Das Tagpfauenauge bunter Brennnesselfresser

Das Tagpfauenauge wurde vom BUND und der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen (Schmetterlingskundler) zum Schmetterling des Jahres 2009 ernannt. Der hübsche Tagfalter schreckt Fressfeinde durch die Schein-Augen auf seinen Flügeln wirksam ab und ist ein Gewinner des Klimawandels. Dank längerer Sommer wachsen jetzt zwei Generationen pro Jahr heran.

Mmh - Leckere Brennesseln

Foto: Tagpfauenauge

Für uns ist es ein Unkraut, doch für das Tagpfauenauge eine lebenswichtige Köstlichkeit die Brennnessel. Es ist die einzige Pflanze von der es sich ernährt, solange es eine Raupe ist. Einzige Ausnahme bilden die Vertreter der Art auf der griechischen Insel Samos. Da es dort keine Brennnesseln gibt, haben sich die Falter auf das Aufrechte Glaskraut spezialisiert.

Die große Verwandlung

Foto: Gelege des Tagpfauenauges

An die Unterseite der Brennnesselblätter heften die weiblichen Falter denn auch gleich ihre Eier an. Durchschnittlich sind es zwischen 50 und 200. Aus den ein Millimeter kleinen Eiern schlüpfen nach drei Wochen winzige Raupen. Sie fressen sich dick und häuten sich viermal ehe sie sich verpuppen.

Foto: Raupe des Tagpfauenauges

Dazu spinnen sie sich eine Unterlage aus weißen Fäden, dann platzt ihre Raupenhaut auf und macht einer grünen Puppenhaut Platz. Diese wird in den nächsten zwei Wochen grau oder braun und platzt dann erneut auf. Zum Vorschein kommt ein noch etwas zerknittertes Tagpfauenauge, das seine Flügel erst noch in der Sonne wärmen muss, bevor er zum ersten Flug aufbrechen kann.

Foto: Puppe des Tagpfauenauges

Schon bald wird sich der bunte Schmetterling mit einer Artgenossin paaren, die dann erneut winzige Eier auf die Unterseite der Brennnesselblätter legt. Den Gestaltwandel vom Ei über Raupe und Puppe bis zum Schmetterling nennt man Metamorphose.

Doppelt so viel Nachwuchs

Zwei Generationen pro Jahr entwickeln sich auf diese Weise. Das ist neu, denn noch bis vor wenigen Jahren gab es mit Ausnahme von besonders langen Sommern keine Herbstgeneration. Heute ist die Ausnahme zur Regel geworden, denn durch den Klimawandel dauert die schöne Jahreszeit länger als vor wenigen Jahrzehnten. Schon im März sehen wir Tagpfauenaugen, die aus der Winterruhe erwacht sind und an Frühblühern wie Weidenkätzchen, Veilchen und Seidelbast Nektar saugen und nebenbei diese Pflanzen bestäuben.

Fressen und ...

Foto: So sieht es aus, wenn der Raupenkörper aufplatzt und die Puppe zum Vorschein kommt. Es dauert nur wenige Minuten, bis diese Umwandlung vollzogen ist.

Als Schmetterlinge sind die Tagpfauenaugen nämlich nicht mehr so wählerisch was ihre Ernährung betrifft. Sie bevorzugen lilafarbene Blüten, was jedoch nicht an deren Geschmack liegt, sondern an den Augen der Schmetterlinge, die diese Farbe besonders gut sehen können. Die meisten anderen Farben nehmen sie grau wahr. Besonders an lila blühenden Disteln und dem Sommerflieder sitzen sie daher häufig.

Riskant für den hübschen Schmetterling ist jedoch, dass sich auf den lila Blüten manchmal Pollen einer anderen Pflanze ablagern. Bislang gibt es erst eine gentechnisch veränderte Pflanze, die in Deutschland in großem Stil angebaut wird, den Bt-Mais. Er enthält ein Gift, das nicht nur Mais-Schädlinge sondern auch zahlreiche andere Insekten abtötet. Seine Pollen sind deshalb auch für Tagpfauenaugen giftig. Wenn die Maispollen auf Brennnesseln am Feldrand fallen, stirbt ein großer Teil der Schmetterlingsraupen, die sich darauf befinden.

...möglichst nicht gefressen werden

Foto: Rückseite des Tagpfauenauges

Je kleiner das Tier, desto gefährdeter ist es, möchte man meinen. Doch das zarte Tagpfauenauge ist dank seiner Flügelfärbung hervorragend vor Fressfeinden geschützt. Wenn Gefahr droht, klappt es seine Flügel auseinander und zeigt die zwei riesigen Augenpaare. Vögel und andere Feinde erschrecken, da sie vermuten, ein großes Tier würde sie ansehen. Ruht sich der Falter aus und klappt die Flügel zusammen, ist er hingegen perfekt getarnt, da er dann aussieht wie ein trockenes Blatt.

Fast überall zuhause

Tagpfauenaugen findet man in ganz Europa und Asien außer in den nördlichsten Regionen. Durch den Klimawandel wird sein Lebensraum größer. Anderen Faltern, die auf kühles Wetter angewiesen sind geht es umgekehrt sie müssen sich in den Norden oder in Bergregionen zurückziehen.

Links

Mehr über das Tagpfauenauge erfahrt ihr bei NABU und dem BUND.

Im WAS IST WAS Band 43 Schmetterlinge findet ihr außer sehr vielen wunderschönen Schmetterlingsfotos auch zahlreiche Informationen zu diesen vielfältigen Insekten.


Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, wie Tiere unsere Welt wahrnehmen, solltet ihr in den WAS IST WAS Band 80 Tiere wie sie sehen, hören und fühlen schauen.

Text: Liane Manseicher, 22.01.09; Fotos: Tagpfauenauge Oberseite: B. Gimmel; Unterseite, Eier, Puppe: W. Schön; Raupe beim Verpuppen: W. Girnus.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt