Die Hunnen in Speyer

Für die einen barbarische Wilde, für die anderen gerechte, ruhmreiche Krieger: Bis heute schrecken und faszinieren die Hunnen gleichermaßen. Bis 6. Januar 2008 präsentiert das Historische Museum der Pfalz Speyer auf rund 1.800 qm Ausstellungsfläche ihre wechselvolle Geschichte und ihre faszinierende Kultur

Aus den Tiefen der Steppe drangen die geheimnisvollen Reiterkrieger im späten 4. Jahrhundert nach Europa vor und trieben ganze Völker vor sich her. Ihr König war Attila (ca. 395-453), die Geißel Gottes. Er lebte für einige Jahre als Geisel am römischen Kaiserhof in Ravenna, schlug sich zeitweilig als Verbündeter auf die Seite Roms, beseitigte gewaltsam seinen eigenen Bruder Bleda und avancierte zum Alleinherrscher der Hunnen der damals größten Bedrohung des Römischen Reiches.



Zeit des Umbruchs



Die Hunnen waren sowohl Auslöser als auch maßgeblicher Bestandteil gewaltiger Bevölkerungsverschiebungen, in einer Zeit des Umbruchs in Europa. Völker gerieten in Bewegung auf der Suche nach einer neuen geschützten Heimat. Am Ende dieser Epoche stand der Beginn des frühen Mittelalters und germanische Reiche hatten das Erbe Westroms angetreten. Die Hunnen spielten für mehr als drei Generationen eine bedeutende Rolle in dieser wechselvollen Zeit. Nach dem Tod Attilas in der Mitte des fünften Jahrhunderts wurden sie dorthin zurückgetrieben, von wo sie einst das Tor zu Europa eingerannt hatten: in die Weiten der eurasischen Steppe.



Die Ausstellung in Speyer



Erstmals in Deutschland wird den Hunnen in dieser thematischen Breite und Tiefe Raum gegeben. Wenn du das Historische Museum der Pfalz Speyer besuchst, entdeckst du dort die Welt der Hunnen, wie sie noch nie zuvor zu sehen war. Du gehst durch ein überfallenes römisches Kastell und tauchst ein in das nomadische Leben der Hunnen und erkundest eine kirgisische Jurte (Wohnung). Außerdem kannst du die Nachbauten nomadischer Wagen, wie sie in Mittelasien bis heute genutzt werden, bewundern und einen Kurgan, den Grabhügel der Steppe, betreten.



Faszinierende Exponate



Ein Highlight der Ausstellung ist die Rekonstruktion einer hunnischen Frau mit künstlich deformiertem Schädel eine der fremdartigen Sitten der Reiterkrieger. Wertvolle Diademe hochgestellter hunnischer Frauen und die typischen, schweren hunnischen Kessel sind ebenso zu sehen wie die Bewaffnung der Reiterkrieger und ihrer germanischen Vasallen. Grabfunde der hunnischen und germanischen Oberschichten veranschaulichen die Bestattungsbräuche dieser Zeit.



Mythos Attila



Auch der berühmte Hunnenkönig ist in der Ausstellung natürlich zu sehen. Verschiedene Inszenierungen beleuchten sein Leben. So ist beispielsweise eine Reitergruppe zu sehen oder der Palast des Großkönigs. Wenn du willst kannst du dich sogar selbst von Angesicht zu Angesicht mit Fragen an Attila wenden. Ein Schauspieler verkörpert den legendären Hunnen-Herrscher.

Tolles Kinderprogramm



Für Kinder bietet das Museum interessante Workshops an:



Filzen

Bei dem Rundgang durch die Ausstellung erfahrt ihr einiges über Reiternomaden, die vor mehr als 1.500 Jahren gelebt haben. Aber ihr lernt auch das Leben der heutigen Nomaden kennen.

Das Filzen ist eine alte Tradition dieser Nomadenvölker. Filz ist eines der wichtigsten Materialien: Aus Filz werden bis heute Wände für Jurten, Teppiche, Kleidung oder Satteldecken gefertigt. Im Anschluss an die Führung könnt ihr lernen, wie das Filzen geht und stellt einen eigenen Ball aus Filz her. (6-10 Jahre)



Schmuck

In der Ausstellung sind einige kostbare Schmuckstücke zu sehen, wie Fibeln oder Goldblechapplikationen mit Almandinsteinen, mit denen kostbare Frauengewänder geschmückt waren. Wir schauen uns diese gemeinsam an und werden die Technik des Cloisonné kennenlernen und eine eigene Brosche mit Schmucksteinen oder einen Anhänger gestalten. (8-12 Jahre)



Die Workshops beinhalten eine 45-minütige Führung durch die Ausstellung sowie einen praktischen Teil mit einer Dauer von 45 Minuten.



Öffnungszeiten und Eintrittspreise



Die Ausstellung ist von Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr geöffnet.

An Heiligabend, 24. Dezember 2007 und Silvester, 31. Dezember

2007 schließt das Museum bereits um15 Uhr.

Der Eintritt beträgt regulär: 10 , ermäßigt: 7 .

Schulklassen und Kindergartengruppenzahlen 3 pro Person.



Die spezielle Making-of-Homepage zur Ausstellung www.hunnen.speyer.de gewährt einen spannenden Blick hinter die Kulissen auf deutsch, englisch und französisch.



Text RR, Stand 9. 7. 2007

Fotos: Historisches Museum der Pfalz Speyer

Schädelrekonstruktion: Marcel Nyffenegger

Diadem von Csorna, Ungarn: Ungarisches Nationalmuseum, Budapest

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt