Der König der Bienen

Wir alle kennen und lieben ihn: Der Honig darf auf keinem Frühstückstisch fehlen. Der süße, goldgelbe Sirup galt schon in der Mythologie als unsterblich machender Wundertrank. Aber wie wird Honig eigentlich gemacht? Wir haben uns Rat bei jemandem geholt, der es wissen muss. Der jungen Imker Jan-Philip Perrey erzählt www.wasistwas.de Spannendes aus seinem Alttag, mit den Bienen.

Dass Honig eine heilende Wirkung hat, wussten schon die alten Ägypter. Und so verwendet sie den Nektar, um Entzündungen zu hemmen und die Wundheilung zu beschleunigen. Auch bei uns wird der süße Sirup oft bei Erkältungen und grippalen Infekten angewandt. Imkereien, also Betriebe, die verzehrfertigen Honig, mit Hilfe von Honigbienen herstellen, gibt es nachweislich schon seit über 8000 Jahren.

Jan-Philip (20) ist als Hobbyimker der Herr über mehr als 30.000 Bienen. Doch dieses Hobby ist nichts für jedermann. Denn wie uns Jan-Philip im Folgenden berichtet, braucht man dafür eine Menge Platz, Zeit und Geld. Und Angst vor Stichen darf man natürlich auch nicht haben!

www.wasistwas.de: Wie bist du auf die außergewöhnliche Idee gekommen, Imker zu werden?

Jan-Philip: Während meiner Schulzeit habe ich einen Freund zu Hause besucht, der Bienenhäuser im Garten hatte. Ich war sofort fasziniert, von diesen vielen tausend umherschwirrenden Tieren. Da habe ich den Entschluss gefasst, dass ich auch Imker werden will. Für mich steht aber die Pflege meiner Tiere an erster Stelle. Ich möchte sie keinesfalls ausbeuten. Deshalb sehe ich den Honig, den ich durch sie gewinne, nur als wertvolles Nebenprodukt. Hauptsächlich geht es mir darum, bei der Arbeit mit den Tieren, zur Ruhe zu kommen.

www.wasistwas.de: Wie bist du dann weiter vorgegangen? Du hattest doch keine Vorkenntnisse in der Bienenzucht.

Jan-Philip: Zu erst einmal habe ich Fachliteratur gelesen und mich mit erfahrenen Imkern unterhalten. Man wird nicht einfach von heute auf morgen Imker. Mann muss erst verstehen, wie die Bienen leben und wie ihr hochkomplexer Organismus funktioniert. Ansonsten kann das ganz schön gefährlich werden, wenn man plötzlich zwischen 30000 wilden Bienen steht. Als ich mich dann sicher genug gefühlt habe, habe ich mir Bienenhäuser, Arbeitskleidung und natürlich ein Bienenvolk gekauft. Das alles hat mich über 1000 Euro gekostet. Eine Menge Geld für einen Schüler. Aber meine Eltern haben mich unterstützt. Sie waren vom Imkern genauso fasziniert wie ich. Denn Bienen haben einen großen Wert für die Natur.

www.wasistwas.de: Du hast mittlerweile 9 Bienenvölker unter deiner Obhut. Wie musst du deine Tiere pflegen?

Jan-Philip: In der Regel besuche ich meine Bienen ein Mal in der Woche. Ihre Häuser stehen im Garten meiner Eltern und in einem nahe gelegenen Wald. Den Winter über muss ich kaum etwas tun. Da schrumpft das Bienenvolk auf etwa 5.000-10.000 Stück. Aber auch bei Minusgraden können die Tiere im Stockkern, wo die Königin lebt, eine Temperatur von bis zu 30 Grad Celsius bewahren.

Im März beginnt dann das Bienenjahr. Ich schaue mir an, wie viel Bienen den Winter überlebt haben und wie hoch die Brutzahlen sind. Im Sommer muss ich mich eigentlich nur darum kümmern, dass genug Blumen für die Bienen zur Verfügung stehen. Im Herbst habe ich dann die meiste Arbeit. Da beginnt die Phase der sogenannten Einfütterung. Denn eigentlich produzieren die Bienen den Honig, um den Winter zu überleben. Denn da können sie sich nicht vom Nektar der Blumen ernähren. Aber wenn ich ihnen den Honig wegnehme, muss ich sie mit Zuckerwasser füttern. Außerdem muss ich meine Insekten zu dieser Zeit regelmäßig auf Parasitenbefall überprüfen. Die Varroamilbe ist nämlich der Hauptgrund für das bekannte Phänomen des Bienensterbens.

www.wasistwas.de: Wie entsteht eigentlich Honig?

Jan-Philip: Die Entstehung von Honig ist ein komplexer Prozess. Aber vereinfacht gesagt läuft es so ab: Die Blütenpflanzen locken die Bienen mit ihrem Nektar an. Denn die Pflanzen sind auf die Bestäubung, durch die Insekten, angewiesen. Warum die Insekten den Nektar brauchen, ist klar. Sie wollen sich im Winter von ihm ernähren.

Die Bienen saugen also den Blütennektar auf . Das ist aber noch nicht der fertige Honig. In ihrem sogenannten Honigmagen verarbeiten die Bienen den Nektar mit Hilfe von Enzymen weiter. Den angereicherten Nektar spucken sie dann in der Wabe, die sich in ihrem Bienenhaus befindet, wieder aus. Dort reift er dann zum fertigen Honig heran und wird von den Imkern geerntet.

www.wasistwas.de: Wie bekommst du den Honig aus dem Bienenhäuschen heraus?

Jan-Philip: Das ist eigentlich gar nicht so schwierig wie viele denken. Ich mache das immer so, dass ich eine sogenannte Bienenflucht zwischen den Honig- und den Brutraum lege. So strömen alle Bienen über Nacht aus dem Honigraum heraus und können auch nicht mehr zurück. Dann kann ich die vollen Honigwaben entnehmen und sie durch leere ersetzten, ohne die Bienen groß zu stören. Die Honigwaben werden dann geschleudert, damit der Honig abfließen kann. Dann muss ich ihn nur noch sieben und fertig!

www.wasistwas.de: Ist dein Honig mittlerweile genauso gut, wie der von Profiimkern?

Jan-Philip: In meinem ersten Jahr als Imker habe ich noch viele Fehler gemacht. Denn Imkern ist Erfahrungssache. Mittlerweile steht mein Honig aber dem von Berufsimkern in nichts nach. Und er ist viel besser, als der Mischhonig, den man im Supermarkt kaufen kann. Ich verwende nämlich keine chemischen Hilfsmittel oder Medikamente. Deshalb schmeckt mein Bio-Honig viel natürlicher. Ich sage immer: Augen auf beim Honigkauf!. Wenn auf dem Etikett irgendwelche Zusätze vermerkt sind, dann lieber Finger weg. Beim Honig ist auch oftmals der etwas Teurere der Bessere.

Text: Katerina Dimitriadis, 07.04.2010 // Fotos: Biene: Louise Docker, Bienenhaus: gemeinfrei.

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