Der Karlspreis 2007 geht an Javier Solana

Der Karlspreis gilt heute als einer der bedeutendsten europäischen Preise. Er wird verliehen an Institutionen oder Menschen, die sich um Europa oder die europäische Einigung verdient gemacht haben. Er besteht aus einer Medaille, einer Urkunde und einem Geldpreis in Höhe von 5000 Euro. Dieses Jahr erhält der Spanier Javier Solana die Auszeichnung.


Foto: Karlspreis-Medaille



Solana als Physiker

Javier Solana wurde am 14. Juli 1942 in Madrid geboren. Er entstammt einer Familie von Gelehrten und Diplomaten. 1959 begann Solana in Madrid Physik zu studieren, wurde jedoch vier Jahre später von der Universität verwiesen, da er sich an Protesten gegen Diktator Franco beteiligt hatte. So führte er sein Studium in den Niederlanden und Großbritannien fort. Von 1968 bis 1971 unterrichtete er Physik an der University of Virginia in den USA.

1971 kehrte er nach Spanien zurück und versuchte dort, als Dozent tätig zu werden. Doch die Tatsache, dass er weiterhin ein Gegner Francos war, machte ihm ein zweites Mal einen Strich durch die Rechnung und er verlor seinen Job.

Solana als Politiker

Nach dem Ende der Diktatur ging Solana in die Politik. 1982 wurde er spanischer Kulturminister, 1992 Außenminister. Von 1995 bis 1999 war er Generalsekretär der NATO, des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses.

Foto: Javier Solana 2005

Zwei Monate vor Ende seiner Amtszeit wurde Solana auf die neu geschaffene Stelle des Hohen Vertreters für Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU berufen. Zusätzlich erhielt er den Titel Generalsekretär des Rates der Europäischen Union. 2004 wurde Solana im Amt bestätigt, das er nun bis 2009 ausüben kann.

Sollte die europäische Verfassung noch vor 2009 in Kraft treten, womit einige Reformen einhergehen würden, würde Solana dann wirklich noch zum europäischen Außenminister. Dieser Posten soll dann nämlich tatsächlich eingeführt werden.

Doch auch jetzt ist Solana schon in vielen Teilen der Welt der wichtigste Vertreter der EU. So verhandelt er im Namen der Europäischen Union zwischen den verfeindeten Parteien im Nahen Osten und spricht mit Irans Unterhändler über das Atomprogramm seines Landes das weltweit für Unruhe gesorgt hat.

Solanas Funktion ist insofern etwas Besonderes, als es früher in derartigen Konflikten nicht einen Ansprechpartner der EU gab, sondern viele verschiedene, z. B. die Außenminister der einzelnen Länder. In schwierigen Situationen ist es jedoch nicht gerade effektiv, wenn viele verschiedene Politiker mitmischen, denen es jeweils nur um die Interessen ihres eigenen Landes geht.

Damit die EU auch im Rest der Welt als Einheit verstanden wird ist es sehr wichtig, dass sie von einer Person vertreten wird.  Dass Solana ein geschickter Diplomat und zäher Verhandlungsführer ist, hat sich schon bei zahlreichen Krisen als äußerst hilfreich erwiesen.

Karlspreis für Solana als Signal für die EU

Die Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen appelliert mit der Auszeichnung Solanas gleichzeitig an die EU-Staaten, sich in Zukunft noch mehr um eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik zu kümmern. Es gehe dabei nicht nur um die eigene Sicherheit sondern auch um den Einsatz für Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit auf der ganzen Welt.

Gegenstimmen

Es gibt jedoch auch Leute, die nicht damit einverstanden sind, dass Javier Solana den Karlspreis erhält. Sie weisen darauf hin, dass er es war, der als Generalsekretär der NATO 1999 die Bombardierung Serbiens durch NATO-Truppen während des Kosovo-Konfliktes anordnete.

Dieser bewaffnete Angriff sei völkerrechtlich nicht zulässig gewesen, da er nicht von den Vereinten Nationen (UN) genehmigt worden war. Befürworter dieses Einsatzes sagen jedoch, es sei gut gewesen, dass Solana den Befehl erteilt habe, da durch den Militäreingriff schlimmere Katastrophen für die Bevölkerung verhindert werden konnten.

Links

Die Begründung für die Verleihung des Karlspreises an Solana findet ihr hier. 



Das Rahmenprogramm der Preisverleihung bietet Ausstellungen, Vorträge, Konzerte, Filme und kulinarische Genüsse aus Europas Regionen 

Wer in Aachen oder Umgebung wohnt, sollte sich das Karlspreis-Open-Air-Fest nicht entgehen lassen. Am 17. Mai 2007 um 11 Uhr beginnt die Veranstaltung mit der Live-Übertragung des Festaktes auf Video-Großleinwand auf dem Markt. Auf dem Katschhof gehts danach weiter mit Musik und Infoständen über Europa und Spanien.

Text: lm 14.05.07, Fotos Solana: wikipedia, Medaille: www.karlspreis.de.

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