In Aachen wird der Internationale Karlspreis 2005 verliehen

Dem italienischen Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi wird der diesjährige Karlspreis im Krönungssaal des Rathauses von Aachen überreicht. Mit diesem Preis wird das Lebenswerk des 84-jährigen Staatsmannes gewürdigt, der sich immer für ein gemeinsames, friedliches und tolerantes Europa eingesetzt hat. Und er steht für die alten bewahrenswerten Werte Europas.


Ciampis und Europa

Ciampi vertritt das vereinte Europa. Er gilt als ein Mitbegründer der Europäischen Zentralbank und des Wachstums- und Stabilitätspaktes. Allerdings sind diese vereinten Wirtschaftsmärkte für ihn nicht das eigentliche Ziel, sondern nur der Anfang für eine viel umfassendere Zusammenführung Europas. Die gemeinsame Währung "Euro" ist also nur ein Baustein in seinem europäischen Gesamtkonzept. So ist es für ihn als nächstes dringend notwendig, dass die europäischen Länder sich über eine gemeinsame Wirtschafts-, Außen- und Verteidigungspolitik einigen. Ein gemeinsamer Vertrag soll, seiner Meinung nach, für einen "einheitlichen Raum der Freiheit, der Sicherheit und der Justiz" sorgen. Denn nur gemeinsam können die europäischen Länder Probleme wie Arbeitslosigkeit, Armut, Kriminalität oder Bildung lösen.

Finanzfachmann

Am 09. Dezember 1920 wurde Carlo Azeglio Ciampi in Livorno als Sohn eines Optikers geboren. Er studierte an der Universität in Pisa, Literatur und Philosophie sowie Rechtswissenschaft. Unterbrochen wurde sein Studium vom Kriegdienst. In beiden Studiengängen machte er seinen Doktor. Dann trat er 1946 in den Dienst der Banca d´Italia. Dort erwarb er sich international einen Namen und stieg 1979 zum Chef der Notenbank auf. Er vertrat Italien in internationalen Bankgremien und arbeitete daran die italienische Währung (Lira) sowohl im eigenen Land als auch im europäischen Währungssystem zu festigen. Bis 1993 blieb Ciampi bei der Banca d´Italia.

Staats- und Finanzmann

Anfang der 90er Jahre wurde in Italien das Staats- und Parteiengefüge neu geordnet. Als man nach einem neuen Regierungschef suchte, fiel die Wahl auf den parteilosen Ciampi, der international höchst angesehen war. Am 29. April 1993 wurde er zum italienischen Ministerpräsidenten vereidigt.

In seiner Arbeit bemühte er sich um einen Aufschwung der italienischen Wirtschaft. 1994 aber, wurde ihm das Misstrauen ausgesprochen. Daraufhin reichte Ciampi seinen Rücktritt ein und machte den Weg für eine erste Parlamentswahl nach neuem Wahlrecht frei. Nach dem Sieg dea konservativen Bündnisses unter Führung von Silvio Berlusconi, ging Ciampi im Juli 1994 wieder ins internationale Bankenwesen, zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.

1996 gab es in Italien vorgezogene Parlamentswahlen. Überraschenderweise siegte Romano Prodi, der Ciampi in das Schatz- und Haushaltsministerium zurückholte. Ciampi verfolgte einen strengen Sparkurs und brachte Italien in die EURO- Währungsgemeinschaft. Drei Jahre später, 1999 wurde Dr. Dr. Carlo Ciampi mit überwältigender Mehrheit in der Wahlversammlung zum italienischen Staatspräsidenten gewählt.

Aus der Begründung des Aachener Kuratoriums:

"Das Direktorium der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen ehrt im Jahre 2005 mit dem Präsidenten der Italienischen Republik, Dr. Dr. Carlo Ciampi, einen großen Staatsmann und ruhelosen Mentor Europas. Er steht für das demokratische Italien, das Europa der Werte und die große Erfolgsgeschichte der Gemeinschaft von den Römischen Verträgen bis hin zu dem abermals in Rom unterzeichneten Verfassungsvertrag, der eng mit seinem Wirken verbunden ist. Carlo Ciampi steht für die innere Ordnung und für die europäischen Grundrechte, Freiheit, Demokratie, Toleranz, Weltoffenheit.... Als Verfechter einer europäischen Identität - mit politischen, kulturellen und geographischen Grenzen - steht er gegen Beliebigkeit. Und als Mittler zwischen den Welten steht er für den Dialog der Zivilisationen, insbesondere auch die Zusammenarbeit mit der arabischen Welt."

-ab-04.05.05 Text / Fotos: Ciampi: http://www.quirinale.it/presidente/; Plakat: Internationaler Karlspreis, Aachen.

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