Cool bleiben! Ötzi auf Tour...

Es war eine archäologische Sensation: Im Herbst 1991 entdeckten Wanderer die mumifizierte Leiche eines Steinzeitmenschen in den Ötztaler Alpen. Von 8. April bis 16. Juli 2006 gastiert eine Wanderausstellung dazu im Frankfurter Archäologischen Museum.

Im September 1991 machte sich das Ehepaar Simon aus Nürnberg auf zu einer Wanderung durch die Ötztaler Alpen im Grenzgebiet von Italien und Österreich. Sie waren etwas abseits der bekannten Pfade unterwegs, als sie plötzlich eine mumifizierte Leiche entdeckten.

Gruselige Entdeckung


Ötzi war schon geborgen, als Forscher die Fundstelle genauer absuchen - Nachgrabung an der Fundstelle am Similaun  © Fotoarchiv Südtiroler Archäologiemuseum - www.iceman.it

Zunächst ragte nur der Oberkörper aus dem Eis, das Gesicht in einer Pfütze Schmelzwasser. Erst glaubten die beiden Finder, einen verunglückten Bergsteiger vor sich zu haben, und alarmierten Polizei und Rettungskräfte.

Mit Eispickeln wurde der Rest des Körpers freigelegt und der Leichnam ins Gerichtsmedizinische Institut nach Innsbruck gebracht. Dort wuchs langsam der Verdacht, dass man es mit einer archäologischen Sensation zu tun haben könnte.

Sensation im Eis


Silexdolch mit Scheide (Silex=Feuerstein) - © Fotoarchiv Südtiroler Archäologiemuseum - www.iceman.it

Denn beim Verstorbenen wurde mehrere ungewöhnliche Gegenstände entdeckt: Neben einer Kupferaxt und einem Dolch aus Feuerstein fand man auch Material zum Bau von Pfeilen, außerdem Reste von Fellkleidung, einen Lendenschurz, eine Fellmütze und mit Gras isolierte Lederschuhe.

Schnell erhielt der Tote den Spitznamen Ötzi, nach seinem Fundort in den Ötztaler Alpen. Auf Englisch nennt man ihn auch Iceman oder Frozen Fritz. Untersuchungen mit der Radiokarbonmethode (Erklärung am Ende des Artikels) deuten darauf hin, dass Ötzi etwa 5000 Jahre alt ist, also um 3000 v.Chr. gelebt hat. Das war die Zeit, als mit Planung und Bau der ersten Pyramiden in Ägypten begonnen wurde!

Krimi in den Alpen

Weitere Forschungen haben ergeben, dass Ötzi etwa 46 Jahre alt war, als er starb. Das ist für die damalige Zeit sehr alt. Er wog etwa 50 kg, war 1,60 m groß und hatte Schuhgröße 38. Sein Gebiss war zwar völlig abgenutzt, aber er hatte kein Karies. Man entdeckte auch mehrere verheilte Brüche der Rippen und der Nase, Anzeichen für ein gefahrvolles Leben.


Rekonstruktion des Mannes aus dem Eis - © Fotoarchiv Südtiroler Archäologiemuseum - www.iceman.it

Außerdem fanden die Wissenschaftler eine Pfeilspitze unter dem linken Schulterblatt. Sie vermuten, dass diese Verletzung letztlich zum Tod geführt hat. Die Forscher nehmen an, dass auch andere Schnittverletzungen an der Hand auf einen Kampf hindeuten, den Ötzi schließlich nicht überlebt hat. Er blieb deshalb so gut erhalten, weil der Gletscher und das kalte Klima seine Leiche wie ein Kühlschrank vor dem Verfall bewahrte.

Neueste Forschungen gehen davon aus, dass Ötzi eine hohe soziale Stellung innehatte. Das wird aus dem wertvollen Kupferbeil geschlossen, das er bei sich trug. Womöglich war er auf der Flucht vor Feinden, die sein Dorf im Tal überfallen hatten.

Erklärung Radiokarbonmethode

So lange ein Mensch, ein Tier oder eine Pflanze lebt, werden durch Nahrung und Atmung Stoffe mit der Umwelt ausgetauscht. Darunter ist auch Kohlenstoff. Dieser kommt in der Natur in drei Varianten vor, davon ist eine radioaktiv (Das kann man sich vorstellen wie bei Autos: Sie gleichen sich im Prinzip, sind aber doch unterschiedlich).

Diese drei Arten von Kohlenstoff sind auch alle im Organismus vorhanden. Ab dem Zeitpunkt des Todes zerfällt die radioaktive (Radio) Form von Kohlenstoff (Karbon), die beiden anderen bleiben im toten Organismus erhalten. Je weniger von der zerfallenden Sorte Kohlenstoff im Vergleich zu den beiden anderen vorhanden ist, desto länger liegt der Zeitpunkt des Todes zurück.

Ausstellung ÖtziCultour in Frankfurt

Wer mehr über unseren frostigen Vorfahren wissen möchte, sollte zwischen 8. April und 16. Juli nach Frankfurt ins Archäologische Museum gehen. Dort zeigt das Südtiroler Archäologiemuseum in einer Wanderausstellung den Mann aus dem Eis. Sowohl Ötzi als auch die bei ihm gefundenen Gegenstände werden als perfekte Nachbildungen gezeigt. Der echte Ötzi und die Originalgegenstände werden unter besonderen klimatischen Bedingungen in Bozen (Italien) aufbewahrt, um sie vor dem Verfall zu schützen.

In der Ausstellung erfahrt ihr die neuesten Erkenntnisse über sein Leben, seine Herkunft und seinen Tod. Außerdem habt ihr unter anderem auch die Möglichkeit eure Steinzeit-Fitness zu testen: Spannt einen Bogen, wie ihn auch Ötzi benutzt hat und messt dabei eure Spannkraft und Schussweite.

8. April 16. Juli 2006 

Dienstags bis Sonntags 10 17 Uhr

Mittwochs 10 20 Uhr 

Karmeliterkirche des Karmeliterklosters

Karmelitergasse 1

D-60311 Frankfurt am Main 

Eintritt  5, ermäßigt 2,50

Homepage des Frankfurter Archäologischen Museums



Weitere Materialien zu Ötzi und zur Steinzeit (besonders für Lehrer)

Mehr über Ötzi und andere Mumien erfährst du auch in unserem WAS IST WAS-Band 84: Mumien

Text: -jj- 5.4.2006; Dank an Frau Lorenz vom Frankfurter Archäologischen Museum für die freundliche Unterstützung

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt