Das Preußenjahr 2001

Die deutsche Geschichte wäre ohne Preußen sicher anders verlaufen ob besser oder schlechter, darüber streiten sich die Historiker bis heute.

Preußen bedeutete Militarismus und Bürokratie, aber auch Reformstreben, Liberalismus und Religionsfreiheit.
Sprichwörtlich sind die so genannten preußischen Tugenden wie Disziplin, Ordnungssinn, Zuverlässigkeit, um nur einige zu nennen. Auch durch die Pflege von Kunst und Wissenschaften zeichneten sich die Preußen aus. Stärker ins Geschichtsbewusstsein haben sich jedoch die Kriege eingeprägt, welche die Preußenkönige immer wieder führten zum Leidwesen ihrer Untertanen.

In seinem Bestseller Preußen ohne Legende vertrat Sebastian Haffner die These, dass die preußische Geschichte am 18. Januar 1701 begann. An dem Tag proklamierte sich der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. zum König in Preußen und nannte sich fortan Friedrich I..

Aus Rücksicht auf die Tradition des Deutschen Kaiserreiches fand die Krönung im ostpreußischen Königsberg statt. Die Stadt war ausgewählt worden, weil sie nicht zum Reich gehörte und es somit kein zweites Königreich in Deutschland geben konnte. Das war wichtig, da der Titel des deutschen Königs in der Tradition des Deutschen Kaiserreiches zugleich Ansprüche auf den Kaiserthron signalisiert hätte. So fand die Proklamation (Bekanntmachung) auch die Zustimmung Kaiser Leopolds I..

Vorgeschichte

Das ehemalige Herzogtum Preußen entstand am 8. April 1525. An diesem Tag schlossen König Sigismund I. von Polen und der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht der Ältere, Markgraf von Brandenburg-Ansbach den Krakauer Vertrag. Darin wurde die Umwandlung des Ordensstaates in ein weltliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit vereinbart.

1618 fiel es an die brandenburgische Linie der Hohenzollern, die bis 1660 die Souveränität (Hoheit) in Preußen erlangen konnten. Dazwischen lag der Amtsantritt des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm im Jahre 1642.

Aufstieg zur Großmacht

Von 1701 1772 nannten sich die preußischen Herrscher König in Preußen. Erst ab 1772 bezeichneten sie sich als König von Preußen. Die kostspielige Prunkentfaltung im preußischen Barock brachte das Land an den Rand des finanziellen Ruins.

Friedrich I. pflegte vor allem Kunst und Wissenschaft. In seine Zeit fiel die Gründung der Universität Halle und der Kurfürstlich-Brandenburgischen Societät der Wissenschaften, die spätere Preußische Akademie der Wissenschaften.

Friedrich Wilhelm I. (1713-40) schuf die Grundlagen des preußischen Militär- und Verwaltungsstaates. Der so genannte Soldatenkönig machte den Offiziersstand zum 1. Stand im Staat. Die Bürger stellten das neue Beamtentum. Das uneigennützige Pflichtbewusstsein des Beamten und die herrschende Rolle des Militärischen wurde ein Kennzeichen des Staates. Dank Friedrich Wilhelm I. hatte Preußen die Voraussetzungen um zur europäischen Großmacht aufzusteigen.

Friedrich II., der Große (1740-86) fiel bereits fünf Monate nach seinem Regierungsantritt in Schlesien ein. In den drei Schlesischen Kriegen eroberte er diese reiche österreichische Provinz und machte Preußen zu einer europäischen Großmacht. In seine Regierungszeit fiel die erste polnische Teilung. So vergrößerte er das preußische Staatsgebiet um fast zwei Drittel. Selbst im Frieden hatte sein Heer noch eine Stärke von 188.000 Mann.

Mit seiner Justizreform legte Friedrich II. im Jahr 1746 den Grundstein für einen Rechts- und Verfassungsstaat. Die Glaubens- und Gewissensfreiheit wurde verankert und Justiz und Verwaltung strikt getrennt. Die Tafelrunde von Sanssouci und Friedrichs Freundschaft mit Voltaire machten Preußen zu einem Zentrum der deutschen Aufklärung.

Zusammenbruch und Wiederaufstieg

Friedrich Wilhelm II. (1786-97) leitete eine Neuorientierung in der Politik ein. So näherte er sich Österreich an, bis die Gebietserweiterungen der 2. und 3. polnischen Teilung neue Gegensätze aufwarfen. Er förderte Kunst und Wissenschaft, brachte das Land aber auch in eine tiefe Verschuldung.

Friedrich Wilhelm III. (1797-1840) konnte Preußen bis 1806 auf Napoleons Seite erheblich vergrößern. 1806 trat er in den Krieg gegen Napoleon ein und unterlag im 4. Koalitionskrieg. Im Frieden von Tilsit (1807) verlor Preußen die Hälfte des Staatsgebietes, das Land wurde von französischen Truppen besetzt.

Erst nach den Schlachten von Leipzig (1813) und Waterloo (1815) erlangte Preußen auf dem Wiener Kongress seine Großmachtstellung zurück und konnte sein Staatsgebiet wieder vergrößern.

Friedrich Wilhelm IV. (1840-61) ließ eine Verfassung ausarbeiten, die bis 1918 gültig blieb. Diese beinhaltete eine konstitutionelle Monarchie, verantwortliche Ministerien und ein Dreiklassenwahlrecht. Die Legislative teilten sich König und Landtag. Auf wirtschaftlichem Gebiet bereitete er die deutsche Einigung unter preußischer Führung vor. Die Frankfurter Nationalversammlung trug ihm die deutsche Kaiserkrone an, doch er lehnte 1849 ab. Eine schwere Erkrankung machte ihn 1858 regierungsunfähig.

Vom König zum Kaiser

Wilhelm I. (1861-88) übernahm schon 1858 die Regierungsgeschäfte seines erkrankten Bruders. Er schlug eine gemäßigte, liberale Politik ein. Nach der Thronbesteigung geriet er mit der liberalen Landtagsmehrheit über die Heeresreform in Konflikt. Nach der Berufung Otto von Bismarcks zum Preußischen Ministerpräsidenten trat Wilhelm I. hinter die eigenständige Politik seines Kanzlers zurück.

Am 18. Januar 1871 wurde er in Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen, willigte aber erst nach Zustimmung aller Bundesfürsten ein. Da er überall große Achtung genoss, gelang es ihm, die Einheit des Reiches zu festigen.

Nach Sebastian Haffner bestand Preußen exakt 170 Jahre. In seinem Buch Preußen ohne Legende vertritt er die These, dass das wahre Preußen am 18. Januar 1871 unterging, als im Spiegelsaal von Versailles das Deutsche Reich unter König Wilhelm I. als Kaiser Wilhelm I. ausgerufen wurde. Mit der Reichsgründung ging die preußische Geschichte in die deutsche über.

Die Geschichte Preußens als Staat endet mit seiner endgültigen Auflösung durch die siegreichen Alliierten am 25. Februar 1947 (Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats).




Hier findest du das Königreich Preußen zum Anklicken. Du kannst das Wappen und alle preußischen Herzog- und Fürstentümer erkunden.

Auf dem Server der Uni Paderborn kannst du eine Arbeit über Friedrich I. nachlesen, die sein Leben und seine Politik erklärend schildert.

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