Saurier-Friedhof in der Arktis

Forscher vom Naturkundemuseum der Universität Oslo haben in der Arktis 21 Plesiosaurier gefunden. Diese Meeressaurier sehen so aus, wie man sich das Ungeheuer von Loch Ness vorstellt. Die Knochen dieser langhalsigen Reptilien liegen seit 150 Millionen Jahren auf Spitzbergen.

In der Welt der Paläontologen, das sind die Wissenschaftler, die sich mit Tieren und Pflanzen der Vorzeit beschäftigen, sorgte der Fund für große Aufregung: Jörn Harald Hurum vom Naturkundemuseum der Universität Oslo und seine Kollegen haben etwas gefunden, was für andere der Entdeckung einer Goldmine gleichkäme. Nur dass die Wissenschaftler keine materiellen sondern historische Schätze gefunden haben. Auf der Svalbard-Inselgruppe (deren Hauptinsel Spitzbergen ist) lagen nicht nur einzelne Knochen verstreut, sondern komplette Skelette. Was heute über dem Wasser liegt war einst der Boden des Meeres. Nach ihrem Tod sind die Saurier auf den schlammigen und sauerstoffarmen Meeresboden hinabgesunken und konserviert worden.

Verblüfft zeigten sich die Wissenschaftler über den außergewöhnlich guten Zustand der Knochen.  Obwohl die Skelette in schwarzem Schiefer lagen, sind einige von ihnen schneeweiß.

Hurum sagte sogar, dass sie aussehen wie frisch überfahrene Tiere.

Keine Dinosaurier

Die Fischsaurier (Ichtyosaurus) wurden bis zu fünf Meter lang und sahen in etwa aus wie Delfine, während die Plesiosaurier 15 Meter lang werden konnten. Sie waren Meeresreptilien, die zeitgleich mit den Dinosauriern ausgestorben sind. Plesiosaurier hatten einen zigarrenförmigen Körper, einen langgestreckten Hals, einen verhältnismäßig kurzen Schwanz und keine Beine, sondern vier paddelförmige Flossen. Sie benutzten nur die Beide als Ruderflossen - ähnlich wie es die Meereschildkröten heute noch tun. Auch wenn es ausgestorbene Reptilien sind, gehören sie nicht zu den Dinosauriern, denn diese haben nur an Land gelebt. Die Plesiosaurier selber werden in zwei große Gruppen unterteilt:die eigentlichen Plesiosaurier und der Pliosaurier. Während erstere lange Hälse haben, sind die Vertreter der Pliosaurier groß und massiv gebaut, der Hals ist relativ kurz und der Schädel groß. Die Zähne sind kräftig und konisch. Fragmente von Pliosauriern sind unter anderem aus England, Russland und Argentinien bekannt.

T-Rex der Meere

Hurum bezeichnete den Pliosaurus als "Tyrannosaurus Rex der Meere" - "nur dass sein Kopf viel größer ist". Der Schädel des Meeresräubers sei mehr als zwei Meter lang, während der eines Tyrannosaurus Rex nur 1,60 Meter messe. Die Forscher haben auch Hinweise auf einen prähistorischen Kampf gefunden: den Zahn eines Ichthyosaurus, der noch im Halswirbel eines Plesiosaurus steckt.

Immer wieder erregen Funde von riesigen Zähnen des Pliosaurus Aufsehen. Er ernährte sich von Fischen, Ammoniten, Tintenfischen, Ichthyosauriern, Meereskrokodilen und selbst kleineren Plesiosauriern. Untersuchungen der funktionellen Form seiner flossenartigen Gliedmaßen ergaben Hinweise darauf, dass er wahrscheinlich auf seine Beute lauerte, und dann kurzzeitig mit großer Geschwindigkeit jagen konnte.

Eines der Skelette haben die Wissenschaftler "Das Monster" genannt - wegen seiner riesigen Ausmaße. Allein seine Zähne sollen "so lang wie Gurken" gewesen sein. Beeindruckend ist nicht nur seine Länge von rund zehn Metern. Hurum und seine Kollegen glauben auch, dass es eines der am vollständigsten erhaltenen Pliosaurier-Skelette überhaupt sein könnte.

Einige der Skelette wird man in absehbarer Zeit im Osloer Naturkundemuseum bewundern können.


 

Text: RR, 22. 10. 2007, Bilder: Manfred Rohrbeck/Tessloff-Verlag

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