Sensationsfund Ida?

Mehr als 20 Jahre hatte ein deutscher Fossiliensammler seinen Fund zuhause, bis er ihn zum Verkauf anbot. Zahlreiche Museen waren interessiert, aber die mindestens 600 000 Euro auf die der Fund geschätzt wird, konnten sich nicht alle leisten das Osloer Naturkundemuseum hat zugeschlagen und ist nun stolzer Besitzer von Ida, dem Sensationsfund. Es soll der Missing Link sein. Doch was das ist und was es mit Ida auf sich hat, erfahrt ihr hier.



Missing Link?

Ida heißt eigentlich "Darwinius masillae" und ist ein Urzeit-Äffchen, das als sogenannter Missing-Link angekündigt wurde. Als Missing-Link wird ein fehlendes Glied in der Evolutionskette bezeichnet. Ida soll die Lücke in der Evolutionsgeschichte zwischen Affen und Menschen schließen. Das Fossil soll der Abdruck des letzten gemeinsamen Vorfahren sein, der uns mit dem Affen verbindet doch das ist er nicht. Es handelt sich vielmehr um einen frühen Vorfahren der heute lebenden Primaten wie Menschenaffen.

Den Namen Ida erhielt der Darwinius masillae vom Paläontologen Jörn Hurum des Museums in Oslo, der das Fossil nach seiner Tochter benannte.

Wann lebte Ida?

Ida ist 47 Millionen Jahre alt. Sie ist ein Exemplar einer ausgestorbenen Primatengattung aus der Gruppe der Adapiformes. Adapiformes sind eine ausgestorbene Teilordnung der Feuchtnasenaffen. Sie zählen zu den ältesten bisher gefundenen Primaten. Die Überreste von Ida stammen aus dem Eozän, einer erdzeitgeschichtlichen Zeitspanne, die etwa vor 55,8 Millionen Jahren begann und vor etwa 33,8 Millionen Jahren endete. In der Zeit des Eozän haben sich die Unpaarhufer, Fledertiere, Primaten und Nagetiere entwickelt.


Die Grube Messel

Eine der berühmtesten Fundstellen des Eozän ist eben die Grube Messel bei Darmstadt. Vor rund 47 Millionen Jahren also zu der Zeit, als Ida lebte, war die Grube eine tropische Sumpflandschaft. Deshalb bietet Messel optimale Bedingungen, um Federn, Haare oder Weichteile von Tieren der damaligen Zeit gut zu konservieren. Bisher fand man dort zwar eine Reihe gut erhaltener Fossilien von Krokodilen, einfachen Säugern und Pflanzen, Primaten waren bisher aber kaum unter den Funden. 

Der Sensationsfund: Darwinius masillae

Nun wurde bekannt, dass 1983 in Messel ein Teil des bislang einzigen vollständigen Primatenfossils von einem privaten Forscher gefunden wurde. Er hatte es schließlich weiterverkauft. Der zweite Teil wurde vor kurzem von Wissenschaftlern entdeckt, die den Zusammenhang zum ersten Fund herstellten. Das Naturhistorische Museum der Universität Oslo kaufte schließlich das Fossil.

Dieses Fossil ist vom Kopf bis zur Schwanzspitze etwa 58 Zentimeter lang und stammt von einem weiblichen Jungtier, das etwa neun bis zehn Monate alt war. Es hat sehr große Augenhöhlen, die darauf schließen lassen, dass Ida ein Nachttier war, ähnlich den Lemuren. Auch der Körperbau erinnert an einen Lemur, wenn auch einige typische Merkmale fehlen, wie zum Beispiel eine Reihe zusammengewachsener Zähne. Auch die Backenzähne des Darwinius masillae unterscheiden ihn von den Lemuren.

Lemuren sind eine Teilordnung der Primaten aus der Gruppe der Feuchtnasenaffen. Fast alle noch existierenden 100 Arten leben auf der Insel Madagaskar und können sehr unterschiedlich aussehen. Sie sind gute Kletterer und leben auf Bäumen.

Ein großer, den übrigen Fingern gegenüberstehender Daumen ist ein Indiz dafür, dass auch Ida gut greifen konnte. Forscher gehen davon aus, dass auch der Darwinius masillae im dichten Wald auf Bäumen lebte. Auch die Hinterbeine ähneln denen, anderer Primaten. Die Besonderheit: Wissenschaftler fanden durch Röntgenbilder heraus, dass Ida einen Sprunggelenksknochen hat, was sonst nur bei Affen der Fall ist.

Bindeglied in der Entwicklung der Primaten

Der norwegische Forscher Jörn Hurum zog sich die Kritik vieler Kollegen zu, weil er die Präsentation des Fossils als große Show inszenierte und schon im Vorfeld verkündete, man hätte nun den "Missing Link" gefunden. Ida sei der Vorfahr, der zwischen der entwicklung des Affen und Menschen fehlen würde. Dem ist aber laut vieler anderer Wissenschaftler nicht so: Einig sind sich die meisten, dass Ida als Bindeglied in der Entwicklung der modernen Primaten anzusehen ist, nicht aber in der Entwicklung vom Primaten zum Menschen!

Da das Fossil sehr gut erhalten ist und sogar der Verdauungstrakt samt Mageninhalt noch untersucht werden kann, ergeben sich neue wichtige Einblicke in die Lebensweise der Primaten im Eozän.

-ab- 02.06.2009 Text / Foto des Darwinius Massillae Platte A: Jens L. Franzen, Philip D. Gingerich, Jörg Habersetzer1, Jørn H. Hurum, Wighart von Koenigswald, B. Holly Smith, siehe: http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0005723; Lemur; Lemur Katta: Corel Stock Images;

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