Ursprünge der Seidenstraße

Vom 9. Februar 2008 bis 1. Juni 2008 zeigen die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim archäologische Highlights aus der chinesischen Autonomen Region Xinjiang. Im Zentrum stehen die Menschen, die seit der Bronzezeit das Tarimbecken und die Wüste Taklamakan bewohnten. 190 originale Ausgrabungsfunde sind zum ersten Mal in ihrer Geschichte außerhalb des asiatischen Kontinents zu sehen.

Die Seidenstraße erstreckte sich zwischen dem 2. Jahrhundert. v. Chr. bis etwa ins Jahr  400 n. Chr. als wahres Routengeflecht in Ost-West-Richtung von China über das Tarimbecken bis nach Pakistan/Nordindien und an die Ostflanke des Römischen Reiches. Wie der Name schon sagt, wurde vor allem mit wertvollen Textilstoffen Handel getrieben. Die Ausstellung, die schon in Berlin zu sehen war und jetzt in Mannheim gezeigt wird, setzt aber schon zu einem weit früheren Zeitpunkt ein.

Fenster in die Vergangenheit

Es ist wie eine Zeitreise:  Einmalig erhaltene sensationelle archäologische Funde vermitteln die Lebensformen und die Vielfalt der Kulturen am südlichen und nördlichen Verlauf der Seidenstraße.

Dabei ist es schwer vorstellbar, dass die in Mannheim ausgestellten Relikte bis zu 4000 Jahre alt sind. Hier erfährst du vieles über längst vergangene Kulturen, die sich zwischen der Taklamakan-Wüste, dem Lop-Nur-See und dem Tianshan-Massiv angesiedelt hatten.Die Einblicke in die Lebenswelt der frühen Menschen überraschen dabei ebenso wie der ungewöhnlich gute Erhaltungszustand insbesondere der organischen Fundstücke. Das hängt mit den klimatischen Bedingungen in der Taklamakan-Wüste zusammen. Während bei uns in Europa zum Beispiel Feuchtigkeit Holz, Stoffe oder Lebensmittel im Laufe der Jahrtausende verrotten lässt, haben Salz und extreme Trockenheit dort alles, was du jetzt in Mannheim siehst, konserviert. Durch Dehydrierung (=Wasserentzung) wurden die organischen Materialien vor dem Vergehen bewahrt. So haben sich einzigartige Textilien ebenso erhalten wie Schmuckstücke, Werkzeuge, Gegenstände des täglichen Lebens und sogar Speisereste. All das vermittelt den Besuchern einen optisch sehr realistischen Eindruck dieser fernen Vergangenheit.

Auf den Spuren fremder Kulturen

Ein Rundgang führt den Ausstellungsbesucher von Fundort zu Fundort. Du entdeckst neue, bisher völlig unbekannte Kulturen, die sich von ca. 2000 v. Chr. bis ca. 500 n. Chr. in Xinjiang aufgehalten haben. Laut neuesten Forschungen war diese Region schon früh ein Kreuzpunkt der Kulturen.

Dich erwarten überraschende Funde, darunter eine lebensgroße mit Luchshaut überzogene Holzpuppe, prächtige Textilien, Kurioses wie langnasige Holzmasken, der Fund aus einem Musikergrab oder auch Anrührendes wie die Mumie eines wenige Monate alten Babys, das liebevoll in weichen Wollstoff gebettet wurde. Viele der Fundstätten sind Gräber. Anschaulich wird zum Beispiel gezeigt, wie im Gräberfeld von Xiaohe in der Wüste Lop die Toten in Särgen bestattet wurden, die umgedrehten Booten gleichen.

Auf Holzbüchsen sind Steinböcke abgebildet und Wölfe, die sich anknurren einzigartig lebendige Darstellungen im Tierstil. Aus dieser Zeit stammen auch farbenprächtige Wolltextilien: Blue Jeans-ähnliche Hosen mit roten Borten, Kaftane, gestreifte Hemden, Mützen und ein 50 Zentimeter hoher Hut, der die einstige Trägerin zu einer imposanten Erscheinung machte.

Drei Meter lange Wickelröcke aus roter Wolle sind mit breiten Borten mit gewebten Kamelkarawanen verziert. Ein Kinderlätzchen aus Seide scheint eine Art Bildergeschichte abzubilden. Selbst Nahrungsbeigaben haben sich erhalten, wie zum Beispiel ein Proviantbeutel mit Hirsebrötchen oder Ziegenbraten auf Serviertabletts.

Weit reichende Handelsbeziehungen

Die aus China stammenden Seidentextilien, darunter auch Kleider, sind von hoher Qualität und kunstvoll gewebt, bestickt und bemalt. Eine große Besonderheit ist der Mann von Yingpan: Er trägt einen Kaftan aus feiner Wolle mit hellenistischen Webmustern, chinesische bestickte Seidenhosen und Filzstrümpfe, die mit Seide bezogen wurden, dazu eine weiße Totenmaske mit aufgemaltem Oberlippenbärtchen. Auch Teppichfragmente in leuchtenden Farben sind erhalten und ausgestellt.

Das Brokatetui für Kamm und Spiegel aus der Han-Zeit (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) wirkt geradezu wie die Ausstattung eines modernen Reisenden. Glasperlen und Muscheln zeugen von weitreichenden Handelsbeziehungen zwischen Asien und dem Mittelmeerraum bzw. dem indischen Subkontinent im vorchristlichen China. So ist der Ursprungsort einer im Tarimbecken gefundenen Meeresschnecke höchstvermutlich der Indische Ozean.

Buntes Rahmenprogramm

Das vielfältige Rahmenprogramm bietet spannendes Hintergrundwissen zum Ausstellungsthema für Groß und Klein. Eine Audioführung vermittelt Wissenswertes zu ausgewählten Objekten in der Ausstellung für Erwachsene in englischer und deutscher Sprache. Für Kinder steht eine altersgerechte Audioführung in deutscher Sprache zur Verfügung.

An verschiedenen Tagen gibt es parallel zur Ausstellungsdauer spezielle Kinder- und Jugendprogramme. Die genauen Termine stehen in den Monatsprogrammen Februar / März / April / Mai der Reiss-Engelhorn-Museen.

Drei Highlights haben wir hier für Euch ausgesucht:

Samstag, 8. März 2008, 18 23 Uhr

Lange Nacht der Familien Märchenhafte Seidenstraße Ursprünge von 1001 Nacht

Ausstellungsbesuch, Musik und spannendes Aktionsprogramm

Donnerstag, 13. März 2008, 19 Uhr

Vortrag von Jeanette Werning, M.A.

Geisterhügel, Hirsebrötchen, Goldkamele: Zur Archäologie in Xinjiang,

VR China

Dienstag, 25. und Mittwoch, 26. März 2008

Osterferienprojekt Expedition zur Seidenstraße

für Kinder ab 8 Jahre

Donnerstag, 3. April 2008, 19 Uhr

Text: RR 18. 2. 2008, Fotos: © Cultural Heritage Bureau of Xinjiang Uygur Autonomous Region, China


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