Richard Leakey und der Homo erectus

Am 19.12.1944 wurde Richard Leakey geboren. Der kenianische Anthropologe entdeckte 1984 gemeinsam mit US-Wissenschaftlern ein nahezu komplettes Skelett eines rund 1,6 Millionen Jahren alten "Homo erectus". Es waren die ersten Urmenschen die das Feuer benutzten und das Jagen zur Sicherung ihrer Nahrungsversorgung einsetzten.

Richard Erskine Leakey stammt aus einer weltweit bekannten Anthropologenfamilie. Seine Eltern waren das Anthropologenpaar Louis und Mary Leakey. Sein älterer Bruder Jonathan (1940 geboren) fand im Oktober 1960 fossile Überreste eines 10-jährigen Kindes einer neuen Urmenschen-Art, die später von seinem Vater auf den Namen "Homo habilis" (Fähiger Mensch), getauft wurde. Louis Leakey hat durch seine Funde maßgeblich dazu beigetragen, die Annahme Darwins zu untermauern, dass die Menschheit aus Afrika stammt.

Paläoanthropologie

Der Wissenschaftszweig, auf dem die Leakeys forschten, nennt man Paläoanthropologie. Das ist die Wissenschaft, die sich mit dem Ursprung und der Entstehungsgeschichte des Menschen (Homo sapiens) sowie mit der Rekonstruktion von Verwandtschaftslinien des Menschen befasst. Sie ist ein Teilgebiet der naturwissenschaftlich ausgerichteten Anthropologie.

Menschheitsentwicklung:

Die Altsteinzeit ist die älteste und längste Periode der Menschheitsgeschichte. Sie  begann vor rund 2,5 Millionen Jahren mit den ersten genormten Steingeräten und ging vor 12.000 Jahren mit der Eiszeit zu Ende. Die von Jonathan Leakey in Ostafrika entdeckten Spuren des "Homo habilis" stammen aus einer Zeit vor 2,5 Millionen Jahren. Vor etwa 1,8 Millionen Jahren entwickelte sich der "Homo erectus", der aufrechtgehende Mensch, der sich von Afrika bis nach Europa ausbreitete. Er lernte mit der Kälte umzugehen und blieb schließlich auch während der Kaltzeiten in Mitteleuropa. Der älteste Menschenfund aus Deutschland ist rund 500.000 Jahre alt. Dieser "Homo heidelbergensis" gilt als Vorfahre des Neandertalers. Zur gleichen Zeit entwickelte sich in Afrika der "Homo sapiens" unser direkter Vorfahre.

Die Gattung Homo

Das Wort "Homo" steht in der lateinischen Sprache für Mensch. Es ist die Bezeichnung einer Gattungsgruppe zu der alle heute lebenden Menschen gehören sowie deren ausgestorbene Vorfahren. Louis Leakey war überzeugt davon, dass die Wurzeln der Gattung Homo mit dem Nachweis von Steinwerkzeugen in Verbindung zu bringen sind. Auf ihn geht die Vorstellung zurück, dass der Werkzeuggebrauch den Vormenschen zum echten Menschen machte. Obwohl Jane Goodall später nachweisen konnte, dass auch Schimpansen Werkzeuge gebrauchen, ist Leakeys Vorstellung nach wie vor populär.

Keine primitiven Wilden


Es gibt auch die weitverbreitete Meinung, die Menschen der Eiszeit seien primitive, spärlich bekleidete Wilde gewesen. Auch heißt es, die ersten Menschen hätten sich von Früchten und Beuteresten der Raubtiere ernährt, weil sie selbst noch keine Jagdgeräte hatten. Sie hätten mit Keilen Mammuts gejagt. Dabei entwickelten die Eiszeitmenschen schon früh Waffen und Jagdstrategien. Funde beweisen, dass sie seit 300 000 Jahren, auch während der Kaltzeiten in Mitteleuropa gelebt haben und die extremen Herausforderungen der unwirtlichen Umwelt gemeistert haben.

Der "Homo habilis"

Richard Leakey setzte das Lebenswerk seiner Eltern fort. 1967 entdeckte er die bedeutende Fundstelle Koobi-Fora am Turkana-See im afrikanischen Staat Kenia. Neben vielen weiteren fossilen Funden legte er dort erstmals einen rund zwei Millionen Jahre alten vollständig erhaltenen Schädel eines "Homo habilis" frei. Allerdings wurden zu wenige Überreste gefunden, deshalb steht eine gesicherte Rekonstruktion des Körpers nach wie vor aus.

Mensch oder Schimpanse?

Die den Überresten zugeordnete Hand weist wie beim modernen Menschen einen relativ großen Daumen und breite Fingerspitzen auf; jedoch sind die Finger wie bei den Schimpansen relativ lang und gekrümmt. Da Funde dort teils schimpansen-, teils menschenähnliche Merkmale aufweisen, ist auch noch ungeklärt, ob der Körperbau von Homo habilis gemischte Merkmale aufwies oder ob die Funde teilweise zum Urmenschen und teilweise zu Schimpansen gehören.

Gefunden wurden auch Steinwerkzeuge sowie Tierknochen mit Einkerbungen. Daraus wurde geschlossen, dass Homo habilis Fleisch von den Knochen getrennt und verzehrt hat.

Der Homo erectus

Aufsehen erregte Richard Leakey 1984, als er gemeinsam mit US-Wissenschaftlern ein nahezu komplettes Skelett eines rund 1,6 Millionen Jahren alten "Homo erectus" entdeckte. Schon vorher hatte es Fossilienfunde dieser Urmenschen gegeben, vor allem in Asien. In Afrika hatte man erst in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts danach zu suchen begonnen. Vorher dachten viele Wissenschaftler, der Mensch hätte sich in Asien entwickelt, obwohl schon Charles Darwin die Wiege der Menschheit in Afrika vermutet hatte.

Ähnlichkeiten zum modernen Menschen

Durch die Funde in Asien konnte der Körper des Homo erectus genauer rekonstruiert werden als die der früheren Urmenschen. So war sein Rumpf im Vergleich zum modernen Menschen tonnenförmiger und volumenreicher. Das Skelett war kräftiger und größer als das der älteren Arten. Über den dickwandigen Schädelknochen befanden sich kräftige Überaugenwülste. Von hinten betrachtet war der Schädel mehr breit wie hoch. Der Homo erectus dürfte zwischen 1,45 bis 1,80 Meter groß gewesen sein. Der Bau der Füße weist auf eine aufrechte, zweibeinige Fortbewegungsweise hin, das belegen 1,5 Millionen Jahre alte fossile Fußspuren.

 

Mehr über die Eiszeiten, die Tiere der Eiszeiten und die urzeitlichen Menschen erfährst du in: WAS IST WAS 9 "Der Urmensch",

WAS IST WAS 38 "Säugetiere der Vorzeit" und WAS IST WAS 65 "Eiszeiten"

Text: RR, Stand: 17. 12. 2009, Bilder: PD-USGov-Interior-BLM (Louis Leakey ), José-Manuel Benito Álvarez  (Homo habilis, PD), Tessloff-Verlag (Lager der Eiszeitmenschen - Illustration aus WAS IST WAS Band 65 "Eiszeiten"), Thomas Roche (Homo erectus, cc-by-sa 2.0),


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