Die Frage der Woche: Wer waren die Hunnen?

Jede Woche beantworten wir euch Fragen zu allen möglichen Themen. Heute fragt uns Michael T. aus Wallenhorst: Wer waren die Hunnen? Hier erfahrt ihr die Antwort...

An den Hunnen scheiden sich noch heute die Geister. Für die einen waren sie barbarische Wilde, für die anderen gerechte, ruhmreiche Krieger. Aus den Tiefen der Steppe Ostasiens drangen die geheimnisvollen Reiterkrieger im späten 4. Jahrhundert nach Europa vor, trieben ganze Völker vor sich her und lösten damit tiefgreifende Umsiedelungen aus: die so genannte Völkerwanderung.

Wilde Reiter

Vor ihrem Vorstoß nach Westen waren die Hunnen umherziehende Nomaden in den Steppen Ostasiens. Sie lebten als Jäger und Sammler gewissermaßen im Sattel. Pferde spielten in ihrer Kultur eine wichtige Rolle. Sie spendeten Milch und Fleisch und waren als Reittiere unerlässlich. Die Legende, dass die Hunnen ihr Fleisch unter dem Sattel mürbe geritten haben sollen, ist kompletter Unsinn. Damit schützten sie auf langen Ritten ihre Pferde vor Wunden.

Der Name "Hunnen" leitet sich wahrscheinlich von Hsuing-nu ab, dem Namen eines Mongolenstammes, der in chinesischen Chroniken aus dem dritten Jahrtausend vor Christus auftaucht. Damals bedrohten die Vorfahren der späteren Hunnen China, das sein Kaiserreich mit dem Bau der Chinesischen Mauer nach außen abriegelte. Dadurch war der Weg nach Osten versperrt. Die Hunnen versuchten deshalb viele Jahrhunderte später ihr Glück Richtung Westen.   

Römer kauften sich mit Gold frei



Etwa zwischen 374 und 454 nach Christus versetzten die Hunnen die Völker zwischen Kaukasus und Rhein in Angst und Schrecken. Schon ihr fremdes Äußeres war furchteinflößend. Sie waren klein, aber kompakt von Wuchs, hatten flachen Gesichter und langgezogenen Schädel, die bewusst schon bei den Kindern verformt wurden und als schön galten. Wo sie auftauchten, gingen sie unheimlich aggressiv vor und kämpften mit Bögen, die sie wie keine ihrer Gegner beherrschten.

Nach und nach brachten die Hunnen Völker wie Ostgoten, Wandalen, Slawen und Langobarden in ihre Gewalt. West- und Ostrom zitterte vor den Pfeilen der wilden Reiter und musste sich den Frieden mit ihnen teuer erkaufen. Bestochen mit Bergen von Gold, aus denen die Hunnen schönen Schmuck fertigten, ließen sie die Römer weitestgehend in Ruhe. 

Tollkühne Kampftechniken


Berühmt waren die Hunnen für ihre tollkühnen Kampftechniken zu Pferde, mit denen sie ihre Gegner immer wieder in die Knie zwangen. So täuschten sie etwa mitten im Kampf eine Niederlage mit anschließender Flucht vor, drehten sich aber nach kurzem Ritt um und begannen an  anderer Stelle weiterzukämpfen. Dabei nutzten sie Steigbügel, mit deren Hilfe sie sich im Sattel aufrichten und blitzschnelle Wendungen reiten konnten.

Foto: Als Nomaden lebten die Hunnen in Jurten, wie es sie noch heute bei den Mongolen gibt.

Attila, der Hunnenkönig

Das Volk der Hunnen bestand aus zahlreichen Stämmen, an deren Spitze als Führer der Großkönig stand. Seine Stellung war nicht erblich, sondern musste durch militärische Erfolge verdient werden. Untrennbar mit den Hunnen verbunden ist ihr legendärer König Attila (ca. 395-453), der in germanischen Schriften auch Etzel genannt wird.


Foto: der legendäre Hunnenkönig Attila



Unter seiner Herrschaft waren die Hunnen die größte Bedrohung für das Römische Reich. Für Attila von Vorteil war, dass er die Römer bestens kannte. Er hatte als jugendliche Austauschgeisel für einige Zeit am römischen Hof gelebt. Um zum Alleinherrscher aufzusteigen, war Attila skrupellos, verbündete sich sogar einige Zeit mit den Römern und brachte seinen Bruder Bleda um.

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Kurze Glanzzeit

Nach Attilas plötzlichem Tod 453 war es mit dem Siegeszug der Hunnen vorbei. So plötzlich sie aufgetaucht waren, so schnell verschwanden sie auch wieder von der Bildfläche. Nur für drei Generationen hatten sie Europa in Atem gehalten. In der Mitte des fünften Jahrhunderts wurden sie dorthin zurückgetrieben, von wo aus sie einst das Tor zu Europa eingerannt hatten: in die Weiten der eurasischen Steppe.

Nic 19.7.2012 / Fotos: Tessloff, pd

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