Umsetzung und Ziele des Weltkindergipfels von 1990
Einiges der sieben Hauptziele wurde erreicht, manches leider nicht.
1. Ziel: Senkung der KindersterblichkeitBei dem Ziel, die Kindersterblichkeit um ein Drittel zu senken, hat es Erfolge und Misserfolge gegeben.
Das Risiko im Kindesalter zu sterben ist in Afrika besonders hoch. In Sierra Leone wird nicht einmal jedes dritte Kind fünf Jahre alt.
In den Ländern Südasiens sind die Überlebenschancen nicht sehr viel besser. Hier stirbt jedes zehnte Kind vor seinem fünften Geburtstag.
Im Gesundheitsbereich sind insgesamt jedoch große Erfolge zu verzeichnen. In Bangladesh zum Beispiel konnten innerhalb eines Jahrzehnts die Todesfälle durch Tetanus um über 90 Prozent reduziert werden. Auch die Todesfälle durch Masern sind weltweit verringert worden.
Große Fortschritte sind auch bei der Bekämpfung von Durchfallerkrankungen gemacht worden, die Zahl der Todesfälle sank um mehr als ein Drittel.
2. Ziel: Senkung der Müttersterblichkeit
Die Fortschritte sind nur schwer zu beziffern, weltweit sterben immer noch 600.000 Frauen durch Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt.
Einzelne Länder melden jedoch beachtliche Erfolge: In Sri Lanka sind bei über 96 Prozent aller Geburten Geburtshelferinnen anwesend. Die Zahl der Frauen, die während der Schwangerschaft oder bei der Geburt sterben hat sich halbiert.
3. Ziel: Senkung der Mangelernährung
In über 50 Prozent aller Todesfälle von Kindern spielt Mangelernährung eine entscheidende Rolle. Schlecht ernährte Kinder haben weniger Abwehrkräfte, wenn sie krank werden. Deshalb wurde beim Weltkindergipfel 1990 beschlossen, die Mangelernährung um 50 Prozent zu verringern. Dieses Ziel wurde verfehlt. Bis heute ist nur ein Rückgang um 5 Prozent erreicht worden. Auch gibt es wieder große regionale Unterschiede. Während in Südamerika und in der Karibik die Zielvorgaben fast geschafft wurden und auch Südasien Fortschritte verzeichnet, geht es den Kindern südlich der Sahara heute noch viel schlechter.
4. Ziel: sauberes Trinkwasser und hygienische Sanitäreinrichtungen
Verschmutztes Wasser ist die Hauptursache für Infektionskrankheiten, deshalb wollte man allen Menschen Zugang zu sauberem Wasser verschaffen.
1990 hatten circa 61 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu sauberem Wasser und 36 Prozent Zugang zu Sanitäranlagen, heute sind es 80 Prozent und 60 Prozent. Das bedeutet aber auch dass noch immer über eine Milliarde Menschen ohne sauberes Trinkwasser und über 2,5 Milliarden Menschen ohne Toiletten und Latrinen leben müssen.
5. Ziel: Grundschulausbildung für alle Kinder
Weltweit gehen heute noch immer über 110 Millionen Kinder nicht zur Schule. Während in Afrika über 40 Prozent der Kinder nicht eingeschult werden, hat Ostasien nahezu die Einschulungsrate der Industrieländer erreicht.
Drei Fünftel aller Kinder ohne Schulbildung sind Mädchen. In Afghanistan dürfen Mädchen überhaupt nicht zur Schule.
6. Ziel: Verbesserter Schutz für Kinder in schwierigen Lebenslagen
Schwierige Lebenslagen bedeutet: Kinder, die im Krieg aufwachsen oder schon als ganz kleine arbeiten müssen. Sie sind besonders gefährdet Opfer von Ausbeutung und Missbrauch zu werden.
Hier hat der Weltkindergipfel 1999 eine neue Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation verabschiedet. Damit wird zum ersten Mal schriftlich fixiert, dass Sklavenarbeit, Zwangsarbeit, Kinderprostitution und Kinderpornographie von Kindern und Jugendlichen verboten sind.
Um den weltweiten Missbrauch von Kindern als Soldaten zu verhindern, wurde ein Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention erarbeitet. Es verbietet die Beteiligung an Kampfhandlungen für alle Menschen unter 18 Jahren.
Ein zweites Zusatzprotokoll will den Handel mit Kindern, Kinderprostitution und -pornographie bekämpfen. Damit rücken Verbrechen an Kindern immer mehr ins öffentliche Bewusstsein.
7. Ziel: Senkung der Analphabetenrate bei Erwachsenen
Was auf den ersten Blick nichts mit Kindern zu tun hat, ist trotzdem zum Vorteil des Nachwuchses.
855 Millionen Menschen fast ein Sechstel der Menschheit kann nicht lesen und schreiben. Zwei Drittel davon sind Frauen. Daran hat sich auch seit dem ersten Weltkindergipfel vor zehn Jahren nichts geändert.
Dabei zeigen Untersuchungen wie wichtig Bildung vor allem für Mädchen und Frauen ist, denn die Säuglings- und Kindersterblichkeit ist umso geringer, je höher der Bildungsgrad der Mutter ist.
Außerdem setzen gebildete Frauen in der Regel alles daran, ihre Kinder ebenfalls in die Schule zu schicken.
Warum wurden viele Ziele nicht erreicht ?
Es gibt mehrere Gründe, warum viele der Ziele nicht oder nur teilweise umgesetzt werden konnten. Heute leben weltweit mehr Kinder in Armut als noch vor zehn Jahren. Millionen von Kindern leiden unter den direkten oder indirekten Folgen von Kriegen und Naturkatastrophen. Und immer mehr Kinder leiden an den Folgen der Immunschwächekrankheit AIDS.
-sw-14.09.01
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