Papst Benedikt XVI.

Voller Begeisterung nahmen Tausende Menschen auf dem Petersplatz in Rom die Nachricht an: zum neuen Papst Benedikt XVI wurde der deutsche Kardinal Joseph Alois Ratzinger gewählt. Der brillante Theologe war ein enger Vertrauter seines Vorgängers und gilt als Verfechter der strengen, katholischen Glaubenslehre, der sich vor allem um das Wertesystem unserer Zeit sorgt und bemüht.

Die Wahl

Nach nur 26 Stunden Konklave und 4 Wahlgängen stand der neue Papst fest. Tausende Wartende auf dem Petersplatz sahen den weißen Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle aufsteigen. Kurz nach 18 Uhr verkündeten auch die Kirchenglocken, dass die Wahl geglückt war. Direkt nach der Abstimmung wurde Kardinal Ratzinger gefragt, ob er die Papstwürde annehmen und wenn ja, welchen Namen er als Papst tragen wolle.

Vorgeschriebene Regeln

Danach wurden die Stimmzettel verbrannt - so entsteht der Rauch - und nur der Papst hat nach seiner Wahl das Recht etwas über die Umstände seiner Wahl oder die Stimmabgaben zu berichten.

Nachdem die Kardinäle dem neuen Papst gehuldigt und ihm die Treue geschworen hatten, begab er sich in den "Saal der Tränen", wo drei Papstgewänder in drei verschiedenen Größen auf ihn warteten. Schließlich weiß der vatikanische Schneider ja nicht vorher, wer zum neuen Papst gewählt wird und ob dieser groß, klein, dünn oder dick sein wird. Der "Saal der Tränen" hat diesen Namen auch, weil der neu gewählte Papst hier seinen Gefühlen freien Lauf lassen kann, bevor er sich den Menschen vorstellt.

"Habemus papam"

Nach diesen Vorbereitungen wird der neue Papst mit den lateinischen Worten "Habemus papam" - "Wir haben einen Papst" von der Loggia des Peterdoms den Menschen vorgestellt und der neue Papst spricht seinen Segen der Stadt und dem Erdkreis ("urbi et orbi") aus.

Die ersten Worte eines Papstes gelten als ungeheuer wichtig. Papst Benedikt XVI begann seine Amtszeit, das so genannte Pontifikat, mit den Worten "Meine Brüder und Schwestern, nach dem großartigen Papst Johannes Paul II. haben mich die Herren Kardinäle als Nachfolger bestimmt. Ich bin nur ein demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn. Mich tröstet der Gedanke, dass der Herr mit unfertigen Werkzeugen zu arbeiten versteht... ich vertraue mich euren Gebeten an."

Die Menschenmassen auf dem Petersplatz feierten den neuen Papst überschwänglich. Über 7000 Journalisten berichteten von diesem Ereignis live rund um den ganzen Erdball.

Benedikt XVI. ist der 265. Papst der römisch-katholischen Kirche und der achte deutsche Papst in der Geschichte.

Papst Benedikt XVI

Kardinal Ratzinger trägt von nun an den Namen Papst Benedikt XVI. Er stellte sich damit in die Tradition Papst Benedikt XV., der während des 1. Weltkrieges die römisch-katholische Kirche anführte. Dieser galt als große Persönlichkeit, die sich in den Dienst einer übernationalen Weltkirche stellte und wurde wegen seiner Friedensbemühungen auch der "Friedenspapst" genannt.

Ebenso erinnert er an Papst Benedikt XIV., der 1740 zum Papst gewählt wurde. Benedikt XIV. modernisierte die Kirchenverwaltung, das Sakramentsrecht und die Mönchsorden. Dabei scheute er sich auch nicht vor der Konfrontation mit dem einflussreichen Jesuiten-Orden. Außerdem hob er den Bann gegen die bis dahin verbotene Lehre des Nikolaus Kopernikus auf.

Kurze Biografie

Geboren wurde Joseph Alois Ratzinger am 16. April 1927 im bayerischen Marktl am Inn. Sein Vater war Polizist, den Joseph Ratzinger als klaren Denker und tief gläubigen Menschen beschrieb. Joseph hatte zwei Geschwister Maria und Georg. Gemeinsam mit seinem Bruder Georg trat er 1946 in das Priesterseminar der Erzdiözese München und Freising ein. Joseph studierte Theologie und Philosophie. Fünf Jahre später erhielten beide die Priesterweihe. Während sein Bruder sich neben der Theologie vor allem der Musik widmete und heute ein bekannter Kirchenmusiker ist, befasste sich Joseph mit der Lehre und dem Studium der Theologie und ging an die Uni.

Strenger Glaubens- und Kirchenmann

Zwei Jahre später, 1953, machte Ratzinger an der Universität München seinen Doktor der Theologie. Mit nur 31 Jahren übernahm er eine Professur für Dogmatik in Freising. Ein Dogma (Mehrzahl Dogmen) ist eine Aussage, die den Anspruch erhebt eine allgemein gültige Wahrheit zu sein. In der Kirche sind Dogmen geoffenbarte und kirchlich verkündete, christliche Glaubenswahrheiten. Als Dogmatik versteht man die wissenschaftliche Darstellung und Auslegung der Glaubenslehre. So zum Beipsiel die Deutung biblischer Zitate und kirchlicher Schriften.

Joseph Ratzinger war Dozent und Lehrstuhlinhaber an verschiedenen deutschen Universitäten wie Bonn, München, Münster, Tübingen und Regensburg für Fundamentaltheologie, die sich mit den Grundlagen des christlichen Glaubens befasst, für Dogmatik und Dogmengeschichte. Die Lehre und das grundlegende Studium der Theologie sind Ratzinger ein wichtiges Anliegen. Er galt und gilt als brillanter Denker und Kirchenphilosoph.

Leiter der Glaubenskongregation

1977 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von München und Freising ernannt. Nur zwei Monate später wurde Ratzinger zum Kardinal erhoben.

Papst Johannes Paul II. schätzte den scharfen Verstand des bayerischen Kardinals und bat ihn schon früh darum, nach Rom zu kommen. Doch Ratzinger wollte zunächst weiter in München bleiben. An seine Berufung zum Leiter der Glaubenskongregation durch den Papst 1981 knüpfte er eine Bedingung er wollte weiter Bücher schreiben können. Als ihm Papst Johannes Paul II. auch das gewährte, folgte der Kardinal dem Wunsch des Papstes. Ab 1998 war Ratzinger Subdekan, ab 2002 Dekan des Kardinalskollegiums.

Eine Kongregation ist eine Vereinigung. Die Glaubenskongregation ist eine Einrichtung, die sich darum kümmert, dass es in der Kirche keine Irrlehren gibt. Sie ist in der direkten Nachfolge der römischen Inquisition zu sehen und ist weltweit dafür verantwortlich, dass Delikte gegen den Glauben verfolgt werden.

Ein enger Vertrauter Papst Johannes Paul II.

Kardinal Ratzinger galt als die rechte Hand seines Vorgängers Johannes Paul II. Man nimmt an, dass er auch inhaltlich die Kirchenpolitik seines Vorgängers fortsetzt. Kardinal Ratzinger vertrat die strenge, oft auch als zurückgewandt bezeichnete Seite der Kirche nach außen und war maßgeblich an vielen wichtigen Schriften zu Glaubensfragen beteiligt. Als Leiter der Glaubenskongregation wachte er darüber, dass die katholische Kirche und ihre Werte in der modernen Welt nicht untergehen.

Mitarbeiter der Wahrheit

Die Frage nach den Werten in unserer Gesellschaft ist ihm ein zentrales Anliegen. Dabei hält er einen unnachgiebigen Kurs und wurde vor allem in Deutschland stark kritisiert. Zum Beispiel, weil er sich gegen die Schwangeren- Konfliktberatung, den Einsatz von Verhütungsmitteln, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften oder die lateinamerikanische Befreiungstheologie aussprach. In allen Fragen bezog er immer einen eindeutigen Standpunkt. Dabei sieht er sich als "Mitarbeiter der Wahrheit", der - wie sein Vorgänger -, in der Jugend die Zukunft der katholischen Kirche sieht.

-ab-20.04.05 Text / Foto: www.wikipedia; Manfred Richter.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt