Insel vor allem für US-amerikanische Touristen attraktiv.

Eine neue Zeit

Nach der Neuordnung der politischen Situation sind Curaçao und St. Maarten jetzt autonome Länder innerhalb des Königreichs der Niederlande, vergleichbar mit Aruba. Die Inseln Bonaire, Saba und St. Eustatius sind besondere Gemeinden der Niederlande, gehören jedoch keiner Provinz an.


Text: RR, 10. 10. 10, Bilder: Pumbaa80 (Flagge, PD), Raimond Spekking (Karte der ABC-Inseln - GNU,FDL), Alexflink (Strand Curaçao, PD), NASA (Satellitenaufnahmen)



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