Juravenator starki - Das Fossil des Jahres 2009

Europas besterhaltener Raubdinosaurier, der Juravenator starki, wurde durch die Paläontologische Gesellschaft zum Fossil des Jahres 2009 gewählt. Das etwa gänsegroße Jungtier lebte vor 150 Millionen Jahren in der Nähe von Eichstätt (Bayern), wo u. a. auch der Urvogel Archaeopteryx gefunden wurde.

Das Zeitalter der Dinosaurier

Dinosaurier ist die Bezeichnung für eine ganz bestimmte Gruppe der Reptilien, die ausschließlich im Erdmittelalter (Trias, Jura, Kreide) lebte. Das war die Zeit vor etwa 240 Millionen Jahren bis vor 65 Millionen Jahren.

Manche Arten waren nur so groß wie ein Huhn oder eine Katze, andere hatten die Ausmaße riesiger Wale. Es gab vierbeinige Arten und solche, die sich nur auf den Hinterbeinen fortbewegten.

Einige Dinosaurier erreichten Spitzengeschwindigkeiten von 70 Stundenkilometern, die "Schnecken" unter ihnen kamen nur auf 4 km/h - entweder auf zwei oder auf vier Beinen. Ihre Gliedmaßen waren mit Krallen oder Hufen versehen. Auch ihr Gebiss war unterschiedlich geprägt: Einige hatten bis zu 15 cm lange Zähne (Tyrannosaurus), andere waren komplett zahnlos (Oviraptor).


 

Jäger des Juragebirges

 

2006 ist der Juravenator auf der Grundlage des einzigen bekannten Exemplars wissenschaftlich beschrieben worden. Dabei handelt es sich um einen etwa 75 cm langen Dinosaurier aus der Gruppe der Coelurosaurier (Hohlschwanz-Echsen), der im Oberjura Deutschlands lebte. Hauptmerkmal dieser Gattung war ihr leichter Körperbau mit jenen dünnwandigen Knochen, auf die sich auch ihr Name bezieht.


Zu den Coelurosauriern gehören auch die Vögel, allerdings wird deren Zugehörigkeit noch von einzelnen Forschern angezweifelt.

Das Wort Juravenator bedeutet "Jäger des Juragebirges". Bislang ist lediglich die Typusart Juravenator starki bekannt, die im Sommer 1998 nahe Schamhaupten im Naturpark Altmühltal geborgen wurde.

Ein faszinierender Fund

 

Zehn Jahre lang hatte das Jura-Museum Eichstätt ein Steinbruchareal in Schamhaupten für eine wissenschaftliche Grabung gepachtet. Nur wenige Monate vor Ablauf des Pachtvertrages machte das Grabungsteam -  der Amateur-Paläontologe Klaus-Dieter Weiß und dessen Bruder - in den verkieselten oberjurassischen Kalkgesteinen einen sensationellen Fund. Die beiden nannten das Fossil eines etwa gänsegroßen Jungtieres Borsti, weil sie vermuteten, dass der kleine Saurier möglicherweise auch Protofedern besässen hätte. Das war lange vor der wissenschaftlichen Beschreibung.


Bei dem Fossil sind Weichteile und Abdrücke der Haut mit kleinen Pusteln sichtbar, jedoch keine Anzeichen für Federn. Somit gehörten nicht alle Coelurosaurier zu den gefiederten Dinosauriern, den Vorfahren der Vögel.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass in der gleichen Gegend einst der Urvogel Archaeopteryx gefunden wurde.

Aus dem Stein ins Museum

Noch nie wurde ein so gut erhaltener zweibeiniger Theropode in Europa gefunden. Allerdings dauerte es acht Jahre, bis Europas besterhaltener Raubdinosaurier im Jahr 2006 der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte. Dem ging eine jahrelange, penible Präparationsarbeit voraus: In 800 Arbeitsstunden musste der Fund von Guiseppe Völkl mühsam aus einem sehr harten Material freigelegt werden.

Die wissenschaftliche Bearbeitung danach wurde durch Ursula Göhlich, die am Naturhistorischen Museum in Wien arbeitet und Luis Chiappe geleistet. In Kürze werden die Forscher auch eine sehr ausführliche Monografie veröffentlichen, in dem jedes noch so kleine Juravenator-Knöchelchen seine Würdigung findet. Wahrscheinlich ist das Tier bei einer Überschwemmung von einer Welle ins Meer gerissen worden und ertrank.

Das Fossil des Jahres

Die Auszeichnung "Fossil des Jahres" ist noch neu und wurde 2009 erst zum zweiten Mal verliehen. Die Paläontologische Gesellschaft, die 1912 gegründete Vereinigung für den deutschsprachigen Raum mit rund 1.000 Mitgliedern, will damit der Bedeutung von fossilen Objekten Rechnung tragen und ihre Erforschung durch die Wissenschaft der Paläontologie in der Öffentlichkeit stärker ins Bewusstsein bringen. War es 2008 noch der größte Ammonit der Welt, der als erster den Titel "Fossil des Jahres" tragen durfte, so ist der rund 70 Zentimeter kleine Juravenator ein würdiger Nachfolger.

Die Vergabe dieses Titels ist an eine Reihe von Kriterien geknüpft, die sowohl die wissenschaftliche Bedeutung als auch den besonderen Museumswert der Fossilien berücksichtigen.

Juravenator ist ein bestens erhaltener Neufund, noch dazu bisher der einzige seiner Art, er ist von überregionaler Bedeutung und im Jura-Museum öffentlich zugänglich.


Text: RR, 26. 1. 2009, Bilder: Arthur Weasley (Zeichnung) GNU/FDL, Jura-Museum Eichstätt (Fossil)

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