Die "Stützen" des Weihnachtsbaums

Heilig Abend. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Der Baum wird aus dem Netz geholt, begutachtet und soll - möglichst gerade - in den Christbaumständer eingepasst werden. Er wird hin und her gedreht, es wird gesägt, geschnitzt, geschnitten, geflucht, geschimpft. Im Mittelpunkt dieser weihnachtlichen "Vorfreude" stehen der Christbaum und sein Ständer. Und Christbaumständer aller Art sind auch Thema einer Sonderausstellung im Baseler Puppenhausmuseum, die bis 06. Februar 2005 gezeigt wird. Titel: "Die treuen Stützen des Weihnachtsbaums".

Schlicht und natürlich ging´s los

Der älteste bekannte Hinweis auf einen mit Ständer befestigten, geschmückten Christbaum findet sich in einer Handschrift aus dem Jahr 1604. Forscher haben herausgefunden, dass die frühen Christbaumständer meistens aus Holz waren. Oft wurden sie mit Moos und Steinen bestückt, so als ob der Baum in natürlichem Boden stünde. Außerdem benutzte man auch Holzklötze zum Verkeilen des Baums oder Holzkreuze mit einer Bohrung in der Mitte, in die der Baum befestigt wurde.

Auch mit nassem Sand gefüllte Eimer und Töpfe kamen zum Einsatz, einfache durchbohrte Holzbrette, Schemel mit einem Loch in der Sitzfläche oder sogar durchbohrte halbe Futterrüben. Solche Lösungen waren zum Beispiel auch nach dem 2. Weltkrieg gefragt, wo man sich mit einfachen Mitteln helfen musste. Verziert wurde das Ganze mit schmucken Weihnachtsdeckchen.

Paradies- oder Christgärtlein

So nannte man eine kleine Inszenierung, die vom späten 18. bis ins 20. Jahrhundert die Wohnzimmer zu Weihnachten schmückte. Auf einer Holzplatte, die in der Mitte ein Loch für den Christbaum hatte, wurde um den Stamm Moos und Stroh gelegt und darauf eine Krippe oder auch nur Figuren und Tiere platziert. Als Umrandung kam ein Miniaturzaun außen herum - fertig.

Massiv aus Gusseisen

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten massiven gusseisernen Christbaumständer hergestellt. 1866 wurde das erste Modell gegossen. Sie bestanden zumeist aus zwei Teilen: einer durchbohrten grundplatte und einem metallenen Rohrteil, einer so genannten Tülle, in welche der Stamm gestellt wurde. Am oberen Rand des Rohrteils konnte man durch Anziehen von Schrauben den Weihnachtsbaum zentrieren und fester einpassen.

Diese Ständer waren zwar sehr stabil, konnten aber dennoch nicht die Holzkonstruktionen mit Christgärtlein komplett verdrängen. Außerdem waren die gusseisernen Modelle einfach auch sehr teuer. Sie kosteten etwa so viel wie ein ganzer Karton Christbaumkugeln.

Drehbar, Patentbaumhalter oder mit Spieluhr

Auch bei den Christbaumständern kamen immer neue Ideen auf den Markt. Neue Verzierungen, oder Ständer zum selbst zusammensetzen, die so genannten Patentbaumhalter. Außerdem gab es auch Modelle mit eingebauten Spieluhren. Sie sind mit einer Walze ausgerüstet, die bis zu acht Weihnachtslieder spielt, oder mit Metallschallplatten, auf denen auch bekannte Volkslieder zu finden sind. Diese Art von Christbaumständer war sehr teuer. Während ein gusseiserner Ständer immerhin schon 4,50 Mark kostete, musste man für den "musikalischen" Ständer mit zwei Liedern bereits 31 Mark bezahlen. Zum Vergleich: Ein Metallarbeiter verdiente damals ca 65 Mark im Monat!

So sieht man, dass man an einer scheinbaren Nebensächlichkeit wie einem Christbaumständer, seiner technischen Entwicklung und Herstellung, aber auch an seinen Verzierungen und Formen vieles über die Zeit und die Menschen erfahren kann, die sich solch eine Nebensächlichkeit entweder leisten oder eben nicht leisten konnten. Und plötzlich werden Christbaumständer ein spannendes Thema!

Puppenhausmuseum Basel

Steinenvorstadt 1

CH-4051 Basel

Telefon: +41 (0) 61 225 95 95

Internet: www.puppenhausmuseum.ch.

Geöffnet: tgl. 11.00 - 17.00 Uhr, Do bis 20.00 Uhr, Sonderausstellung bis 06. Februar 2005.

Eintritt: Kinder bis 16 Jahre frei und nur in Begleitung Erwachsener; Erwachsene: CHF 7,00 ermäßigt CHF 5,00.

-ab-15.12.04 Text / Fotos: Mit freundlicher Genehmigung des Puppenhausmuseums Basel.

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