Globalisierte Ameisen

Ameisen sind faszinierende Lebewesen. Schon seit der Kreidezeit bevölkern sie die Erde. Die Krabbeltiere nutzen Blattläuse als Nahrungslieferanten und züchten sogar Pilze. Aktuell haben Wissenschaftler weltweit riesige Kolonien der Argentinischen Ameise entdeckt. Sie bilden so genannte Superkolonien und scheinen alle miteinander verwandt zu sein.

Das Wort "Ameise" hat althochdeutschen Ursprung. Âmeiza bedeutete "die Abschneiderin". Weltweit sind mehr als 12000 Arten von Ameisen bekannt. In Europa gibt es rund 180. Sie bevölkern die Erde seit der frühen Kreidezeit, also seit rund 130 Millionen Jahren. Ameisen gehören zu den Staaten bildenden Insekten. Insekt ist der lateinische Begriff für Kerbtier. Sie haben einen deutlich in Vorder- und Hinterteil unterteilten Körper.


Arbeitsteilung macht stark


Viele Ameisen können die nach ihnen benannte Ameisensäure verspritzen. Das dient zum einen dazu, die Beute zu verletzten oder zu töten und ist gleichzeitig Signal an andere Ameisen, zu Hilfe zu eilen. Es gibt männliche und weibliche Ameisen, doch Fortpflanzen kann sich nur die Königin. Die Tiere in Ameisenkolonien haben alle spezielle Aufgaben. So gibt es Tiere, die auf Nahrungssuche, Brutpflege, Nestbau oder Verteidigung spezialisiert sind.


Dufte Kommunikation


Die Nachrichtenübermittlung unter den Tieren findet hauptsächlich über bestimmte Duftstoffe, sogenannte Pheromone statt. Wenn Ameisen zur Nahrungssuche ausschwärmen, dann hinterlassen sie dabei einen bestimmten Duftstoff. Findet eine Ameise nun etwas zu fressen, dann geht sie den gleichen Weg zum Nest zurück.


Dadurch verstärkt sich die Duftspur am Boden und andere Ameisen wissen, dass dies ein lohnender Weg ist. So verstärkt sich automatisch der Duftweg zu einer Nahrungsquelle, auch wenn diese nur zufällig beim Aussschwärmen entdeckt wurde.


Räuber und Pilzzüchter


Ameisen gibt es von wenigen Millimetern, wie diese Pharao-Ameise bis hin zu zwei Zentimetern Größe und mehr. Die Pharao-Ameise gilt als Krankheitsüberträger und nistet sich gerne in Krankenhäusern ein, wo sie ausgerottet werden muss. Ihren Namen hat sie daher, weil man sie mit den Plagen der Bibel in Verbindung brachte.



Ameisen nutzen unterschiedliche Nahrungsquellen. Die bei uns einheimische Rote Waldameise ist eine Allesfresserin. Zum einen ernährt sie sich räuberisch von anderen Insekten wie Spinnen und Raupen. Außerdem nutzt sie auch die zuckersüßen Ausscheidungen von Blattläusen, den so genannte Honigtau.


Es gibt auch Ameisenarten, die sich von Aas ernähren sowie einige Arten wie die südamerikanischen Blattschneiderameisen, die in ihren bis zu acht Meter hohen Kolonien Pilze züchten und sich davon ernähren.


Globalisierte Ameisen


Wissenschaftler beobachten aktuell mit Sorge die Ausbreitung der Argentinischen Ameise ("Linepithema humile"). Wie der Name sagt, war sie ursprünglich in Südamerika beheimatet. Doch mit Hilfe moderner Transportmittel wie Schiffen und dem zunehmenden weltweiten Handel sidn sie mittlerweile auf allen fünf Kontinenten anzutreffen.


Ein Exemplar der Argentinischen Ameise. Wissenschaftler sind erstaunt über die weltweite Ausbreitung und Bildung von Superkolonien durch diese Art.



Problematisch dabei ist, dass sie relativ klein und anpassungsfähig sowie aggressiv sind. Sie verdrängen eingesessene Ameisenarten. Sie attackieren angestammte Kolonien und verzehren die getöteten Ameisen sogar. Sind die einheimischen Ameisen so gut wie ausgerottet, dann machen sie sich über deren ursprüngliche Nahrungsquellen her.


Die Ausrottung ursprünglicher Arten hat dann natürlich auch weiter gehende Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht in einem Gebiet. In Kalifornien zum Beispiel haben sie schon Schaden unter der einheimischen Insektenfauna angerichtet sowie die Ausbreitung von Pflanzensamen beeinflusst. In der Zwischenzeit sind sie dort sogar mittlerweile zu einer Gefahr für Eidechsen geworden!

Entfernte Verwandte


Eine Besonderheit der Argentinischen Ameise ist zudem, dass sich Ameisen unterschiedlicher Kolonien miteinander vertragen. Im allgemeinen bekriegen sich unterschiedliche Kolonien der gleichen Art. Doch den Argentinischen Ameisen ist es egal, ob eine andere Artgenossin aus dem gleichen Bau stammt oder aus einem anderen. Dadurch entsteht eine Art von Superkolonie, die sich über teils hunderte Kilometer erstrecken kann.


In Europa gibt es eine solche Superkolonie, die sich rund 6000 Kilometer entlang der Mittelmeerküste erstreckt. In den USA gibt es die "Große Kalifornische", die sich über 900 Kilometer erstreckt. Schließlich ist noch eine dritte derartige Riesenkolonie in Japan bekannt.


Doch es kommt noch besser: Wissenschaftler haben mit einzelnen Individuen aus diesen drei Kolonien Tests zum Aggressionsverhalten durchgeführt. so wie es scheint, sind alle diese drei großen Kolonien miteinander verwandt!


Angesichts der Zahl der Ameisen und der Ausbreitung über mehrere Kontinente kann man die Argentinische Ameise im Prinzip nur noch mit dem Menschen vergleichen, der sich ebenfalls milliardenfach über alle Kontinente ausgebreitet hat.


Wenn dich die Welt der Insekten und Ameisen interessiert, dann wirf doch auch einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 19: Bienen, Wespen und Ameisen. 


Text: -jj- 22.7.2009 // Bilder: Pharao Ameise Janke/cc-by-sa 3.0; Argentinische Ameise Penarc cc-by-sa 3.0; Schema Ameise Mariana Ruiz/PD

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