Warum werden unsere Städte immer größer?

Die Hälfte der Menschheit lebt bereits in Städten und größeren Gemeinden. Bis Mitte dieses Jahrhunderts wird diese Zahl auf zwei Drittel anwachsen. Mit den daraus wachsenden Problemen befassen sich Politiker auf dem 5. Weltstadtforum in Rio de Janeiro.

Vor zweihundert Jahren lebten nur etwa 25% der deutschen Bevölkerung in Städten und rund 75% auf dem Land.

Weil damals weit mehr Menschen geboren wurden als starben wurde es immer schwerer, sich ernähren zu können.

Zu Beginn des Industriezeitalters zog ein großer Teil der Landbevölkerung in die nächsten Kleinstädte und hoffte auf bessere Lebensverhältnisse. Viele Kleinstädte wuchsen erst in dieser Zeit zu Großstädten heran.

Gewaltiges Wachstum

Gab es im Jahr 1800 in den Städten gerade mal 80.000 Arbeiter, so wuchs diese Zahl bis 1910 auf 8 Millionen an, stieg also auf das 100fache an.

Heute wachsen die Städte in Deutschland nur noch langsam.

Allerdings können wir in vielen Ländern der Welt die gleiche Entwicklung beobachten, die sich bei uns schon im 19. Jahrhundert vollzogen hat, nur dass die Städte dort viel schneller wachsen. Eine Folge davon ist, dass immer mehr Menschen in Slums leben, die Spirale der Armut dreht sich immer weiter.

Reiche Länder schrumpfen

In den Industrienationen, wie Deutschland oder Großbritannien hingegen werden immer weniger Kinder geboren, die Bevölkerung geht zurück. 

In Deutschland leben heute 82,5 Millionen Menschen. Im Jahr 2050 werden es nur noch 75,1 Millionen sein. Das liegt daran, dass jede Frau durchschnittlich 1,3 Kinder zur Welt bringt. Etwa 2,1 wären jedoch nötig, um die Bevölkerungszahl konstant zu halten.

Auch das bringt Probleme mit sich: In ländlichen Gegenden, besonders in den neuen Bundesländern leben immer weniger Menschen. Infolge dessen schließen dort Läden und öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Büchereien oder Schwimmbäder. Für die Leute, die noch dort wohnen wird das Leben immer schwieriger.

Wuchernde Millionenstädte

In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern entwickeln sich rapide wachsende Millionenstädte mit einer häufig kaum überschaubaren oder gar steuerbaren Bebauung.

Beispiele für solche Städte sind Mexiko-Stadt  (Mexiko, fast 23 Millionen Einwohner), Shanghai (China, ca. 19 Millionen), Kairo (Ägypten, geschätzte 25 Millionen), Sao Paulo (Brasilien, ca 25 Millionen in der Metropolregion), Istanbul  (Türkei, über 12 Millionen) oder Lagos (Nigeria, ca. 11,6 Millionen).



Problematische Lebensbedingungen

Die Bedingungen in diesen neuen Megastädten sind häufig in vielen Aspekten katastrophal, aber für die zuwandernde Landbevölkerung immer noch lebenswerter als in ihrer Herkunftsregion.

Eine große Herausforderung ist es, die Armut in den Städten zu minimieren, lebenswerte Unterkünfte, sauberes Wasser und eine geordnete Abwasserentsorgung zu erreichen.

Für uns in Deutschland mögen diese Punkte selbstverständlich sein, in den wuchernden Millionenstädten liegen hier die größten Probleme neben Aggression und wachsender Kriminaltät.

Politiker beraten

Im Jahr 2002 fand deshalb das erste Welt-Stadt-Forum (World Urban Forum) in Nairobi statt. Es wurde von den Vereinten Nationen gegründet, um die rasche Verstädterung und ihre Auswirkungen auf Gemeinden, Städte, Wirtschaft und das Klima zu untersuchen.


Die Gespräche werden alle zwei Jahre fortgesetzt (Barcelona 2004, Vancouver 2006 Nanjing im Jahr 2008 und aktuell Rio de Janeiro 2010).

Inzwischen ist das World Urban Forum die weltweit wichtigste Konferenz über die wachsenden Probleme der Städte geworden.



Auf der Internetseite der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung kannst Du den aktuellen Stand der Bevölkerungszahl unserer Erde ablesen.

Auch im WAS IST WAS Band 125 Klima gibt es Wissenswerte über den Zusammenhang von Bevölkerungswachstum und Klimawandel.

 

Text: Roland Rosenbauer, 22. 3. 2010, Fotos: Welch14 (Christusstatue), GeorgHH (Hamburg aus der Luft), Aam422 (Mumbai bei Nacht), Josep Renalias (Istanbul), Christian von Wissel (Mexico Stadt)João Freitas Trindade (Rio bei Nacht), Lizenzen: Creative Commons.


Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt