Mumien der Traum vom ewigen Leben

70 Tier- und Menschenmumien aus allen Regionen der Erde könnt ihr in Mannheim sehen: Mumien aus dem Eis, aus Wüsten, aus dem Moor; aus Ägypten, Asien, Ozeanien und Südamerika. Das älteste Stück ist ein 70 Millionen Jahre altes Dinosaurierbein. Doch auch Verstorbene aus dem 19. Jahrhundert sind zu sehen. Und schließlich geht es auch um die Konservierung von Menschen in der Zukunft.

Wie kam es zur Mumienausstellung?


2004 wurden die Lagerräume des Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museums (rem) umstrukturiert. Dabei fand man 19 Mumien. Von den meisten wusste man nicht, wo sie herkamen. Offensichtlich waren sie noch nie ausgestellt worden. Dieser erstaunlich Fund führte zur Gründung eines neuen Mumien-Forschungsprojektes.

Mithilfe moderner Methoden wie Computertomografie, Analysen des Erbgutes und Messungen der elektromagnetischen Strahlungen (Radiometrie) versuchen die Forscher vielen Fragen auf den Grund zu gehen: Woher stammen die Mumien? Wie alt sind sie? Welches Geschlecht haben sie? Woran starben sie?


Die ganze Welt ist vertreten


Im Zuge der Forschungen stieß man auch auf Unerwartetes. Das über 2000 Jahre alte Mädchen aus Windeby, eine Moorleiche aus Schleswig-Holstein (siehe Foto) erwies sich bei näherer Untersuchung als unterernährter Junge. Auch Raritäten wie eine Mumie aus Nordost-Asien waren bei den wiederentdeckten Schätzen. Zwei präparierte Köpfe aus Neuseeland gehören ebenso zu den Ausstellungsstücken wie einige südamerikanische Mumien, die häufig in Hockstellung bestattet wurden.


Warum sind sie noch da?


In der Ausstellung erfahrt ihr auch, wie es dazu kommt, dass Leichen erhalten bleiben und nicht verwesen was ja der natürliche Weg wäre. Generell unterscheidet man zwischen künstlichen und natürlichen Mumien.


Künstliche Mumien


Foto: Ägyptische Mumie mit Innensarg.

Viele Mumien wurden absichtlich haltbar gemacht, wie wir aus dem alten Ägypten wissen. Durch das Entfernen der inneren Organe und das Austrocknen des Körpers wurde er vor der Zersetzung durch Bakterien bewahrt. Zusätzlich wirkten bestimmte Salben antibakteriell und oft nutzte man Verbände, die den Körper zusammenhielten.


In Südamerika fand man ganze Mumienfriedhöfe. Die Toten waren eng verschnürt und zum Teil in Stoff oder in Körbe verpackt.


Natürliche Mumien



Foto: Katzenmumie, die im Schweriner Arsenal entdeckt wurde.

Viel häufiger als die bewusste Konservierung von Leichen geschah es, dass sich die Körper aufgrund von natürlichen Gegebenheiten erhielten. Manchmal wurden natürliche Möglichkeiten auch absichtlich zur Erhaltung eingesetzt.

Im Alten Ägypten bestattete man Tote in der Frühzeit beispielsweise einfach im Wüstensand. Durch Austrocknen hielten sich die Leichen lange vorausgesetzt sie wurden nicht von Raubtieren verzehrt. Auch im Eis oder im Moor bleiben Leichname erhalten, denn ohne Sauerstoff können sich zersetzende Bakterien nicht vermehren.


Mumien der Zukunft


Die Ausstellung endet mit einem Blick in die Zukunft: Schon heute lassen manche Menschen ihre Körper nach ihrem Tod einfrieren. Sie hoffen, dass es in Zukunft Möglichkeiten geben wird, sie aufzutauen und wiederzubeleben. Diese Methode wird Kryonik genannt.


Darf man Tote ausstellen?


Diese Frage beschäftigte auch die Ausstellungsmacher. Tatsächlich ist es heikel, tote Menschen in einem Museum zu präsentieren, auch wenn sie bereits vor Hunderten von Jahren gestorben sind. Deshalb haben sich Museen in aller Welt dazu verpflichtet, Mumien und Skelette mit Respekt zu behandeln und sie sicher unterzubringen. Verstorbene Angehörige von religiösen und ethischen Gruppen, die eine Präsentation nicht wünschen, werden nicht gezeigt. Trotzdem bleibt das Problem, dass die Verstorbenen selbst nicht gefragt werden konnten, ob sie in einem Museum gezeigt werden wollen.


Andererseits bietet die Ausstellung eine Möglichkeit, vieles über die Vergangenheit zu erfahren, das man auf andere Weise nicht vermitteln könnte. Zugegeben: Für manchen ist es unangenehm oder schaurig, Tote vor sich zu sehen, unter ihnen auch kleine Kinder. Doch schließlich ist der Tod etwas, dem jeder früher oder später ins Auge sehen muss. Vielleicht veranlasst euch die Ausstellung dazu, über dieses Thema nachzudenken. Für Kinder unter 8 Jahren ohne Begleitung von Erwachsenen ist die Ausstellung jedoch nicht geeignet.


Begleitprogramm für Familien und Jugendliche

Foto: Mumie eines mit Federn geschmückten Brüllaffen aus Mexiko.

Ab dem 6. Oktober 2007 findet jeweils samstags und sonntags von 15 bis 16 Uhr eine öffentliche Führung für Erwachsene durch die Ausstellung statt. Parallel dazu gibt es eine einstündige Spezialführung für Kinder und Jugendliche ab 9 Jahren. Aber auch jüngere Kinder können mitkommen.

Jeden Samstag und Sonntag von 15.00 bis 16.30 Uhr können Kinder zwischen 4 und 8 Jahren mit den Museumspädagogen auf eine spannende Reise in die Welt der Mumien gehen. In der Zwergenwerkstatt erkundet ihr ausgewählte Ausstellungsbereiche und habt Spaß beim anschließenden Werken.

Am 25. Oktober 2007 findet die rem-Jugenduni zur Mumienausstellung statt. Von 10 bis 13 Uhr können sich Jugendliche ab 12 Jahren wie Studenten im Hörsaal fühlen. Ihr hört einen Vortrag über die Geschichte einer der präsentierten Mumien und erfahrt, wie natürliche Prozesse den Körper konservieren. Zum Schluss gibts noch Interessantes über moderne Prominente, die sich mumifizieren lassen. Die rem-Jugenduni findet im Anna-Reiß-Saal, Museum Weltkulturen D5 der Reiss-Engelhorn-Museen statt. Informationen und Anmeldung unter: 0621/293-3150.


Die Ausstellung ist von 30. September 2007 bis 24. März 2008 im Reiss-Engelhorn-Museums in Mannheim zu sehen.


Reiss-Engelhorn-Museen Zeughaus C5

68159 Mannheim

Tel: 0621 - 293 31 50

Fax: 0621 - 293 9539

E-Mail: reiss-engelhorn-museen@mannheim.de

Internet: www.rem-mannheim.de

Öffnungszeiten: Di-So (auch an Feiertagen): 11-18 Uhr, Do 11-21 Uhr.

Mehr über Mumien erfahrt ihr auch im WAS IST WAS Band 84 Mumien aus aller Welt.

Text: lm - 04.10.07, Fotos: Brüllaffe, "Mädchen" von Windeby": Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf; Vorschaubild ägyptischer Kopf, Ausstellungsplakat, Katze: Reiss-Engelhorn-Museen, Foto: Jean Christen, ägypt. Mumie mit Sakophag: Lippisches Landesmuseum Detmold.


Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt