Die Varusschlacht

Im Jahr 9 nach Christus lockten die Germanen den römischen Statthalter Publius Quintilius Varus und seine Truppen in den Teutoburger Wald. In einer mehrere Tage dauernden Schlacht wurden 20.000 Römer getötet, drei komplette Legionen vernichtet. Im Gedenkjahr 2000 Jahre nach der Varusschlacht gibt es interessante Ausstellungen dazu.

Über diese Schlacht gibt es nur römische Berichte und Quellen, so verbreiten die Berichte natürlich auch die Sicht der Römer.


In Rom war man damals der Meinung, Germanien sei vollständig unterworfen. Doch tatsächlich beschränkte sich der römische Einfluss nur auf eroberte Teilgebiete. Weite Teile des Landes, in die nie römische Truppen gekommen waren, besaßen noch ihre Freiheit.

Die Römer in Germanien

Im Jahr 9 nach Christus sollte der römische Statthalter Publius Quintilius Varus Germanien zu einer römischen Provinz machen. Er schlichtete zwischen unterschiedlichen germanischen Stämmen und führte das römische Rechts- und Tributsystem ein.


In seiner Begleitung befand sich auch der germanische Adelige Arminius, ein Cheruskerfürst, der auch als Hermann bekannt wurde. Dieser war nicht immer sehr angetan von der Härte mit der Varus seine Ziele verfolgte. Außerdem nahm der Römer keine Rücksicht auf die germanischen Sitten und Gebräuche.

Schicksalhafter Umweg

Im Spätsommer zog sich Varus mit seinem gesamten Heer und Gefolge von der Weser in die Winterquartiere an der Lippe oder am Rhein zurück. Im Inneren des Landes blieben nur kleinere Einheiten mit Überwachungsaufgaben. Dann erhielt er im Gebiet der Cherusker nahe der Weser die Nachricht über einen Aufstand in einer Gegend, die eigentlich abseits von seiner Route lag. Er beschloss jedoch einen Umweg zu machen, um diese Revolte niederzuschlagen. Wie sich später herausstellte handelte es sich dabei aber um eine Falle.

 

Die Falle im Wald

Die Germanen lockten Varus und seine Truppen in ein unwegsames und den Römern nicht vertrautes Gebiet, den so genannten Teutoburger Wald.

Auf dem Weg wurden die Römer von heimlich zusammengerufenen Kriegern wie Cherusker, Brukterer oder Marser unter der Führung von Arminius angegriffen, der sich kurz vorher vom römischen Heer abgesetzt hatte.

Die Römer mussten gegen germanische Krieger, aber auch gegen abtrünnige germanische Hilfstruppen im eigenen Heer kämpfen. Laut Berichten soll das Wetter sehr schlecht gewesen sein. Mehrere Tage wurde gekämpft.

Grausames Massaker

Alle drei Legionen und ihre Hilfstruppen wurden aufgerieben. Fast 20 000 Soldaten fanden den Tod. Varus stürzte sich angesichts der ausweglosen Situation in sein Schwert. Die Nummern der untergegangenen Legionen, 17-18-19, wurden nie wieder vergeben.

Archäologische Fundgrube

Bild links: Das Königsgrab von Musov ist eines der herausragenden Exponate, das Restauratorin Betty Sacher derzeit für die Sonderausstellung KONFLIKT im Museum und Park Kalkriese aufbereitet.


2000 Jahre nach der Varusschlacht bietet das Museum und Park Kalkriese mit zwei neuen Ausstellungen neue Einblicke auf die historische Schlacht und ihre Folgen. Die Ausstellung KONFLIKT, die im neu errichteten Besucherzentrum gezeigt wird, beleuchtet die Ursachen und Folgen kriegerischer Konflikte in der germanischen Welt. Diese Ausstellung ist Teil des Projektes IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht. Die drei gemeinsamen Ausstellungen in Kalkriese, Haltern und Detmold sind das größte archäologische Ausstellungsprojekt des Jahres 2009 in Deutschland.



Neue Dauerausstellung

Bild rechts: Die Kriegsbeuteopferfunde aus dem dänischen Illerup lässt sich Varusschlacht-Geschäftsführer Dr. Joseph Rottmann (links) von Kurator Dr. Stefan Burmeister (Mitte) und Moritz Schneider von NEO.Studio Architekten (rechts) vor der Eröffnung der Sonderausstellung KONFLIKT erläutern.

Am 15. Mai eröffnete in Kalkriese die völlig neu konzipierte Dauerausstellung ihre Pforten. Der Schwerpunkt liegt hier künftig auf dem Entdecken und Erklären der Schlacht und ihrer Folgen. Besonders Kindern und Jugendlichen wird hier ein altersgerechter, direkter und intensiver Zugang zur Geschichte und ihrer Erforschung ermöglicht.

Der Rundgang durch den imposanten Museumsbau aus rostigem Stahl beginnt mit einer Gegenüberstellung der damaligen Gegner. Wer waren die Römer? Und auf welchen Gegner stießen sie in einem Landstrich, den sie damals Germanien nannten? Im zweiten Teil widmet sich die Ausstellung den Hauptdarstellern der historischen Schlacht: was trieb den siegreiche Cherusker Arminius an? Wer war der glücklose römische Feldherr Publius Quinctilius Varus?


Das dritte Kapitel führt den Besucher in die Zeit nach dem 16. Jahrhundert. Jene Zeit, in der die historische Schlacht auf steigendes Interesse stieß und sich immer mehr Laien, Forscher und Gelehrte Gedanken über den Ort der Varusschlacht machten bis in den 1980er Jahren durch die Funde des Hobbyarchäologen Major Tony Clunn das Licht abermals auf Kalkriese fiel.



Wo lag der Schauplatz des Geschehens?

Schon 1885 hatte Theodor Mommsen, der Altmeister der römischen Geschichtsschreibung, Kalkriese ins Spiel gebracht.

Die seit 1989 andauernde Forschung und die Funde stehen im Mittelpunkt des vierten Ausstellungsabschnitts. Wie werden die Funde wissenschaftlich ausgewertet? Welche Indizien erweisen sich als stichhaltig?

Die Antworten auf diese Fragen finden die Ausstellungsbesucher im fünften Kapitel: Von 1500 in Kalkriese entdeckten Münzen, von denen keine aus der der Zeit nach 9. datiert ist, über Bodenverfärbungen bis zur anthropologischen Altersbestimmung kommen dort die Fakten auf den Tisch. Die Untersuchung des Zahnschmelzes eines an der Wallanlage verendeten Maultieres erlaubt die Bestimmung seines Todeszeitpunktes in den Herbstmonaten.

Das letzte Kapitel führt die Besucher in den Museumsturm und widmet sich der Frage, wie und warum Arminius zu Hermann und aus der Varusschlacht ein nationaler Mythos werden konnte. Die oberste Plattform des Turmes bleibt zum Schluss dem Eigentlichen vorbehalten: dem Blick auf ein antikes Schlachtfeld an einem Schauplatz der Varusschlacht.


Mehr erfährst du im WAS IST WAS Band 55: Das alte Rom.

 Text: RR, 25. 5. 2009, Bilder: Harper & Brothers, New York 1849 (Germanien-Karte), J. Lendering / M. Prins (Varus-Münze, cc 3.0), Markus Schweiß (Schlachtfeld, GDFL), Arminia (Hermann-Denkmal, GDFL), Museum und Park Kalkriese (Königsgrab von Musov, Kriegsbeuteopferfunde).

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt