Riesenseeskorpione in der Eifel

Wer Spinnen und andere Gliedertiere nicht mag, kann froh sein, dass er heute lebt. Denn in früheren Zeiten waren sie wohl viel größer - sehr viel größer. Forscher haben in der Eifel eine Klaue eines Seeskorpions entdeckt und schließen daraus, dass er eine Größe von über zwei Metern hatte.

Vor 390 Millionen Jahren die Erde ist für uns kaum wieder zu erkennen, fremde Landschaften mit noch fremdartigeren Tieren geben uns kein Gefühl der Geborgenheit, im Gegenteil. Hätte es schon damals Menschen gegeben, sie hätten auf der Hut sein müssen vor riesigen Spinnen, Skorpionen und Krebsen.


Wie riesig diese Tiere waren zeigt ein aktueller Fund aus der Eifel. Der Paläontologe (=Erforscher ausgestorbener Lebewesen) Markus Poschmann (Bild) von der Generaldirektion Kulturelles Erbe in Mainz hat mit Kollegen ein riesiges Fossil entdeckt. In Willwerath nahe Prüm entdeckte er das 46 Zentimeter lange Klauenfossil eines Seeskorpions.


Der Riesenskorpion - Vorfahr aller Spinnentiere?


Die heute ausgestorbenen Seeskorpione lebten vor 460 bis 255 Millionen Jahren. Wahrscheinlich sind sie die Vorfahren der heutigen Skorpione und womöglich auch aller heute lebenden Spinnentiere.


Die versteinerte Klaue eines Tieres der Gattung Jaekelopterus rhenania befand sich in 390 Millionen Jahre altem Sedimentgestein. Das ist Gestein, das unter Druck im Laufe der Zeit aus ehemaligem Fluss- oder Meeresboden entstand.


Ein Meter lange Scheren


Das Fossil bestand aus dem feststehenden und dem klappbaren Teil vom Ende einer Kieferklaue. Die Backen der Zange sind mit vielen mehrere Zentimeter langen Chitinzähnen besetzt. Damit konnte Beute gegriffen und festgehalten werden. Vermutlich war die gesamte Gliedmaße etwa einen Meter lang eine gefährliche Waffe.


Das Forscherteam hat die 46 Zentimeter lange Klaue genau untersucht. Aus der Größe der Klaue konnten sie auf die Körpergröße des Tieres schließen. Dabei kamen die Forscher auf eine Länge von zwei Meter fünfzig größer als alles bislang Bekannte.


Wissenschaftler finden immer wieder riesige Urzeittiere: Überreste gigantischer Kakerlaken, großer Skorpione, meterlanger Tausendfüßer und Libellen in Vogelgröße geben einen Eindruck von der Millionen Jahre alten Erde. Doch der aktuelle Fund stellt buchstäblich alles in den Schatten.


Warum es damals so große Tiere gab


Wie sich eine solche Tierwelt aus Riesen, eine so genannte Megafauna, entwickeln konnte, ist bislang unklar. Einige Geologen nehmen an, dass der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre höher war und sich die Tiere deshalb besser entwickeln konnten. Andere wiederum vermuten, dass die Skorpione deshalb so groß wurden, weil auch ihre Beute, die Panzerfische, immer größer wurden (im Bild: Kopf von Dunkleosteus, des größten bekannten Panzerfischs, der bis zu 10 Meter lang wurde).


Biologen vermuten außerdem, dass die Tiere so groß werden konnten, weil es keine Konkurrenz durch Wirbeltiere gab. Einen Eindruck der damaligen Verhältnisse vermittelt die japanische Riesenkrabbe. Sie hat eine Beinspannweite von knapp vier Metern.


Text: -jj- 21.11.2007 / Bilder: Klaue: © GDKE Markus Poschmann; Japanische Riesenkrabbe: Teddy Yoshida/PD; Dunkleosteus: Cas Liber/PD; Vergleich: Marco Jäger/PD

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