Faszinierende Springspinnen

Springspinnen gehören zu den Webspinnen und sind weltweit verbreitet. Mit über 5000 Arten bilden sie die grösste Familie dieser Ordnung. Eine Springspinnen-Art hat kürzlich für eine Sensation gesorgt, als Forscher herausfanden, dass sie sich vegetarisch ernährt.


Manche Menschen ekeln sich vor Spinnen, aber das ist nicht nötig. Sie sind sogar sehr faszinierend, wenn man sich näher mit ihnen beschäftigt und sie in Ruhe beobachtet. Spinnen sind auch sehr nützlich, weil sie Fliegen und Stechmücken in ihren Netzen fangen und uns so vor einer Mückenplage bewahren. Von Amazonasindianern wissen wir, dass sie sich Spinnen sogar als Haustiere halten. Damit schützen die Indianer ihre Familien vor Malaria, weil die Spinnen die Mücken fressen, die diese Krankheit übertragen. Die Krieger nehmen manchmal Tagesreisen auf sich, um eine Spinne zu diesem Zweck in ihr Heim zu holen.

Spinnen sind keine Insekten

Es gibt über 80.000 Spinnenarten, davon sind erst 41.000 erforscht. Die andere Hälfte ist noch weitgehend unbekannt. Sie werden wegen ihre kleinen Größe und ihres Aussehens oft den Insekten zugeordnet. Dabei gehören die Spinnen zu einer eigenen Art, den Arachnida (Spinnentiere). Zusammen mit den Insekten, den Tausendfüßlern und den Krebsen gehören sie zum Tierstamm der Gliederfüßer. Spinnen haben acht Beine, Insekten nur sechs. Außerdem ist ein Spinnenkörper deutlich zweigeteilt in einen Vorderkörper, der durch Stiehlchen mit dem Hinterkörper verbunden ist. Insekten sind dreigliedrig. Viele Insekten haben Flügel, dagegen gibt es keine fliegenden Spinnen.


Webspinnen


Die Webspinnen sind die bekannteste Ordnung der Spinnentiere. Deshalb werden sie häufig auch als echte Spinnen oder einfach nur als Spinnen bezeichnet. Sie sind Meister des filigranen Netzbaus. Wehe der Fliege, die sich in den Spinnfäden verfängt. Die Fähigkeit, Fäden ziehen zu können, hat den Arachniden ihren Namen gegeben. Er geht auf eine griechische Sage zurück: In der Landschaft Lydien lebte ein junges Mädchen namens Arachne. Diese war berühmt für ihre Webkunst und forderte die Göttin Athene heraus, von der sie in eine Webspinne verwandelt wurde. Arachne ist das griechische Wort für Spinne. Ein Spinnenforscher heisst Arachnologe.

 

Springspinnen

Die Jagdstrategie hat den Springspinnen ihren Namen gegeben: Sie lauern am Boden oder Hauswänden auf ihre Beute und springen sie an. Ihre Spinndrüsen, verwenden sie nicht zum Bau von Spinnennetzen, sondern zum Spinnen von Eikokons. Einige Arten sichern sich - ähnlich einem Bergsteiger - bei ihren Sprüngen mit einem Faden aus Spinnenseide. Nach einem Sprung ziehen sie sich wieder am eigenen Faden hinauf und gelangen relativ einfach wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Eine häufig zu beobachtende Art ist die Zebraspringspinne. Diese fünf bis sieben Millimeter lange Art bevorzugt von der Sonne aufgeheiztes Mauerwerk als Jagdrevier. Sie wurde von der Arachnologischen Gesellschaft zur Spinne des Jahres 2005 gewählt. Mehr darüber erfährst du in dem unten angehängten Link.

Insektenfresser

Spinnen ernähren sich von Insekten. Eine Spinne frisst pro Tag durchschnittlich 15 Prozent ihres eigenen Gewichts an Insekten. Dazu erneuert sie das Netz bis zu fünfmal am Tag. Ohne Spinnen würden Insekten wie Fliegen und Schaben die Erde geradezu überschwemmen. Der Körper der Spinne ist ideal auf das Töten von Insekten eingestellt: Die großen Kieferklauen am Kopf dienen zum Ergreifen der Beutetiere. Sie enden mit einer wie die Klinge eines Taschenmessers einklappbaren Klaue, an deren Spitze der Ausführungsgang einer Giftdrüse mündet. Das Gift fließt in die durch die Klaue geschlagene Wunde und tötet oder betäubt die Beute fast augenblicklich.


Eine vegetarische Spinne


Gerade weil Spinnen perfekte Insektentöter sind, war die Entdeckung einer vegetarischen Spinne so sensationell. Tatsächlich gibt es eine Spinne die fast ausschließlich Pflanzen jagt. Sie lebt im Dschungel von Mittelamerika und bekam den Namen Bagheera kiplingi. Wenn dir das irgendwie bekannt vorkommen sollte, dann liegst du richtig. Sie wurde nach dem schwarzen Panther Bagheera benannt aus Rudyard Kiplings Dschungelbuch. Der zweite Teil des Namens soll an den Autor erinnern.


Christopher Meehan von der US-amerikanischen Villanova-Universität hat die nur wenige Millimeter großen Spinnen in Südmexiko erforscht und ist überzeugt davon, dass es die erste Spinne ist, die gezielt Pflanzen jagt. Selbst bei konservativster Schätzung deute alles auf eine fast ausschließlich vegetarische Ernährung hin, stellte er nach gründlicher Analyse des Körpergewebes fest.

Gehaltvolle Akazien

Die Bagheera kiplingi lebt auf Akazien, die eine Symbiose mit Ameisen eingehen. Die beschützen den Baum vor Raupen und dürfen dafür in ihm leben und sich von ihm ernähren. Die kleinen Futterkörperchen, die sogenannten Belt'schen Körperchen, an den Zweigen sind reich an Fett und Eiweiß, dazu kommt Zucker aus dem Nektar der Blätter. Diese Quelle hat die Springspinne ebenfalls für sich entdeckt. Meehan berichtet im Fachblatt Current Biology, dass die Spinne sich zu 90 Prozent von diesen Belt'schen Körperchen ernährt.


Nicht nur Vegetarier


Was Christopher Meehan in Mexiko entdeckte, beobachtete Eric Olson unabhängig davon in Costa Rica. Doch dort fraßen die Spinnen auch Ameisen und kleinere Insekten. Pflanzenteile sind für sie nur ein Zubrot zur Jagd. Vermutlich war es die stark auf Insektenbeute angepasste Verdauung, die den Spinnen den evolutionären Weg zu Pflanzenfutter versperrt hatte. Wenn sie sich weiter entwickeln, könnte es irgendwann sogar reine Vegetarier unter ihnen geben.


Link

Die größte Spinnentiersammlung in Deutschland befindet sich übrigens im Senckenberg Museum in Frankfurt.

 

Mehr über Achtbeiner in aller Welt erfahrt ihr auch im WAS IST WAS Band 73 Spinnen.

Text: RR, Stand: 21. 12. 2009, Fotos: PhotoDisc, Soebe (GNU-FDL), Kevincollins123 (cc by sa 3.0), Kaldari (PD).


Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt