Steinzeit-Paar umarmt sich seit 5000 Jahren

Der Fund des Steinzeit-Paares bei Mantua in Norditalien hat in den Medien viel Aufsehen erregt. Deutsche Archäologen sehen darin allerdings nichts Besonderes. Mehrfachbestattungen waren in der Jungsteinzeit nicht außergewöhnlich. Auch in Deutschland gab es schon ähnliche Funde.

Seit etwa 5.000 oder 6.000 Jahren lag ein Steinzeit-Paar eng umschlungen in einem Grab, bis es jetzt bei Ausgrabungen von Archäologen des "Museo Archeologico Nazionale di Mantova" entdeckt wurde. Der Fundort liegt nahe der norditalienischen Stadt Mantova.

Die Leiterin der Ausgrabungen, Elena Menotti, teilte mit, bei den beiden Toten handle es sich offenbar um einen jungen Mann und eine junge Frau. Auf das geringe Lebensalter deuteten das noch fast vollständige Gebiss und die geringe Abnutzung der Zähne hin.

Die italienischen Medien haben den Fund als "Liebenden von Valdaro" betitelt. Wie es aussieht, sind die beiden Steinzeitmenschen durch Pfeile zu Tode gekommen. Eine Pfeilspitze fand man in der Wirbelsäule des Mannes, eine andere in der Seite des Frauenskeletts.

Funde auch in Deutschland

Ähnliche Doppel- und Mehrfachgräber, auch mit sich gegenseitig zugewandten Personen, sind aus der Jungsteinzeit, dem so genannten Neolithikum, in ganz Europa bekannt. Sogar bei noch viel älteren Funden aus der Altsteinzeit (Paläolithikum) waren die Bestatteten teilweise eng miteinander umschlungen.

So fand beispielsweise der Archäologe Robert Ganslmeier im Juli 2005 auf einem Acker im sächsischen Eulau vier Familiengräber mit insgesamt 14 Skeletten von Männern, Frauen und Kindern. Auch hier waren sich die Skelette teilweise zugewandt. Ganslmeier fand heraus, dass die Familien durch Gewalt und an Seuchen gestorben waren.

In einem der Gräber steckte bei einer Frau eine etwa zwei Zentimeter lange Pfeilspitze in der Wirbelsäule. Mit in ihrem Grab lag noch ein zwei bis vier Jahre altes Mädchen. Mutter und Kind schauten sich an ähnlich wie bei dem jüngsten Fund in Italien.

Die gewaltsamen Hintergründe der Grabanlage von Eulau werden derzeit mit aufwändigen Laboruntersuchungen im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle erforscht. Eines der Familiengräber wird bereits im nächsten Jahr in der Dauerstellung zu sehen sein, die komplette Sonderausstellung unter dem Titel "Gewalt in der Steinzeit" ist für 2008 geplant.


Das Doppelgrab von Oberkassel


Zu den bekanntesten Doppelbestattungen aus der Altsteinzeit zählt jenes, das 1914 in Oberkassel bei Bonn entdeckt wurde. Unter flachen Basaltblöcken und eingehüllt von einer spärlichen Lage durch Rötel rotgefärbten Lehms lagen die Skelette eines etwa 50 Jahre alten Mannes, einer 20- bis 25-jährigen Frau, die Überreste eines Hundes, weitere Tierreste und Kunstgegenstände aus Tierknochen. Diese Bestattung erfolgte vor mehr als 13.000 Jahren. Die gut erhaltenen Skelette, die Grabbeigaben und ein Teil des Hundegebisses sind im Rheinischen Landesmuseum Bonn ausgestellt.

Text: RR, 12. 2. 2007, Bilder Wikipedia GNU.

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