Der 14. Dalai Lama kommt nach Deutschland

"Ich bin nur ein einfacher Mönch - nicht mehr und nicht weniger." - so bescheiden sieht Tenzin Gyatso, das geistliche und politische Oberhaupt Tibets, seine Rolle. Vom 16. bis 19. Mai 2008 besucht er die Städte Bochum, Mönchengladbach, Nürnberg, Bamberg und Berlin. Das Thema des Besuchs ist Kein Frieden ohne Menschenrechte.

So bescheiden der Dalai Lama ist, für die weltweit verstreuten Buddhisten und Tibeter ist er der Hoffnungsträger für eine friedliche Befreiung Tibets. Und mittlerweile ist er auch für unzählige westliche Menschen zu dem Vorbild unserer Zeit geworden.

Wie wird man der Dalai Lama?

Der Begriff "Dalai Lama" bedeutet so viel wie "Meer des Wissens" oder "Ozean der Weisheit" und ist der Titel für das geistige und weltliche Oberhaupt der Tibeter. Der heute lebende 14. Dalai Lama wurde am 06. Juli 1935 als Sohn eines Bauern in dem Dorf Taktser im Nordosten Tibets geboren. Damals hieß er Lhamo Dhondrub. Als er zwei Jahre alt war, stieß eine Delegation hoher Lamas, auf der Suche nach der Reinkarnation des 13. Dalai Lamas, auf den Jungen. Reinkarnation bedeutet Wiedergeburt, an die die Budhhisten glauben.

Stirbt ein Dalai Lama, so gibt er zuvor Hinweise darauf, wo er wiedergeboren werden wird. Hohe religiöse Führer suchen den Nachfolger dementsprechend. Dabei stellen sie Kindern, auf die die Beschreibung zutrifft, Aufgaben. So müssen sie private Dinge aus dem Leben des Dalai Lama wieder erkennen und damit beweisen, dass sie die Wiedergeburt des Dalai Lama sind. Es sind Kinder, die oft ernster sind als ihre Altersgenossen. Auch Lhamo Dhondrub war außergewöhnlich. Schließlich wurde er im Alter von zwei Jahren entsprechend der tibetischen Tradition als 14. Reinkarnation des Dalai Lama anerkannt.

"Was man anderen tut fügt man auch sich selbst zu."

(Dalai Lama)

Zwei Jahre später 1939 wurde der Junge auch offiziell von der Tibetischen Regierung als der 14. Dalai Lama anerkannt. Damals erhielt er seinen neuen Namen: Tenzin Gyatso. Am 22. Februar 1940 bestieg der Junge mit viereinhalb Jahren den Löwenthron. Dann begann eine lange, intensive und schwierige weltliche und geistliche Ausbildung durch unterschiedliche Mönche in zahlreichen Klöstern. Er lernte tibetische Kunst und Kultur, Grammatik und Sprachwissenschaft, Medizin sowie buddhistische Philosophie, das wichtigste Fach.

Mit 15 Jahren übernahm er offiziell die Staatsgewalt in Tibet, mit 24 Jahren flüchtete er vor den chinesischen Truppen (Näheres findet ihr im angehängten Artikel.) Mit 25 Jahren schließlich erlangte er den Titel eines Lharampa-Geshe, den höchsten Ausbildungsgrad der tibetischen Klöster.

"Nur den Menschen ist es möglich, den Geist zu entwickeln und den Hang zu Zerstörung und Selbstüberschätzung durch bessere Einsicht abzulegen". (Dalai Lama)

Seit 1960 lebt er im indischen Dharamsala am Südhang des Himalaya im Exil. Hier, in einem buddhistischen Kloster ist sein Amtssitz. Zahlreiche Tibeter sind ihm gefolgt. Seit 45 Jahren kämpft er mit friedlichen Mitteln dafür, dass Tibet wieder unabhängig und frei wird. Er tourt vor allem durch Europa und Nordamerika, hält Reden und tritt weltweit für die Rechte und Kultur Tibets ein.

Neben dem Papst gilt der 14. Dalai Lama als einer der wichtigsten geistigen Oberhäupter unserer Zeit. Seine Art, seine Weisheit, seine Ausstrahlung und sein friedlicher Kampf für ein unabhängiges Tibet haben ihm nicht nur den Friedensnobelpreis 1989, sondern auch größten Respekt unter den Staatsoberhäuptern, und Millionen Anhänger auf der ganzen Welt gebracht. Dazu zählen sich auch viele Show-, Film- und Musikstars, die offen ihre Anhängerschaft zu seiner Hoheit bekunden und für seine Anliegen werben. Einer der bekanntesten ist wohl der Schauspieler Richard Gere.

Text:-ab-/-rr- 13. 5. 2008, Foto: Tibet-Initiative Deutschland e.V.

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